Der Anruf

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Ihr Handy klingelte laut über den Lärm der Ankunftshalle hinweg und Casia zuckte zusammen. Langsam zog sie es aus der Tasche. Auf dem Display erschien die Nummer ihres Vaters. Glücklich darüber, konnte es ihr nicht schnell genug gehen und drückte ihn aus Versehen weg.
Keine fünf Sekunden später rief er nochmals an.
„Paps?", fragte sie atemlos.
„So hast du mich ja ewig nicht mehr genannt. Wer sollte es sonst sein? Warum bist du nicht rangegangen?"
„War nicht mit Absicht. Mi scusi, Papa."
Er lachte und brachte Casias Traurigkeit zum Schmelzen.
Ihm ging es gut.
Alles war gut.

„Wann bist du am Flughafen? Ich warte schon zwei Stunden."
„Zwei Stunden? Du hattest geschrieben, dass du fünfzehn Uhr ankommst."
„Was? Nein. Halb eins. Mist, da muss ich mich verschrieben haben."
„Also, Casia, ich brauche noch bestimmt eine viertel Stunde ehe ich da bin."
Er klang verärgert. Frau wird sich ja mal verschreiben dürfen. Sie hatte vergessen, wie pedantisch er in vielen Dingen war.
„Dann Parkplatz finden und dann in die Ankunftshalle. Zaubern kann ich nicht. Ich mag solch ein Gehetze nicht. Hast du das vergessen?", brummte er verdrießlich.
Casia konnte sich gut sein verfinstertes Gesicht vorstellen.
„Paps. Das macht doch nichts. Mach kein Streß. Ich warte bei Käfers auf dich. Dahin wolltest du doch sowieso mit mir Kaffee trinken gehen, oder?
„Na gut. Ich treff dich dort. Bis dann."

Vom Terminal 2 fuhr sie mit der SkyLine-Bahn zum Terminal 1 wo sie ihren Vater treffen sollte. Die Hochbahn führte die Fahrgäste um das gesamte Flugfeld. Maschinen aus aller Welt in jeglichen Größen tummelten sich hier.
Sie liebte es zu reisen. Dabei fühlte sie sich lebendig.

Es war dann auch bereits kurz vor drei Uhr als sie am Bistro anlangte.
Endlich! Endlich!
Wieder einmal bei Käfers!
Darauf hatte sie sich gefreut. Fehlte nur noch ihr Vater.
In einer Ecke setzte sie sich an einen kleinen Zweiertisch. Die Wand im Rücken, versank sie in die rote Lederbank. Von hier aus konnte sie hervorragend andere Leute beobachten und würde so nicht ihren Vater verpassen.
Keine zwei Plätze weiter saß ein Mädchen mit einem Füller in der Hand, angestrengt darauf herumkauend während ein Schreibblock vor ihr lag.
Mit einer Tasse dampfenden Käferkaffee kann man sicherlich entspannt Geschichten schreiben.
Geschichten, die das Leben schreibt.
Casia schmunzelte. Sie liebte zwar die Literatur und las sehr gern und viel. Aber auf die Idee selber ein Buch zu schreiben, würde sie nicht kommen. Ihr genügten die Hausarbeiten die sie für ihr Studium schreiben musste.

Jemand berührte sie an der Schulter. Casia schrak zusammen und schaute auf. Mit einem kleinen Schluchzer sprang sie hoch und umarmte fest ihren Vater. Warf ihn fast um.
Er lachte und erwiderte die Umarmung: „Sachte, sachte, mein Mädchen. Du erdrückst mich noch."
Während sie sich voneinander lösten, gelang es Casia ein Träne aus ihrem Augenwinkel wegzublinzeln: „Ich dachte vorhin, dir wäre etwas passiert."
„Was soll mir denn passieren?"
„Na, zum Beispiel ein Autounfall."
„Du weißt, ich bin ein umsichtiger Fahrer."
„Ja, schon. Aber die anderen sind es nicht immer."
„Hm. Jetzt komm, beruhige dich. Mir geht es blendend, wie du siehst. Schön, dass du wieder da bist", freute sich ihr Vater.

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Hallo ihr Lieben,

dieses Mal benötige ich bitte ein genaueres Feedback von euch. Beim Schreiben dieser Szene habe ich mich ehrlich gesagt sehr schwer getan. Da ich daran gedacht habe, den Vater sterben zu lassen. Warum? Nun ja, dann hätte es für die Stiefmutter einen Grund gegeben, Casia zu hassen und sie dementsprechend zu demütigen. Sie hätte sich den Vorwurf zum Tod ihres Vaters angenommen und sich selbst die Schuld gegeben. Indem sie alle ihr aufgetragenen Aufgaben der Stiefmutter und -schwester klaglos hinnimmt, bestraft sie sich selbst.

Im Grunde genommen ist ja in der Story das "Aschenputtel-Thema". In der ursprünglichen Geschichte der Grimms-Bücher lebte der Vater allerdings bis zu Ende der Geschichte. Deshalb habe ich mich entschlossen, ihn doch nicht sterben zu lassen.

Was haltet ihr von der Entscheidung? Welche Variante findet ihr besser? Tod des Vaters? Ja oder Nein?

Bis bald und danke, Yvonne. Read you.

PS: Wie findet ihr das neue Gadget hier darunter?


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A Magical LightWhere stories live. Discover now