Prolog

3K 125 35
                                    

»I remember how it all started
Feeling warm till the summer was over
And our little lives, it felt so big then
We're only reaching stars
And I am a big black star
And you said to me

If you love me, then say you love me
And you are mine
Hey come on darling, stop the hiding
Speak your mind

Woah, I loved you
But you left me speechless then
Say if you love me, then say you love me
And you are mine

I remember how it all started
Feeling warm till the summer was over
And our little lives, it felt so big then
We're only reaching stars
And I am a big black star
And you said to me

If you love me, then say you love me
And you are mine
Hey come on darling, stop the hiding
Speak your mind

Woah, I loved you
But you left me speechless then
Say if you love me, then say you love me
And you are mine

You left me speechless
Speechless
You left me speechless

You left me speechless
Speechless
You left me speechless
Speechless

So if you love me, then say you love me
And you are mine
Hey come on darling
Speechless«

Die Zeilen dröhnten mit voller Lautstärke aus meinen Kopfhörern direkt in meine Ohren und als das Lied endete, musste ich schlucken. Der dicke Kloß in meinem Hals war wieder da, aber das war nicht ungewöhnlich. Er war zu meinem täglichen Begleiter geworden. Für einen Moment war es still, nur die Geräusche aus meinem realen Umfeld drangen zu mir durch. Ich hatte »Speechless« von Robin Schulz seit Ewigkeiten nicht mehr gehört. Ich hatte es bisher nicht über das Herz gebracht, weil es mich an Vanessa erinnerte. Doch nun hatte meine Zufallswiedergabe ausgerechnet dieses Lied bei Spotify abgespielt. Ich hatte versucht, ein anderes Lied auszuwählen, doch ich schaffte es nicht. Ich saß wie versteinert im Bus und war zu keiner Bewegung fähig. Mein Herz hatte sich bei dem ersten Ton sofort zusammengezogen. Besser zusammenziehen als auseinanderbrechen, oder? Das war die bessere Option, dachte ich verbittert. Sofort waren meine Gedanken wieder zu Vanessa gewandert. Ich hatte die Augen geschlossen, um gegen die Tränen anzukämpfen, die sich einen Weg an die Oberfläche verschaffen wollten. Es gelang mir nicht besonders gut und mit jedem Wort war es schlimmer geworden. Was ein Lied in einem auslösen konnte, war echt unglaublich.

Ich öffnete die Augen wieder und sah mich verstohlen im Bus um. Er war relativ leer und keiner achtete auf mich, worüber ich sehr froh war. Ich lehnte den Kopf an die Scheibe, die nur gering für Abkühlung sorgte, denn es war ein warmer Sommertag Ende Juli. Das nächste Lied wurde abgespielt, aber ich konnte nicht einmal sagen, welcher Song es war, denn meine Gedanken waren weit weg. Ich erinnerte mich noch ganz genau an den Moment, in dem ich Vanessa gefragt hatte, wie sie das Lied »Speechless« fand. Sie mochte es ebenfalls. Ob es ihr Herz auch schneller schlagen ließ? Ob sie auch an mich dachte, wenn sie es hörte? Ob sie überhaupt noch einen einzigen Gedanken an mich verschwendete? Wahrscheinlich nicht. Sie hatte mich aus ihrem Leben geschmissen und ich musste damit klarkommen. Doch auch einige Monate später wollte mir dies nicht gelingen. Ich dachte immer noch ununterbrochen an sie. Ich konnte Vanessa nicht vergessen. Meine Gefühle waren echt gewesen und ließen sich nicht einfach wieder abstellen.

Nächtelang lag ich wach und fragte mich, ob es wirklich ihre Entscheidung gewesen war, mich zu verlassen. Ob sie mich wirklich nie geliebt hatte oder Eric der Grund war. Was war echt gewesen und was nicht? Sie hatte mich innerlich zerrissen. Mir das Herz aus der Brust gerissen. Es gab Tage, an denen ich unglaublich wütend auf sie war, aber es gab auch Tage, an denen ich gar nichts fühlte und wiederum Tage, an denen sie mir einfach nur schrecklich fehlte. Am Anfang hatte ich noch oft unseren Chatverlauf gelesen, doch das wurde immer seltener. Es war zu schmerzhaft, ihre scheinbaren Lügen zu lesen. Auch die Erinnerung an unseren letzten Kuss nahm mir die Luft zum Atmen. Ich vermisste ihre Nähe. Ich hatte das mit der Ablenkung probiert. Mehr als einmal. Wirklich. Doch egal, was ich tat, am Ende landeten meine Gedanken immer wieder bei der Frau, die mich nicht wollte. Jedes Mal, wenn ich an sie dachte, fühlte es sich an wie Flugzeug fliegen. Es sorgte noch immer für Turbulenzen in mir. In meinem Inneren war alles wund, doch ich musste mich zusammenreißen. Es musste schließlich irgendwie weitergehen. Irgendwann würde ich darüber hinwegkommen, auch wenn es jetzt unvorstellbar war. Ich hatte das Gefühl, dass es keine Frau gab, die ich genauso lieben konnte wie Vanessa. Sie hatte die Messlatte ziemlich hoch gelegt, was mich sehr ärgerte.

Ich wollte wissen, wie es ihr ging, was sie tat, ob sie jetzt wieder unterrichten würde, ob sie glücklich war. Mit Eric. Das war absurd. Ich wusste, dass sie viel zu verarbeiten hatte. Das mit ihrer Oma... Ich wollte gar nicht daran denken und mich wieder in den Strudel ziehen lassen, der sowieso nur Wut in mir aufsteigen ließ. Ich hatte sie seit unserem Gespräch nicht mehr gesehen. Ihre Worte hatten mich hart getroffen. Ob sie sich dessen bewusst war? Oder war es ihre Absicht gewesen? War ich nur eine ihrer Schülerinnen gewesen, mit der sie eine kurze Affäre hatte? Sich ausprobieren wollte? Ich hatte so viele Fragen, doch konnte sie nicht stellen. Ich hatte zwar ihre neue Handynummer, aber musste akzeptieren, dass sie nicht mit mir reden wollte. Sie hatte den Kontakt abgebrochen, mich blockiert und ich konnte sie nicht zwingen, die Frau an meiner Seite zu sein. Manchmal dachte ich daran, dass es besser gewesen wäre, wenn ich sie nicht kennengelernt hätte. Doch das war auch falsch. Irgendwie. Sie hatte mir gezeigt, was wahre Liebe war. Ich wusste, dass einige Menschen nie das Glück hatten, so etwas zu erleben. Eine Liebe, die einen vollständig erfüllte. Ich durfte es erleben, auch wenn ich davon nun auch nichts hatte. Außer eine Menge Schmerz in mir. Es machte mir Angst, wie viel ich noch immer bereit war zu geben, wenn es um Vanessa ging. Ich liebte sie bedingungslos und nur der Gedanke an sie machte mich sprachlos, aber es musste sich unbedingt etwas ändern, wenn ich wieder glücklich werden wollte.

In einigen Tagen würde ich meine Ausbildung anfangen. Das Abitur hatte ich geschafft, auch wenn ganz sicher nicht mit einer Bestleistung. Doch das war jetzt nebensächlich. Lange Zeit hatte ich überlegt, was ich wollte. Was ich wirklich wollte. Außer Vanessa natürlich. Ich meinte, wie ich mir meine berufliche Zukunft vorstellte. Ich hatte mich dann für eine Ausbildung in der Hotellerie entschieden. Ich würde Hotelfachfrau werden. Mein Plan war, irgendwann einmal ein eigenes kleines Hotel zu führen. Keine Ahnung, ob es klappte, doch mein Praktikum vor einiger Zeit hatte mir sehr gut gefallen und seitdem hatte ich die Idee nicht aus meinem Kopf bekommen. Nach der Ausbildung wollte ich noch BWL studieren, aber erst einmal wollte ich praktische Erfahrungen sammeln und war sehr gespannt, was mich erwartete. Sollte es mir doch nicht gefallen, konnte ich noch immer etwas anderes studieren oder eine andere Richtung einschlagen, aber ich hatte jedenfalls ein Ziel vor Augen und hoffte, dass mich die Arbeit auf andere Gedanken bringen würde. Der Bus stoppte und ich stieg aus, um mich mit meiner besten Freundin Sophia zu treffen. Die Gedanken an Vanessa ließ ich an der schmierigen Scheibe zurück, vielleicht würde der nächste Fahrgast sich ebenfalls anlehnen und sie davontragen.

Speechless || gxgWhere stories live. Discover now