Flucht

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Sicht Ella

Stöhnend wachte ich aus meinem ausnahmsweise mal ruhigen Schlaf auf. Mein Rücken tat merkwürdiger Weise kaum noch weh und auch mein Kopf war fast geheilt. Zwar waren meine Fähigkeiten was das angeht immer recht schnell und beim Kopf war es auch kein Wunder, doch der Rücken... Das war sonderbar.

Ich blickte mich um und sah diesen Thorin an der Wand sitzen. Er betrachtete mich eingehend und lächelte mich dann an. Mein Gesicht zeigte kein Lächeln. Nie mehr würde ich für ein anderes Lebewesen lächeln oder gar lachen! Nein, einfach nein!

"Wie geht es dir? Ich hoffe die Salbe hat geholfen.", meinte Thorin plötzlich. Also hat er bei meinen Wunden nachgeholfen. Ich nickte mit dem Kopf als Zeichen, dass es mir gut ging. Thorin runzelte die Stirn und wollte schon zu einem weiteren Satz ansetzen, als er von einem Elb unterbrochen wurde.

"Bemüht euch nicht. Diese verfluchte Hexe kann nicht sprechen.", lachte er und stellte die zwei Scheiben Brod und das Wasser in die Zelle. "Das tut mir Leid.", entschuldigte sich Thorin, als der Elb gegangen war und kam mit der Nahrung zu mir. Als er sich neben mich setzte, rutschte ich allerdings aus Gewohnheit etwas von ihm weg.

Ein trauriges Lächeln zierte sein Gesicht, ehe er mir eine Scheibe Brod hin hielt. Zögerlich nahm ich sie und aß etwa die Hälfte, während Thorin schon alles gegessen hatte und sein Bauch grummelnd nach mehr verlangte. Fast hätte ich gekichert, doch konnte ich es mir gerade noch so verkneifen. Verflucht! Was ist nur los mit mir?

Ich hielt ihm meine Hälfte hin. "Nein, das ist deins. Und du bist sowieso schon so abgemagert. Das kann ich nicht annehmen." Doch ich ließ nicht locker und mit einem Seufzen nahm er es dann doch an.

"Bist du schon lange hier?", fragte er nach einigem Schweigen. Ich nickte traurig. "Hey, sei nicht traurig.", bat Thorin mich, doch ich sah ihn nur noch trauriger an. Seine Fürsorge schmerzte. Es erinnerte mich an meinen Vater. Und dann war da wieder dieses Bild und seine Worte. "Verschwinde! Das ist alles deine Schuld! Scher dich weg!"

Schnell wandte ich den Blick ab. Ich wollte nicht, dass er mich weinen sah. "Es tut mir Leid.", stammelte Thorin. Im Hintergrund konnte ich die anderen Zwerge irgendwas von wegen "Sonne aufgehen" und "Wir schaffen es niemals" brabbeln hören.

"Wenn ihr hier drin seit sicherlich nicht.", meinte mit einem Mal jemand vor unserer Zelle. Ich zuckte erschrocken zusammen. Da sprang Thorin auch schon auf und rief erfreut: "Bilbo!"

Der kleine Mann schloss alle Zellen auf und Thorin wandte sich an mich. "Na komm schon." Er reichte mir eine Hand, die ich zögernd annahm. Wieso bei Durin vertraue ich ihm nur?!

Ich hielt so viel Abstand zu den Zwergen wie nur möglich, bis wir schließlich im Weinkeller ankamen. Die Zwerge fuhren Bilbo an, was sie hier unten machen sollten und so. "Steigt in die Fässer. Vertraut mir.", meinte dieser und ich tat es ohne zu zögern. Allein die Aussicht auf Freiheit ließ mich das tun. Vertrauen tue ich niemandem!

Nach einer Ansage von Thorin folgten auch die restlichen Zwerge und schon wurde unter uns eine Lucke geöffnet. Wir fielen in einen Fluss, der uns mit sich riss.

Es dauerte etwas, bis ich mich an das helle Licht gewöhnt hatte. Dann konnte ich nicht anders und ein Lächeln huschte mir übers Gesicht. Endlich Freiheit! Endlich Sonne und Wärme! Endlich wieder Wasser, Natur, der Duft von Blumen!

Unsere Flucht wurde apprupt von einem verschlossenen Tor gestoppt. Elben bekämpften Orks und bei dem ganzen Durcheinander stieg einer der Zwerge aus seinem Fass. Er wollte anscheinend den Hebel betätigen. Kurz bevor er ihn erreicht hatte, traf ihn ein Feil. "Kili Nein!", hörte ich ein paar schreien. Kili raffte sich wieder auf und betätigte den Hebel. Dann sprang er zurück in sein Fass und wir fuhren weiter durch den Fluss.

Ein hartes Leben (Hobbit FF) Where stories live. Discover now