Verleumdung

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"Sie haben einen Gehirntumor, Mr. Bane."

Schockiert und sprachlos sehe ich ihn an.

"Ich stelle Ihnen ein Rezept aus. Das sind Tabletten, die hoffentlich den Tumor verkleinern. Sie nehmen morgens, mittags und abends eine. Morgens und mittags nach dem Essen und abends, bevor Sie schlafen gehen. Außerdem machen Sie jede Woche einen Termin, damit ich Ihre Werte regelmäßig kontrollieren kann. Sollte Ihre Sehkraft nachlassen, dann sagen Sie mir bitte ebenfalls Bescheid. Ich gebe Ihnen meine private Handynummer für absolute Notfälle."

Immer noch sprachlos beobachte ich ihn dabei, wie er mir seine Handynummer auf die Visitenkarte der Praxis schreibt.

"Bitte machen Sie vorne an der Anmeldung noch einen Termin für nächste Woche." Sagt er abschließend zu mir.

Nickend stehe ich auf und begebe mich nach vorne.

"Ich benötige für nächste Woche noch einen Termin." Sage ich gespielt lächelnd, um meinen Schmerz zu verbergen.

"Vormittags oder nachmittags, Mr. Bane?" Fragt mich die Sprechstundenhilfe freundlich.

Ich lege meine Hand an mein Kinn und tue so, als ob ich überlegen würde. "Vormittags wäre mir lieber."

"Passt Ihnen nächste Woche Mittwoch um 10.30 Uhr?"

"Ja, der passt."

Ich beobachte sie dabei, wie sie den Termin in den Computer einträgt und ihn mir noch auf einen Terminzettel schreibt. "Warten Sie bitte noch kurz, Mr. Bane. Ich drucke Ihnen noch das Rezept aus."

Viele Leute werden aufgerufen und auf die Behandlungszimmer verteilt. Ich beobachte die Sprechstundenhilfe dabei, wie sie dem Arzt mein Rezept zur Unterschrift vorlegt.

"Hier bitte, Mr. Bane." Sagt sie nach einer gefühlten Ewigkeit.

Immer noch fassungslos packe ich den Terminzettel und das Rezept in meine Manteltasche und verlasse die Praxis mit einem neutralen "Auf Wiedersehen."

Stunden später fahre ich immer noch fassungslos und schockiert ziellos durch die gegen. 'Ich habe keinen Krebs' sage ich mir immer wieder und glaube es auch selbst schon.

Schließlich fahre ich nach Hause. Alexander erwartet mich bestimmt schon. Irgendeine Ausrede fällt mir schon ein und hoffe, dass er sie mir glaubt.

Ängstlich schließe ich die Tür zu unserem Haus auf.

"Wo warst du?" Wütend und mit verschränkten Armen steht er vor mir.

Er ist sauer. Na toll. Eine Lüge mehr oder weniger ist jetzt auch egal.

"Ich war beim Arzt." Antworte ich kleinlaut.

"So lange?" Keift er mich an.

"Der Arzt hat starke Migräne diagnostiziert. Er hat mir viel frische Luft empfohlen. Deswegen war ich noch etwas spazieren und habe leider die Zeit vergessen."

"Hättest du da nicht wenigstens anrufen können?"

"Es tut mir sehr leid Schatz aber ich habe es hier zu Hause vergessen."

Prompt klingelt das Handy in meiner Jackentasche. 'So ein Mist aber auch' denke ich mir in diesem Moment.

Grade will ich den Anruf entgegennehmen als Alexander mir das Handy wegnimmt und den Anruf wegdrückt.

"Es könnte wichtig sein, Alexander!"

"Nein! Diese Situation hier ist grade wichtiger. Ich will jetzt die ganze Wahrheit! Sofort!" An seinem ernsten Tonfall erkenne ich, wie wütend aber zugleich enttäuscht er ist.

Nicht ohne dich - Malec AUWhere stories live. Discover now