Kapitel 1

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Altersfreigabe: ab 18
Setting: AU fünf Jahre nach Hermines Abschluss, Voldemort ist noch nicht besiegt
Inhalt: Severus wird so schwer verletzt, dass er zwischen Leben und Tod schwebt. Hermine rettet ihm mit einem unbekannten Trank das Leben, aber plötzlich gibt es eine Verbindung zwischen ihnen, die vor allem Severus so gar nicht gefällt.
Hauptcharakter(e)/Paar(e): Hermine/Severus
Disclaimer: Nichts gehört mir, alles ist Eigentum von J. K. Rowling.
Kommentar: Im Zuge meiner großen Überarbeitungsaktion hat auch diese Geschichte ein Make-over erhalten. Wesentliche Änderungen im Plot gibt es nicht, ich hab nur ein paar Plotholes gestopft und alles ein bisschen sprachlich überarbeitet. Grundlage der Story ist mein Drabble ‚Status Quo', das in leicht abgewandelter Form als Prolog dient.
Warnings: Hurt/Comfort, NC-17
Audiobook: MarieSnape hat die ursprüngliche, unbearbeitete Version dieser Geschichte vertont. Ich hab die Playlist unten verlinkt.
Und Melina vom ReadingBookChannel hat die aktuelle Version vertont, die Videos sind oben eingebettet. Vielen Dank euch beiden! :)

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Siehst du mich?
Spürst du mich?
Wo lebst du, verstehst du?
Was suchst du?
Warum liebst du mich?
(Eisbrecher – Frage)

- Prolog -

Mit verschränkten Armen stand sie am Bett des zum Tode Verurteilten. Severus Snape ... Der Fluch tötete ihn langsam. Necare conctanter. Gestern Abend hatte er das Bewusstsein verloren. Nur dieser Trank konnte ihn vielleicht noch retten. 

„Blut. Das ist die letzte Zutat. Blut eines Menschen, der ihn liebt." Diese Worte von Professor Dumbledore schienen sein Schicksal zu besiegeln.

Das war vor zwei Stunden gewesen. Seitdem stand sie hier.

„Es gibt nichts, absolut nichts, das uns verbindet, Hermine!" Diese Worte von Severus hätten sein Schicksal schon sehr viel eher besiegeln sollen. Die Worte und dass er ihr keine Chance gegeben hatte, darauf zu antworten. Dass sie ihn dennoch retten wollte, war ihr Beweis dafür, dass sie wirklich die richtige Person war.

Mit ernstem Gesicht entkorkte sie die Phiole mit dem unfertigen Trank und nahm die Nadel in die Hand. Ihr Blick flog zu dem blassen Gesicht des Mannes, der Glück und Leid gleichermaßen bedeutete. Bis vor zwei Tagen liebte er sie noch nicht. 

„Komm zurück, Severus! Komm her und sage mir noch einmal, dass uns nichts verbindet!", zischte sie, während sie die Nadel in ihren Finger stach und das Blut in den Trank tropfen ließ. Er brodelte ein bisschen, nahm die Farbe des Meeres an einem warmen Sommertag an.

Bis vor zwei Tagen liebte er sie noch nicht. Doch vielleicht würde sich das irgendwann ändern.


- Kapitel 1 -


Er hatte die Tür zu seiner Kerkerwohnung kaum hinter sich geschlossen, als es zweimal klopfte. Mit einem missmutigen Grunzen stellte Severus den Stärkungstrank, den Poppy ihm in die Hand gedrückt hatte, auf seinen Schreibtisch. Sie war nicht begeistert gewesen, dass er sich selbst entlassen hatte. Er hingegen fand, sie konnte froh sein, dass er zwei Tage geblieben war. Für einen Ausflug ins Jenseits und zurück musste das reichen. Er drehte sich um und öffnete die Tür so grob, dass der Klopfer laut gegen sein metallenes Gegenstück schlug. 

„Was?", fragte er scharf, als er Hermine sah.

„Ich wünsche dir auch einen schönen Tag." Sie ging einfach an ihm vorbei in seine Räume.
Severus sah ihr finster nach und schlug die Tür zu. Sie zuckte nicht mal. „Was willst du?" Er hatte Kopfschmerzen, er war müde und seine Laune war unterirdisch. Das waren schlechte Voraussetzungen für ein Gespräch mit Miss 'Es ist mir egal, ob du es hören willst, ich muss das loswerden'. Severus grollte leise.

Ja, ihre letzte Unterhaltung war ihm noch lebhaft in Erinnerung. Daran hatte auch sein Beinahe-Umzug ins Jenseits nicht geändert. Und als ob ihr Irrglaube nicht schlimm genug gewesen wäre, hatte sie ihm auch noch das Leben gerettet! Gegen seinen Willen! Mit einem Trank, der ... mindestens mal haarscharf an der Schwarzen Magie entlang schrammen musste, wenn er diesen Fluch auflösen konnte. Poppy hatte ihm nicht sagen können, was für ein Trank es gewesen war. Nur dass Albus ihn ihr gegeben und Hermine ihm ihr Blut hinzugefügt hatte. 

Blutmagie! In der Tat ... Am liebsten würde er seine Finger um ihren schmalen Hals legen und fest zudrücken. Oder um Albus'. Am besten bei beiden. Albus war ihm jedenfalls ein paar Antworten schuldig, sobald er wieder im Schloss war. Morgen. Spätestens übermorgen.

Hermine drehte sich um und sah ihn für seinen Geschmack viel zu gelassen an. „Ich wollte sehen, wie es dir geht."

Severus rümpfte die Nase. Warum hatte er noch mal zugestimmt, dass sie sich duzten? Das gab ihr sogar das Recht dazu, ihm Fragen dieser Art zu stellen, oder? „Es geht mir bestens!" 

Ohne seinem gereizten Tonfall Beachtung zu schenken, sagte sie: „Freut mich zu hören." 

Severus wandte sich ab und setzte sich an seinen Schreibtisch. Er war immer noch schwach auf den Beinen und vielleicht würde sie ja wieder gehen, wenn er sie nur hartnäckig genug ignorierte. Punkte konnte er ihr schließlich keine mehr abziehen, sie war keine Schülerin mehr. Sie wohnte nur wieder im Schloss, weil das praktischer war. Weil sie für den Orden zusammenarbeiten mussten und Albus auf die wunderbare Idee gekommen war, dass noch ein Zimmer im Gryffindorturm frei war. Sie hatte sich gleich auf unbestimmte Zeit einquartiert. Wieder zuckte ein Muskel auf seinem Nasenrücken.

Seit einem halben Jahr arbeitete er nun schon mit ihr zusammen und ... es musste an seiner Mehrfachbelastung liegen. Das Unterrichten, Voldemort, Tränke entwickeln, sich um die Dummköpfe in seinem Haus kümmern – er wurde nicht jünger, das alles setzte ihm zu. Anders konnte er sich jedenfalls nicht erklären, dass er es gar nicht so schlimm gefunden hatte, mit ihr zusammenzuarbeiten. Sie war entspannter als früher im Unterricht. Sie stellte gute Fragen. Sie gab präzise Antworten. Sie tat, was er ihr sagte. Das hatte ihm anscheinend das Hirn vernebelt, denn ja, er hatte ihr erlaubt, ihn zu duzen! 

Severus rieb sich die Stirn. Sie stand immer noch da, er konnte ihre Füße sehen. 

Sie hatte es darauf angelegt, seine Erlaubnis dafür zu bekommen. Sie hatte den richtigen Moment abgepasst. Nach einem wirklich anstrengenden Tag. Und drei Gläsern Wein. Merlin, wie oft hatte er das jetzt schon bereut? Aber er würde nicht von ihr verlangen, ihn wieder zu siezen. Das kam einer Kapitulation gleich! Er würde schon mit ihr fertig werden.

Während er überaus desinteressiert in seinen Papieren blätterte – jenen, an denen er gearbeitet hatte, als der Ruf ihn ereilt hatte – wanderte Hermine gelassen durch seine Räume. Sie war schon öfters hier gewesen. Hauptsächlich zum Recherchieren. Manchmal aber auch für eines dieser fatalen Gläser Wein nach einem anstrengenden Tag. Es war kein Wunder, dass sie sich hier wohl fühlte. Aber es störte ihn.

Liebe. Er schnaubte. Hermine sah sich nach ihm um. Er ignorierte sie. Wie kam sie bloß auf diese absurde Idee? Es gab absolut nichts Liebenswertes an ihm. Gar nichts. Sie musste verrückt sein, sich in ihn zu verlieben. Er sah sie aus dem Augenwinkel an. Vielleicht war sie verrückt. Die Mehrfachbelastung und so. Vielleicht bildete sie sich das nur ein, weil ... er halt da war. Im Gegensatz zu anderen Männern. Zu Männern in ihrem Alter. Wie dem auch sei. Sie würde schon noch merken, wie absurd dieser Gedanke war.

Nach einigen Minuten legte er schließlich die Feder beiseite (seine Hand zitterte so sehr, dass er seine eigene Schrift nicht mehr lesen konnte) und sah sie an. Hermine wanderte an seinem Bücherregal entlang und las mit schief gelegtem Kopf die Titel. Nicht zum ersten Mal. Das war ihre Strategie, wenn er sie ignorierte. Verdammt, ja! Das war nicht das erste Mal, dass er das tat! Und wenn sie diese Titel nur noch ein paar Mal lesen würde, dessen war er sich sicher, würde sie alle auswendig aufzählen können.

„Hermine, was willst du hier?", wiederholte er seine Frage also.

Sie drehte sich zu ihm um. „Ich warte darauf, dass du mir einen Tee anbietest."

Er zog eine Augenbraue hoch. „Und warum sollte ich das tun?"

„Weil es höflich ist. Und weil du es immer getan hast." 

In ihrem Blick stand etwas, das ihn traf. Irgendwo hinter seinem Brustbein, da traf es ihn. Severus sah sie finster an. Warum war sie hier? Was wollte sie von ihm? Bestimmt keinen Tee. Hatte sie sich ihm nicht schon genug aufgedrängt?

Und das war ja nicht mal der einzige Grund, aus dem er sie gerade nicht in seiner Nähe ertragen konnte. Sie hatte ihm das verdammte Leben gerettet!

Sah er aus wie jemand, dem man das Leben rettete?! 

Dieser Zwischenfall war die perfekte Gelegenheit für ihn gewesen, diesem ganzen Irrsinn zu entkommen! Er hatte sich nicht vor diesen Fluch geworfen, das nicht. Aber es war ja nicht so, dass er etwas dagegen hätte tun können, wenn er doch erwischt wurde.

Und sie hatte es verbockt. Sie hatte ihn zurückgeholt in dieses Leben, das nichts als Pflichten zu bieten hatte. Es würde niemals aufhören. Egal, was er tat, egal, was er opferte – Albus würde immer eine neue Aufgabe für ihn einfallen, solange der Dunkle Lord am Leben war. Und vermutlich würde er auch danach nicht damit aufhören. Sofern Severus denn das Danach erlebte. Er hatte einen verdammten Fehler gemacht und Albus würde dafür sorgen, dass er das niemals vergaß. Nein, es hätte ihn nicht gestört zu sterben. 

Hermine sah ihn immer noch an, er sah aus schmalen Augen zurück. „Patty!", rief er, nur weil er wusste, wie sehr sie das hassen würde.

Die Elfe erschien mit einem Plopp vor Severus' Schreibtisch. „Mister Snape, Sir?"

„Bring uns Tee", sagte Severus, ohne den Blick von Hermines Gesicht abzuwenden. Sie presste die Lippen aufeinander, bis sie nur noch zwei schmale weiße Striche in ihrem Gesicht waren.

„Natürlich, Sir", sagte Patty etwas verzögert und verschwand wieder.

„War das wirklich notwendig?", fragte Hermine gepresst.

Severus feixte. „Nein, aber befriedigend."

Sie verdrehte die Augen und seufzte. Aber bevor sie etwas dazu sagen konnte, kehrte Patty zurück. Sie balancierte ein Tablett auf den Händen, auf dem sich eine große Kanne Tee, zwei Tassen, ein Teller mit Scones, Milch und Zucker aneinander drängten. „Stell es auf den Tisch", sagte Severus, „und dann kannst du gehen." 

Patty tat, was er ihr gesagt hatte, verbeugte sich und verschwand wieder. „Der Tee", knurrte Severus und deutete auf das Tablett.

„Danke", fauchte sie. Und als wollte sie ihm heimzahlen, was er eben getan hatte, ging sie zum Tisch, goss sich Tee ein und nippte daran – alles nahezu ohne ihn aus den Augen zu lassen. 

Severus' Augenbrauen zuckten. 

Dann setzte sie sich und rieb sich die Stirn. „Severus, was bezweckst du damit?"

„Womit?", fragte er unschuldig.

„Du versuchst, mich wütend zu machen."

Wieder zuckten seine Augenbrauen. 

„Dabei wirkst du gereizt genug für uns beide", murmelte sie.

„Tue ich das?", fragte er spitz.

„Ja. Und ich werde das Gefühl nicht los, dass ich der Grund dafür bin." 

„Das muss die Musterschülerin in dir sein." 

„Soll die Musterschülerin noch mehr Gefühle äußern oder wirst du endlich wieder mit mir reden?"

Severus sah sie scharf an, während er sich auf seine Schreibtischplatte lehnte. „Ich habe in letzter Zeit genug ... Gefühle von dir gehört." Sein Herz begann so heftig zu pochen, dass ihm für einen Moment die Luft wegblieb. Severus holte tief Luft und atmete langsam wieder aus. Er hätte den Stärkungstrank nehmen sollen, als er die Gelegenheit dazu gehabt hatte.

Hermine schloss kurz die Augen. „Darum geht es also?", fragte sie sehr müde.

Severus antwortete nicht. Er starrte sie nur verbissen an. 

Sie runzelte die Stirn. „Wenn du mir nicht sagst, was dir so entsetzlich auf die Nerven geht, kann ich nichts daran ändern! Du bist doch immer so wortgewandt." Sie stellte die Tasse weg und kam langsam zu ihm. Direkt vor seinem Schreibtisch blieb sie stehen.

Severus knackte mit den Fingerknöcheln. „Erstens nervt es mich, dass du so mit mir redest", sagte er ruhig, sehr ruhig.

„Ich dachte, darüber wären wir hinaus", wandte Hermine ein.

Ergeben deiner MachtWhere stories live. Discover now