Kapitel 16

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- Kapitel 16 - 

 Severus erwiderte die Umarmung. Ihre Haare rochen nach Kokos und für einen Moment war das alles, was er wahrnahm. Das und Hermines Erleichterung, die so gut tat, dass er für ein paar Sekunden darin schwamm, ehe sein Verstand sich wieder einschaltete und er sie von sich zu schieben versuchte. „Bitte lass mich los, Hermine." 

 Sie trat zurück und sah ihn mit verkniffenen Lippen an. Ihre Augen waren gerötet, ihr Gesicht blass. Sie schlang die Arme um sich, aber er konnte ihre zitternden Hände trotzdem sehen. „Es tut mir so leid", sagte sie leise. 

 Er nickte. „Setz dich ... irgendwo hin, ich komm gleich wieder." Er hob die Todessermaske auf und ging an ihr vorbei ins Bad. Seine Kleidung war durchgeschwitzt und klamm und er musste nach Erbrochenem riechen. Jedenfalls hatte er den Geruch in der Nase und den Geschmack auf der Zunge. Er zog sich aus und warf die Wäsche auf den Boden. Dann stieg er unter die Dusche und seifte sich komplett ab. Erschöpft und ausgelaugt. Die Panik, die Okklumentik, der stundenlange Tunnelblick hatten ihn sämtlicher Kräfte beraubt. Am liebsten wäre er von der Dusche aus direkt ins Bett gegangen, aber er musste mit Hermine reden. 

 Nachdem er sich abgetrocknet und den Bademantel übergezogen hatte, ging er ins Schlafzimmer und zog sich an. Es tat gut, den Geruch frisch gewaschener Kleidung zu riechen. Das Gefühl des etwas steifen Stoffes auf der Haut war bekannt und willkommen. 

 Hermine saß auf dem Sessel, als er in sein Büro zurückkehrte. Er schenkte sich Feuerwhiskey ein und sah sie mit einer hochgezogenen Augenbraue an. Sie nickte und er goss auch ihr ein Glas ein, gab es ihr, bevor er sich setzte. „Warum hast du nicht den Trank der lebenden Toten genommen?", fragte er, nachdem er den ersten Schluck des Alkohols durch seinen Mund hatte kreisen lassen. 

 „Da war nichts mehr", entgegnete Hermine. „Ich hab deinen Schrank hier durchsucht und das Labor, aber ich hab nichts gefunden." 

 Severus seufzte und griff sich an die Nasenwurzel. Die Phiole stand in seinem Schlafzimmer auf dem Nachtschrank. Er hatte vergessen, sie wieder zurückzustellen, nachdem er letztens einen Löffel davon genommen hatte. „Du hättest dir einen anderen Schlaftrank aus dem Krankenflügel holen sollen." 

 Hermine lachte freudlos. „Ja, wollte ich. Aber Madam Pomfrey ist nicht da, der Krankenflügel ist abgeschlossen. Ich weiß nicht, wie man die Banne aufhebt." Sie fuhr sich durch die Haare. „Und bevor du mir noch weitere Vorwürfe machst: Ja, ich hab versucht, jemanden zu finden, der mir hilft. Aber es sind Sommerferien. Professor Dumbledore ist nicht im Schloss, der Patronus, den ich ihm geschickt habe, ist über das Gelände verschwunden. Und Professor McGonagall und Professor Flitwick sind auch nicht da gewesen. Es ist niemand da gewesen, Severus!" Sie presste sich eine Hand vor den Mund, als ihr die Stimme versagte. „Es tut mir leid." 

 Er rieb sich die Stirn, die Kopfschmerzen hielten sich hartnäckig. Er hätte einen Trank nehmen sollen, anstatt Alkohol zu trinken. „Nein, mir tut es leid", zwang er sich dann zu sagen. „Ich musste dich aussperren, als Voldemort meinen Geist durchsucht hat. Konsequenter als sonst. Das war nicht hilfreich." 

 „Voldemort hat deinen Geist durchsucht?", fragte sie tonlos und sah ihn mit großen Augen an.

 „Das tut er meistens", murmelte Severus und leerte sein Glas. Da er den Schmerztrank jetzt eh nicht mehr nehmen konnte, kam es darauf auch nicht mehr an. Noch während der Alkohol auf seiner Zunge brannte, spürte er Hermines Entsetzen eiskalt durch seinen Körper prickeln. Er verzog das Gesicht. 

 „Hat er ... mich gefunden?" 

 „Nein. Aber er hätte dich gefunden, wenn ich die Verbindung nicht komplett blockiert hätte. Ich hatte keine andere Wahl ..." 

Ergeben deiner MachtWhere stories live. Discover now