24. 𝑩𝒓𝒆𝒏𝒏𝒆𝒏𝒅𝒆𝒓 𝑾𝒂𝒍𝒅

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Bin ich in einem Film oder sowas? Habe ich irgendwas nicht mitbekommen? Wieso um alles in der Welt küsst Eron mich? Ihm würde ich zwar nicht zutrauen mit meinen Gefühlen zu spielen, doch das ist höchst seltsam. Er hat mir doch klar und deutlich gesagt, dass er im Moment nicht so für mich fühlt.

Der Alkohol muss ihm zu Kopf gestiegen sein. Ganz sicher, das ist es.

Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Seine Lippen sind viel weicher, als ich angenommen habe. Seine Hand liegt immer noch an meinem Gesicht und scheint meine Haut dort in Flammen zu setzen. Meine Güte, was für ein schönes Gefühl von demjenigen geküsst zu werden, den man von ganzem Herzen liebt.

Wie soll ich so meine Wünsche und Träume zurückhalten? Wie soll ich so vernünftig bleiben und mir nicht ein Zukunft ausmalen, in der ein Mensch und ein Gestaltwandler gegenseitiges Verständnis erreichen und damit die Welt verändern?

Für einen Moment bleibt für mich die Zeit stehen. Ich spüre weder Wärme noch Kälte. Die Linde hinter uns wirft ihre Blätter ab. Der Mond schimmert verstohlen durch die Zweige und wirft helle Flecken auf sein Gesicht, als er wieder etwas Abstand nimmt.
"Eron...warum...?", flüstert meine Stimme, als würde sie nicht mir gehören.

„Ich wollte es."

Mehr sagt er nicht dazu. Stattdessen nimmt er seine Hand von meinem Gesicht und sieht an mir vorbei.
Ich drehe mich um, weil sich der Ausdruck seiner Augen komplett verändert hat.

„Wir müssen reden", ist alles, was von Sira kommt. Sie hat die Arme überkreuzt und sieht missmutig zu uns herüber. Sie hat es gesehen und ist überhaupt nicht erfreut darüber. Doch ich werde wegen ihr nicht anfangen ein schlechtes Gewissen zu haben. Es ist nichts schlimmes daran jemanden zu mögen, ganz gleich wer oder was er ist.

Nur werde ich aus Eron selber gerade nicht ganz schlau.

Er steht auf und geht mit seiner Tante ein paar Meter weg. Ich lehne meinen schweren Kopf an den Stamm des dicken Baumes und lasse die letzten fünf Minuten revue passieren. Wieso hat er mich auf einmal geküsst? Ich bin total glücklich und gleichzeitig so verwirrt wie noch nie.

„Du kannst mich nicht dazu zwingen, Sira!", ruft Eron laut und ich sehe wieder in seine Richtung.
„Glaubst du wirklich Lambert wird Nisha noch länger verschonen, wenn er das herausfindet? Er wird nicht vor ihr halt machen, nur weil sie ein Mensch ist. Wer ihm im Weg steht, wird beseitigt und du stehst ihm im Weg. Allein um dich zu verletzen wird er Nisha in Gefahr bringen."

Was soll das? Seit wann bin ich denn so wichtig?

„Das hat doch nichts mit ihr zu tun", widerspricht ihr Eron.
„Doch, weil du ihr zu nahe stehst."
Eron schüttelt den Kopf.
„Ich meine es doch nur gut mit dir, Eron. Lass dich nicht länger von deinem Irrglauben leiten. Wer muss noch alles für dich sterben, damit du endlich aufwachst?"

„Als ich das letzte Mal aktiv geworden bin, hat es meinem Bruder das Leben gekostet."
„Dann kämpfe für ihn. Lass seinen Tod nicht umsosnt gewesen sein", argumentiert Sira dagegen.
Eron wartet einen Moment und sieht Sira eindringlich an.
„Rache bringt ihn nicht zurück."

Er dreht sich um und will zurück gehen, da stellt sich eine Frau mit langen blonden Haaren direkt vor ihn hin. Ihre glänzenden Locken leuchten im blassen Mondlicht und ihre helle Haut wirkt fast wie Porzellan. Meine Güte ist sie schön.

„Ich will nicht, dass du meinen Sohn wieder lebendig machst. Ich will, dass du deinem Vater gerecht wirst. Das hätte sich auch Lui gewünscht."
Ist das etwa Luis Mutter? Dann ist sie auch die Mutter von Toulouse und Boris?

Eron kann ihr nicht in die Augen sehen. Also presst er unbequem die Lippen aufeinander und sieht zur Seite.
Sie alle wollen, dass er kämpft. Doch ist es wirklich der richtige Weg?

ERONWhere stories live. Discover now