11. 𝑬𝒓𝒐𝒏𝒔 𝑮𝒆𝒉𝒆𝒊𝒎𝒏𝒊𝒔

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Sofort rutscht mir das Herz in die Hose. Was sind das für Augen? Auf keinen Fall die Augen eines Menschen.
Ängstlich weiche ich langsam zurück. Was auch immer dort lauert hat es auf mich abgesehen.

Ein leises Knurren setzt mich innerhalb von Sekunden in Bewegung. Entgegen Erons Warnungen und meiner eigenen Scheu vor dem Wald, laufe ich direkt wieder hinein. Keine zehn Pferde hätten mich an diesen Augen vorbei gebracht.

Ich höre etwas hinter mir. Also werde ich verfolgt.
Meine Beine werden schneller und ohne dieses Mal auf die Richtung zu achten renne ich durch den Wald. Meine Hände schlagen das trockene Gestrüpp beiseite und meine einfachen Leinenschuhe bleiben das ein oder andere Mal an den Wurzeln und Steinen hängen.

Ich hätte Eron nicht nachlaufen sollen. Jetzt hat mich die Gefahr erreicht, vor der er mich immer gewarnt hat.

Krach!
Ich trete auf einen morschen Stamm, der unter mir nachgibt und mich mit sich in die Tiefe zieht. Dahinter geht es ein paar Meter bergab und so rolle ich unkontrolliert in die kleine Kuhle zwischen zwei Hügeln. Noch immer höre ich etwas hinter mir.

Zum Glück habe ich mir nicht wehgetan und rapple mich ganz schnell wieder auf, um weiter zu laufen. Doch da ertönt wieder ein Knurren und ich sehe nach oben. Über mir, auf der Anhöhe, steht ein riesiger silbrig weißer Wolf.

Es gibt hier doch angeblich gar keine Wölfe. Also wie kann das sein?

Es taucht ein weiterer auf und dann noch zwei und noch einer. Letztendlich stehe ich fünf hungrigen grau-braunen Wölfen gegenüber, die nur darauf warten mich anzufallen.

Jetzt verstehe ich zumindest was Eron mit Gefahr gemeint hat. Ein Grizzly ist eine Sache, aber Wölfe –.

Der einzige weiße Wolf bewegt sich einen Schritt vorwärts und hält seine gelben Augen auf mich gerichtet. Wegrennen nützt hier nichts mehr.
Trotzdem will ich es versuchen. Meine Chancen sind gering. Zunehmend gering.
Dennoch nehme ich die Beine in die Hand und laufe.

Die Wölfe verfolgen mich. Sie jagen hinter mir her, scheinen aber eine gewisse Distanz beizubehalten.

Was soll das? Sie sind doch viel schneller. warum errledigen sie mich nicht einfach? Wollen sie erst den Spaß an der Jagd genießen? Solche Wölfe kenne ich nicht.

Ich kenne überhaupt keine. Ich habe noch nie in meinem Leben einen echten Wolf gesehen, außer in meinen Träumen oder im Fernsehen.

Schwer atmend haste ich an den dicken Baumstämmen vorbei, gefolgt von dem unregelmäßigen Bellen.

Bald schon werden meine Füße schwer wie Blei und ich bekomme kaum noch Luft. Also werde ich langsamer. Die Wölfe holen mich natürlich sehr schnell ein.

Im nächsten Moment falle ich der länge nach auf den knirschenden Waldboden, weil ich meinen Fuß nicht hoch genug über eine Wurzel gehoben habe.

Immer noch am Boden krieche ich voran. Das Knurren hinter mir ist jetzt ganz nahe. Ich sehe sie, als ich mich umdrehe. Sie warten ein paar Meter entfernt und machen sich zum endgültigen Angriff bereit.

Da setzt der weiße Wolf zum Sprung an und hebt seinen eindrucksvollen Körper in die Luft.
Da kracht ganz unerwartet etwas gegen ihn und schubst ihn zur Seite.

„Lass sie in Ruhe, Sira!", schimpft ein wütender Eron, der plötzlich vor mir steht. Hat er den Wolf gerade beiseite geschubst? Wie stark ist der Mann?

Moment, wie hat er den Wolf gerade genannt? Sira? Ich habe den Namen doch schon einmal gehört.

„Eron, was tust du?", frage ich etwas benommen von dem ganzen Rennen.
„Ich warne dich, Sira, ich lasse nicht zu, dass du sie verletzt."
Der weiße Wolf rappelt sich auf, schüttelt sich das Laub und die Nadeln aus dem Fell und knurrt Eron wütend an.

ERONWo Geschichten leben. Entdecke jetzt