23. 𝙈𝙪𝙩 𝙯𝙪𝙧 𝙃𝙤𝙛𝙛𝙣𝙪𝙣𝙜

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Zaza begleitet mich bis an den Rand der Felder vor Allmende. Näher traut er sich einfach nicht zu den Menschen hin. Erst recht nicht nach dem vergangenen Tag.

Man hat Erons Chaos so gut es ging beseitigt und sogar die brennenden Maschinen gelöscht. Jetzt liegt nur noch ein Haufen Trümmer in einem ziemlich kargen Stückchen Wald. Ein eher deprimierender Anblick. Eron hat sie aufgehalten. Er hat sein Leben für sein Zuhause riskiert und das sicher nicht zum letzten Mal. Nur war der Preis dafür zu hoch.

Was mag er wohl gerade tun? Wo ist er nach Luis Tod hin gegangen?
Ständig muss ich an diesen leeren Gesichtsausdruck denken. Wie schlimm muss es sein den jüngeren Bruder zu verlieren? Auch wenn ich Lui nicht lange gekannt habe, war er mir doch sympathisch und ich trauere um ihn.

Wie viele Lebewesen müssen noch in diesem Krieg sterben?

Nach einer langen Dusche und etwas Leichtem zu Essen, sinke ich aufs Bett und ziehe mir die Decke über den Kopf. Ich bin so unglaublich müde, habe aber eher das Bedürfnis meiner Traurigkeit Ausdruck zu verleihen, indem ich weine.
Es kann eh niemand hören. Ich sage mir selbst, dass es in Ordnung ist. Nach allem was heute passiert ist, scheint zu Weinen das Normalste auf der Welt zu sein.

Nisha...es wird alles wieder gut.

Das hat Zaza zu mir gesagt, um mich aufzubauen. Was an der Situation kann bitte noch gut werden?
Ich bin einerseits unheimlich erleichtert, dass Eron noch lebt. Doch Luis Tod gräbt sich tief in meine Seele und hinterlässt dort ein schwarzes Loch.
Ich fürchte schon vor lauter Kummer und Sorge keinen Schlaf zu finden, doch glücklicher Weise schlafe ich vor lauter Erschöpfung ein.

Die Sonne steht schon lange am Himmel, als ich das nächste Mal die Augen aufschlage. Mir fehlt sämtliche Motivation aufzustehen. Also bleibe ich noch eine Weile liegen und döse in den Tag hinein.

Erst gegen Mittag zwingt mich der Hunger auf die Beine, die immer noch vom Laufen wehtun. Meine Hand sieht auch nicht gerade rosig aus. Mittlerweile tun die abgeschürften Knochen auch weh.

Ich bin halt doch nur ein zerbrechlicher Mensch, der nicht einfach so auf Steine einschlagen sollte.
Nach dem kleinen Frühstück trage ich Salbe auf die Hand auf und lege einen dünnen Verband an.

Was machen wohl Erons Verletzungen? Ist er über Nacht bei den Wölfen geblieben? Ich mache mir schon wieder so viele Gedanken. Kopf schalte dich einfach ab!
Das kann ich wohl nicht. Dafür habe ich Eron viel zu gern.

Mit einer Tasse Kaffee stelle ich mich noch immer in meinen Hauspolter gekleidet auf den Balkon und schaue auf die Bauarbeiten hinter den Feldern. Lamberts Männer sind fleißig dabei die große Mauer um Almende zu errichten. Doch der schöne Wald dahinter ist für mehrere hundert Quadratmeter verschwunden.

Bald wird man das alles nicht mehr sehen können, weil es hinter Tonnen von Steinen versteckt wird und den Menschen dieser traurige Anblick erspart bleibt. Nur drei große Tore sollen der Einzige Durchgang zur Stadt sein: Im Süden, im Nordosten und im Nordwesten. Doch in Zukunft sollen auch diese bewacht werden. Nicht wegen der skrupellosen und heimtükischen Menschen, nein, wegen der Monster dort draußen. Dabei leben die wahren Monster nicht im Wald.

Es scheint so, als wolle Lambert einen Wettstreit gegen sich selbst ausführen. Als wolle er testen, wie viel Hektar Wald man an einem Tag vernichten kann. Da es in der Nähe der Stadt zu gefährlich ist alles nieder zu brennen, kommen hauptsächlich seine Maschinen zum Einsatz.

Langsam bildet sich die gleiche Wut in mir, wie bei Eron und seinen Freunden. Nur bin ich machtlos. Selbst wenn ich mit den Leuten in der Stadt reden würde, käme keiner zur Hilfe geeilt. Niemand weiß von den Gestaltwandlern und das soll auch so bleiben. Außerdem ist es Angst, was die Menschen dazu antreibt sich so ablehenend zu verhalten. Deshalb haben sie Eron fünf Jahre lang gemieden und wie einen reudigen Köter behandelt. Dabei ist er nicht böse. Hätten sie ihm doch nur eine Chance gegeben das zu beweisen.

ERONWhere stories live. Discover now