Vorwürfe

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Alexander's PoV

Ängstlich gehe ich zu meinem Büro. Mein Vater ist nicht der freundlichste, müsst ihr wissen. Ihr werdet es gleich erfahren.

Widerwillig öffne ich die Tür zu meinem Büro.

"Alexander?! Was treibst du mit Magnus hier?" Herrscht mich Robert an.

"Was meinst du, Vater?" Frage ich unwissend.

"Ach tu doch nicht so scheinheilig. Ich habe gestern einen Anruf von Mr. Underhill bekommen. Er war mehr als unzufrieden." Sagt er.

"Darf ich dir erst einmal unsere Sicht der Dinge schildern, Vater?"

"Nein! Du hast still zu sein und mir zuzuhören." Sagt er streng.

Nickend blicke ich ihn an.

"Was glaubst du, was ich mir von ihm anhören durfte? Verspätete Lieferungen, Techtelmechtel mit einer seiner Angestellten, Unverschämtheiten und noch vieles mehr."

"Aber Vater -." Will ich das Wort erheben.

"Kein aber. Ab heute weht hier ein ganz anderer Wind. Ich habe einen neuen Angestellten eingestellt. Er ist dir und Magnus übergeordnet. Ihr beide habt ihn immer zu fragen, was die Abläufe hier angeht." Sagt er harrsch.

Ich beobachte meinen Vater dabei, wie er die Bürotür öffnet. "Bitte schicken Sie ihn zu mir, Mrs. MacKenzie." Höre ich meinen Vater in den Flur brüllen.

Immer lauter werdende Schritte höre ich es draußen auf mich zukommen bis schließlich die Person in meinem Büro steht. "Alexander, das ist Mr. Victor Aldertree. Er ist ab sofort deiner und Magnus' Vorgesetzter. Er hat sein Büro am Ende des Flures. Er wird Euch über die Schulter schauen."

Sprachlos und entsetzt sehe ich meinen Vater an.

Mr. Aldertree streckt mir seine Hand entgegen. Widerwillig greife ich sie. "Ich freue mich, dass wir ab sofort zusammenarbeiten werden." Heuchelt er.

Ich kann nur nicken. Immer noch finde ich keine Worte.

"Mr. Aldertree wird mir einmal in der Woche Bericht erstatten. Ich habe ihn erstmal für drei Monate eingestellt. Wenn das nicht reicht, kann ich den Vertrag jederzeit verlängern." Erklärt er zum Abschluss.

Endlich finde ich meine Stimme wieder. "Habe ich hier gar nichts mehr zu entscheiden, Vater? Ich dachte, dass ich und Magnus volle Handlungsfreiheit haben?"

"Mr. Underhill ist einer meiner besten Kunden. Was glaubst du, wie viel Überzeugungskraft es mich gekostet hat, ihn als Kunden wiederzugewinnen? Ich werde erhebliche finanzielle Einbußen haben weil ich die Preise seinetwegen anpassen musste. Das wird sich auch auf dein Gehalt auswirken. Ich habe es um 50 Prozent gekürzt ab den nächsten Monat. Magnus sein Gehalt auch!"

"Aber Vater -." Will ich nochmal das Wort erheben. "Kein aber und jetzt Ende der Diskussion!" Bevor ich noch was sagen kann, verlässt er mein Büro.

"Sie werden jetzt neue Angebote schreiben, Mr. Lightwood." Weist Aldertree mich an.

"Dafür haben wir Mrs. MacKenzie." Informiere ich ihn.

"Jetzt nicht mehr. Mrs. MacKenzie ist ab sofort meine neue Assistentin. Sie werden meinen Anweisungen jetzt Folge leisten." Ungläubig starre ich ihn an und setze mich an meinen Schreibtisch. Es ist zwecklos, sich seinen Anweisungen und denen meines Vaters zu widersetzen.

Acht Stunden später will ich erschöpft in meinen wohlverdienten Feierabend starten als ich von Aldertree aufgehalten werde.

"Wo wollen Sie hin, Mr. Lightwood?"

"Es ist 17 Uhr. Ich will zu meinem Freund."

"Sie werden nirgendwo hingehen. Bitte folgen Sie mir in mein Büro. Ich habe noch einen neuen Vertrag für Sie."

Geschockt starre ich ihn an und folge ihm widerwillig in sein Büro als er sich umdreht und geht.

Kurze Zeit später sitze ich auch schon auf seinem Stuhl vor seinem Schreibtisch und blättere den Vertrag durch.

"Tägliche Arbeitszeit von 7 bis 20 Uhr?" Frage ich schockiert.

"Senkung des Gehalts um 50 Prozent? Überstunden nach Ermessen von Victor Aldertree? Einsatz in allen Bereichen der Firma, wo grade Not am Mann ist?" Fahre ich fort.

"Haben Sie ein Problem damit, Mr. Lightwood?"

"Ich werde den Vertrag nicht akzeptieren." Sage ich frei heraus.

"Dann ist dieser Monat ihr letzter Arbeitsmonat." Sagt er.

Ich kann es mir nicht leisten, diesen Job zu verlieren. Die Wohnung, das Auto und die Lebensmittel müssen finanziert werden. Ergeben zücke ich meinen Kugelschreiber und unterschreibe den Vertrag.

"Wissen Sie, wann Mr. Bane wiederkommt, Mr. Lightwood?"

Ich nicke. "Frühestens in vier Tagen."

"Das ist inakzeptabel. Er hat morgen wieder hier zu erscheinen oder er ist fristlos entlassen. Solche Inkompetenz ist mir ja in meiner ganzen beruflichen Laufbahn noch nicht begegnet."

"Das geht nicht. Mr. Bane liegt im Krankenhaus." Hoffnungsvoll blicke ich ihn an.

"Das ist mir egal. So schlimm kann es ja nicht sein."

"Mir reicht es jetzt, Mr. Aldertree. So lass ich nicht mit mir und meinem Freund reden. Ich kündige fristlos! Ich werde gleich heute Mr. Bane fragen, ob er es auch tut. Ich will nicht für ihn entscheiden. Guten Tag, Mr. Aldertree."

Wutentbrannt verlasse ich sein Büro und knalle die Tür zu. Ich stürme zu meinem Auto und setze mich rein. Ich muss erstmal tief Luft holen. Wie kann mein Vater es wagen, mir sowas anzutun?

Egal. Ich werde mir von so einem aufgeblasenen Arsch nicht meine Zukunft verbauen lassen. Ich brauche nur eine neue Arbeit und was ich machen werde, weiß ich noch nicht. Magnus und ich haben was angespart. Vielleicht reicht das, um eine neue Firma zu eröffnen und hoffentlich reicht es auch, um über die Runden zu kommen.

Als ich etwas durchgeatmet habe, starte ich den Motor und fahre zu meinem Freund ins Krankenhaus.

Ich hoffe, er merkt es mir nicht an, dass irgendwas passiert ist.

Schnell habe ich die Schritte zu seinem Zimmer zurückgelegt und klopfe an. "Herein." Höre ich es hinter der Tür.

Ich gehe rein und setze mich an sein Bett auf den Stuhl.

"Wie geht es dir, Schatz?" Frage ich und hoffe, dass er es mir nicht anmerkt. Die Hoffnung verfliegt jäh als er das Wort ergreift.

"Was ist passiert, Alexander?" Ich kann ihm einfach nichts vormachen. Immerhin sind wir auch schon seit zehn Jahren zusammen. Er kennt mich zu gut.

"Es war heute mein Vater in der Firma. Er meint, wir brauchen einen neuen Vorgesetzten wegen der Sache mit Underhill. Er ist nicht sehr nett. Er hat allen ernstes von dir verlangt, dass du morgen wieder in der Firma erscheinen sollst."

"Ich bin froh, dass ich heute nicht im Büro war. Er muss echt ein schlimmer Mensch sein."

"Das ist er auch. Ich habe ihm heute meine fristlose Kündigung ausgesprochen und ihm gesagt, dass ich mit dir darüber reden werde, ob du auch kündigen wirst."

"Bring mir bitte morgen meinen Laptop mit. Ich werde die Kündigung schriftlich einreichen." Weist er mich an.

"Ich will morgen mein Büro räumen. Soll ich deines gleich mitmachen?"

"Das wäre sehr nett von dir, Alexander."

"Das mache ich sehr gerne. Jetzt sag bitte, wie es dir geht, Schatz?"

"Nicht sehr gut. Die Kopfschmerzen sind schlimmer geworden. Ich habe heute auch schon meine neuen Tabletten bekommen. Seitdem habe ich schon zweimal gekotzt und hab viel geschlafen, weil der Schwindel sonst unerträglich geworden wäre."

Bedrückt schaut er mich an. "Das wird schon wieder, Schatz. Ein paar Tage noch."

Plötzlich bemerke ich, dass ihm erneut schlecht wird und ich greife nach dem Eimer, der neben seinem Bett steht.

Nicht ohne dich - Malec AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt