Kapitel 15

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- Kapitel 15 - 

 Severus warf Hermine nur einen kurzen Blick zu, als sie am nächsten Morgen das Labor betrat. Es reichte, um das Lächeln hinter ihrem verkniffenen Mund zu erkennen. Und um ein Echo der Gefühle von gestern heraufzubeschwören. Der Feuerwhiskey und das Karussell. Er verdrehte die Augen. 

 „Der Plan liegt auf deinem Platz", sagte er und meinte damit die neuste Version des Trankes, die er ausprobieren wollte. Es mussten einige Zutaten vorbereitet werden und einen Teil davon hatte er Hermine überlassen. 

 „Okay", sagte sie und zu seiner Überraschung konnte seine Art ihre gute Stimmung nicht trüben.

 Severus wandte sich mit gerunzelter Stirn den getrockneten Florfliegen zu, deren Flügel er brauchte. Er nahm dafür zwei Pinzetten. Eine, um die kleinen Fliegen festzuhalten, die andere, um ihnen die Flügel abzuzupfen. Er musste vorsichtig dabei sein, die Flügel mussten vollständig in den Trank. 

 „Severus, können wir über gestern reden?" 

 Ohne seine Arbeit zu unterbrechen oder sie anzusehen, sagte er: „Nein." 

 Sie ließ das Messer sinken, mit dem sie Bubotubler-Eiter aus den Schoten schabte. Ein strenger Benzingeruch lag in der Luft. „Wir sollten aber darüber reden." 

 „Ich weiß", entgegnete er im gleichen Tonfall wie vorher. Er wünschte, sie würde aufhören, zu reden. 

 „Aber du willst es nicht." 

 „Nein." Der Flügel, an dem er gerade zog, zerfiel zwischen den metallenen Armen seiner Pinzette, ein Muskel auf seinem Nasenrücken zuckte. 

 Hermine seufzte. Sie machte sich wieder an die Arbeit, ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Und irgendwie war das auch nicht richtig, denn das warme Gefühl im Bauch blieb. Vermutlich ließ sie den Kuss immer und immer wieder vor ihrem geistigen Auge ablaufen. Severus biss die Zähne aufeinander. Er wünschte, sie würde auch damit aufhören! 

- - -

 Nach einer Weile war es ihnen gelungen, sich so sehr auf das Experiment zu konzentrieren, dass weder Hermine Zeit hatte, ihre Gefühle von gestern wieder aufzuwärmen, noch Severus, um ihr das nachzutragen. Erst am Nachmittag gab es eine Situation, die ihn an ihre Worte erinnerten. Er wandte den Blick vom Kessel, weil er eine Pipette brauchte, um eine Probe zu nehmen für den Fall, dass mit dem nächsten Schritt etwas schief ging. Und Hermine hielt ihm genau diese bereits hin. Er starrte sie eine Sekunde lang an, bevor er die Pipette und damit dann die Probe nahm. Möglicherweise hatte sie recht; sie funktionierten gut zusammen im Labor. 

 Erst gegen Abend lief alles schief. 

 Sie befanden sich gerade in der Endphase ihres Experiments und beinahe hätte er alles zunichte gemacht, weil die Schrumpelfeige zu früh in den Kessel zu fallen drohte. Und das nur, weil der Dunkle Lord sich keinen besseren Zeitpunkt hatte aussuchen können. Der Schmerz zuckte so unerwartet durch seinen Arm, dass er erschrak. 

 Es war Hermines schneller Reaktion zu verdanken, dass sie nicht wieder von vorn anfangen mussten. Sie fing die Schrumpelfeige auf, bevor sie die Oberfläche des Trankes erreicht hatte. Sie sah ihn mit großen Augen an, hatte sich anscheinend über seinen Fauxpas genauso erschreckt wie er sich über den Schmerz. 

 Severus griff mit der rechten Hand nach dem Mal, bevor er sich davon abhalten konnte. Druck auf das Mal linderte den Schmerz ein wenig. Dafür informierte diese Geste Hermine aber auch über die Ursache für seine Unachtsamkeit. Sie schnappte nach Luft. 

 Und dann schwappte Angst gegen seinen Geist. So heftig, dass sein Herz zu rasen begann und ein Gürtel sich um seine Brust schnürte. Severus lehnte sich gegen den Labortisch und rieb sich die Stirn. „Reiß dich zusammen, Hermine!", zischte er, ehe er sich umwandte, um Umhang und Maske aus seinen privaten Räumen zu holen. 

Ergeben deiner MachtWhere stories live. Discover now