10. 𝑫𝒆𝒓 𝑴𝒂𝒏𝒏 𝒎𝒊𝒕 𝒅𝒆𝒓 𝒔𝒊𝒍𝒃𝒆𝒓𝒏𝒆𝒏 𝑻𝒂𝒔𝒄𝒉𝒆𝒏𝒖𝒉𝒓

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Wie kann man sich zu jemandem hingezogen fühlen, den man eigentlich gar nicht kennt?

Jedes Mal wenn ich ihn nur sehe, beschleunigt sich mein Puls ins Unermessliche, mir wird ganz warm und meine Finger zittern nervös. Seit wann ist das so?
Seid er an meinem Geburtstag meinen Namen gesagt hat?

Dabei ist er so mysteriös und er hat gesagt er wird jemanden umbringen. Es hat nicht nach einem Scherz geklungen, also warum würde er mir das verraten?
Ich sollte vorsichtig sein. Doch wenn ich ihn sehe ist sämtliche Vorsicht vergessen und ich genieße es ihn zu beobachten. Ich denke er weiß, dass ich ihn ständig ansehe.

Anscheinend kümmert es ihn nicht. Wenn er es bemerkt, sieht er höflich darüber hinweg oder geht aus meinem Sichtfeld. Naja so viel haben wir auch nicht zu tun. Seid seinem merkwürdigen Geständnis ist irgendwie Funkstille zwischen uns - was ich sehr bedaure.

Dennoch scheint er mir immer öfters über den Weg zu laufen. Selbst zu Zeiten, bei denen er üblicher Wiese arbeiten sollte.
Egal wohin ich gehe; in den Park, in die Innenstadt oder nur Spazieren in der Umgebung, Eron ist ständig überall.

Es stört mich nicht. Ganz im Gegenteil, ich freue mich jedes Mal ihn zu sehen.
Als ich eine Woche später morgens zum Bäcker gehe, folgt er mir dorthin. Langsam fühlt es sich so an, als hätte ich einen Wachhund.

„Sag mal, verfolgst du mich?", frage ich ihn ganz offen und direkt, als er zur Tür hinein kommt und ein kleines Glöckchen über dem Türrahmen ihn ankündigt.
„Vielleicht", gibt er nüchtern zurück.
Er streitet es ja gar nicht ab, sondern grinst nur frech. Das ist wohl das erste Mal, dass ich einen fröhlichen Gesichtsausdruck bei ihm sehe.

Und schon wieder geht meine innere Sonne auf. Wie kann er so ein schönes Lächeln haben und dann ständig so ernst aussehen?

Ich lasse seine Antwort unkommentiert und drehe mich zur Verkäuferin, die Eron mit unverhohlener Ablehnung mustert.

„Lass doch die junge Frau in Ruhe", schimpft sie abweisend. „Belästige sie nicht, hörst du?"
Eron antwortet ihr nicht. Auf einmal sieht er wieder ernst aus. Ich kann ihn gut verstehen. Warum sind die Leute nur so abweisend zu ihm?

„Entschuldigen Sie", mische ich mich nun zwischen die Beiden, „ich kann mich selbst verteidigen, haben Sie vielen Dank."
„Vertrauen Sie ihm nicht, junge Frau."
Eron hat genug von ihrem Gerede und verlässt angespannt den Laden.
„Sie hätten ihn nicht so behandeln dürfen. Jetzt wird er nichts bei ihnen kaufen."

„Ach das ist mir egal. Auf einen Kunden mehr oder weniger kommt es nicht an. Dieser Mann soll sich bloß nicht wieder bei mir blicken lassen."

Die Verkäuferin rümpft die lange Nase und die beiden anderen Kundinnen, die neben mir stehen nicken zustimmend.

„Wissen Sie was, ich kaufe auch nicht bei ihnen, bis sie sich selbst Manieren gekauft haben. Schönen Tag noch."
Verärgert stapfe ich auch zur Tür hinaus und lasse diese unsanft ins Schloss fallen.
Zu meiner Überraschung ist Eron noch da. Er lehnt sich lässig an die Hausfassade und schaut zu mir hinüber. Ich dachte er wäre schon längst verschwunden.

„Hör nicht auf dieses dumme Gerede", sage ich aufbauend zu ihm.
„Tu ich nicht. Das geht seid fünf Jahren so und wird sich so bald nicht ändern. Ich hatte es nur für einen Moment vergessen."
Wie kann man so etwas vergessen? frage ich mich im Stillen.

Bevor wir weiter sprechen können, wird es laut auf der anderen Straßenseite. Ein großer Mann kommt gerade schimpfend aus dem gegenüberliegenden Polizeigebäude. Hinter ihm folgt ein älterer Mann in Uniform.

„Sie haben ja keine Ahnung was Sie erwartet", schreit der braunhaarige Mann. Er trägt ziemlich feine Kleidung. Eine relativ eng geschnittene beige Hose, darüber ein helles Hemd und ein dünnes Sakko. Das Einzige was ein wenig aus dem Muster fällt sind seine braunen Lederstiefel, an denen einiges an Erde und Blättern klebt.

ERONWhere stories live. Discover now