Bausa

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Ich saß oben auf dem Balkon von Julians Haus. Es war eine warme Frühlingsnacht. Da es schon dunkel war, genoss ich die Lichter von der Stadt, auf die man einen perfekten Blick hatte. Ich merkte wie die Terrassentür aufging und Julian an dem Tisch, an dem ich saß, platz nahm. Er hatte eine Flasche Alkohol in der Hand, die schon zur Hälfte leer war und ein kleines weißes Tütchen zwischen seinen Fingern. Ich seufzte nur. Es hatte mir noch nie gepasst, dass er ohne einen Anlass einfach trank (geschweige den Kokst), aber seit einem Monat ist es wieder schlimmer geworden mit dem sinnlosen betrinken. Nachdem Julian sich gegenüber von mir gesetzt hatte, zündete er sich eine Zigarette an.

„War die Flasche vor einer halben Stunde nicht noch voll?" ,fragte ich mit dem Blick weiter auf die Stadt gerichtet. Ich sah aus dem Augenwinkel, wie er seine Augen verdrehte. „Fang jetzt nicht wieder mit dem Thema an." ,antwortete er mir genervt, während er auf seinem Handy durch Instagram scrollte. Ich lachte kurz auf.
„Ich mache mir nur Sorgen. Vor einem Monat hast du noch nicht so viel gesoffen. Es wäre kein Wunder wenn du dich nicht mehr an Paris erinnern würdest, bei der Menge an Alkohol vergisst man vieles."

Vor einem Monat waren wir zusammen in Paris, nach einem extrem großem Streit. Der Streit handelte davon, dass es mich störte, dass er ständig das Thema Nutten und Prostitution in seinen Liedern hatte. Ich hatte kein Problem damit, dass er vor mir so ein Leben geführt hat, aber es machte mir etwas aus, dass er immer noch darüber sang. So kam es für mich rüber, als ob er immer noch an sowas denkt. Und das verletzte mich. Auf jeden Fall hatte er uns ein Wochenende in Paris gebucht, als Entschädigung und zum aussprechen. Danach war auch alles super zwischen uns, bis es wieder Berg abging.

„Ist das dein scheiß Ernst gerade? Ich kann mich an jedes kleinste Detail von den Tagen und von den Nächten in Paris erinnern." ,rechtfertigte Julian sich. „Das könnte ich nie vergessen." ,fügte er noch leise hinzu.
„Da gebe ich dir Recht. Seit dem waren wir uns schließlich nicht mehr so nah." ,erwiderte ich, während ich auf meine Nägel sah. Mir war es egal wie sehr ich ihn provozierte.
„Was soll dass denn jetzt heißen? Wir hatten erst vor ein paar Tagen Sex."
„Nur weil wir Sex hatten, sind wir uns nicht direkt nah. Dazu gehört noch viel mehr.Obwohl auch der Sex nicht mehr der gleiche ist."
Er schmiss vor Wut die Alkohol Flasche um. Das kratze wahrscheinlich gerade sehr an seinem Ego.
„Ich trinke zu viel, ich kokse, wir sind uns nicht mehr nah, der Sex ist scheiße, hast du sonst noch über irgendetwas zu meckern? Ich habe echt keine Lust auf dein Bullshit gerade.Wenn du so unzufrieden bist dann geh!" ,sagte er in einem lauten Ton und zeigte mit einer Kopfbewegung auf die Terassentür, während er einen weiteren Schluck aus der Alkohol Flasche nahm, die ganz geblieben ist, und weiter durch Instagram scrollte.

Ich sagte nichts mehr dazu. Es brachte auch nichts in diesem Zustand mit ihm über Probleme zu reden. Er würde nur Dinge sagen, die er im Nüchternen Zustand nie sagen würde. Dann würde er sich entschuldigen, ich ihm verzeihen und alles würde von neu los gehen. Also stand ich auf und ging in die Wohnung rein. Ich packte meine wichtigsten Sachen zusammen und zog anschließend meine Schuhe an. Danach ging ich nochmal raus auf die Terrasse um mein Handy zu holen, das noch auf dem Tisch lag.
Julian schaute zu mir rauf.

„Wohin zur Hölle willst du jetzt um halb 2?" ,fragte er und sah mich unverständlich an. „Du meintest ich soll gehen wenn es mir hier nicht passt. Ich liebe dich, aber es passt mir momentan wirklich nicht. Ich werde erstmal nachhause fahren." ,sagte ich. Eigentlich wollte ich alles andere als gehen. Ich wollte einfach nur mit ihm chillen, reden, kuscheln und die Nacht genießen.
„Du bist doch ernsthaft nicht so lebensmüde und gehst jetzt alleine zum Bahnhof. Wir sind hier in Berlin D/N!"
Mein Auto hatte ich leider bei mir stehen lassen, da mich Julian abgeholt hatte und wir sowieso immer nur mit seinem Auto gefahren wären.
„Würdest du nicht so viel trinken, hätten wir -„ ,er ließ mich nicht aus reden. Damit hatte ich es wahrscheinlich komplett übertrieben, er hasste es, wenn man ihn nicht ausreden ließ.

„Okay weißt du was, du willst jetzt gehen? Dann geh! Ist mir scheiß egal, weil wie du auf mir herumhackst passt mir auch momentan nicht. Das ist wahrscheinlich auch einer der Gründe warum wir uns nicht mehr so nah sind. Ich bin nicht alleine daran Schuld. Also geh mir einfach aus den Augen!" ,Julian stand mittlerweile dicht vor mir.

Ich wusste, dass ich viel gegen ihn momentan sagte, aber dass war kein Grund so mit mir zu reden und mit mir umzugehen. Aber der mächtige Bausa lässt sich ja sowieso nichts sagen. Man könnte Erwachsen sein, sich hinsetzen und normal mit einander reden, aber nein. Wäre auch zu schön gewesen. Ich sagte nichts mehr dazu und ging einfach. Als ich draußen war, bekam ich Tränen in den Augen.
Ich wollte doch nur den alten Julian zurück. Und es tut weh ihn so zu sehen wie er momentan ist. Ich hatte natürlich Angst jetzt alleine zum Bahnhof zu gehen, aber ich wollte auch nur noch nachhause. Das ist der Nachteil, dass ich noch in einer anderen Stadt wohnte. Aber ich liebte meine Stadt und fühlte mich noch nicht bereit alles da aufzugeben um nach Berlin zu ziehen. Für Zeiten wie diese, war es auch die richtige Entscheidung es noch nicht zu tun.

Deutschrap One Shots/ImaginesWhere stories live. Discover now