Kapitel 5

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- Kapitel 5 - 

 Sein Herz raste. Seine Hand zitterte. So sehr, dass er kaum ein Wort schreiben konnte – zumindest keines, das er hinterher noch würde entziffern können. Selbst die Kerze neben ihm brannte ruhiger und dabei zog es etwas in seinem Büro. 

 Mit verbissener Miene umklammerte Severus die Feder und senkte die Spitze auf das Pergament. Atmete ruhig. Ein und aus. Seine Stirn bekam immer tiefere Falten und gerade als er glaubte, er, nein Hermine hätte es endlich überwunden, breitete sich ein großer Tintenfleck auf seinen Aufzeichnungen aus und das Zittern begann von Neuem. Gereizt warf er das Schreibgerät beiseite. 

 So ging das nun schon seit beinahe zwei Stunden. Er hatte sich inzwischen weitestgehend an ihre verdammten Albträume gewöhnt, aber das ... Severus holte tief Luft und ließ sie sehr langsam wieder entweichen, als eine weitere Welle durch seinen Geist rollte. Das war schlimmer, als in jeder Nacht zuvor. Hatte sie sogar nachts Okklumentik angewandt? Hatte sie selbst das teilweise vor ihm verborgen? 

 Mit dem nächsten Schweißausbruch, mit dem nächsten Moment, in dem ihm der Atem stockte, kapitulierte Severus. Wenn Hermine ihre Albträume nicht selbst in den Griff bekam, würde er dafür sorgen – auf die eine oder andere Art. Er schob den Stuhl zurück, ignorierte das Knarzen auf dem Dielenboden und ging mit steifen Schritten zur Tür. 

 Peeves verschwand aus dem Gang, den er gerade zu verwüsten geplant hatte, als er Severus erblickte. Die Porträts verstummten in ihren mitternächtlichen Unterhaltungen und Mrs Norris maunzte kläglich, als er ihr einen stechenden Blick zuwarf. Albus hatte Hermine in ein Zimmer im Gryffindorturm einquartiert. Es war nicht an die Fette Dame gebunden, also musste er sich wenigstens nicht um Passwörter kümmern. 

 Fünf Minuten später stand er vor der unscheinbaren Tür, die niemandem auffallen würde, der nicht wusste, dass sie dort war. Sein Klopfen war so laut, dass vermutlich sogar Professor Binns hochkant im Bett geschwebt wäre. Wenn er etwas in der Art nicht ohnehin jede Nacht tat. 

Dennoch schaffte Hermine es, ihn zu überraschen. Nämlich mit der Geschwindigkeit, mit der sie die Tür öffnete. Zu seiner Erleichterung war sie in Schlafanzug und Morgenmantel gehüllt und offenbar alleine. 

 „Severus! Was willst du hier?" 

 Er schnaubte, antwortete jedoch nicht. Musste er auch nicht, sie lief von allein rosa an. Das war aber auch das einzige, was an ihr gesund aussah. Die Müdigkeit war ihr anzusehen. Dunkle Ringe lagen unter ihren Augen, um die Röte herum war sie blass und ihre Augen glänzten. Er war sich ziemlich sicher, dass sie in dieser Nacht noch nicht lange geschlafen hatte. Nun allerdings horchte er auf ihre Gefühle. Die, die ihn eben beinahe in eine handfeste Panikattacke manövriert hätten. Und stellte frustriert fest, dass er mit seiner Vermutung recht gehabt hatte. Er verdrehte die Augen. „Mitkommen!" 

 Hermine bekam große Augen. „Was? Wohin? Und warum?" 

 „Nicht fragen, mitkommen!", wiederholte er in einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ. 

 Sie versuchte es dennoch, allerdings mit Blicken. Ihr Gesichtsausdruck verhärtete sich, sie war wild entschlossen, ihm nicht zu folgen. Er zog eine Augenbraue hoch. Sie verschränkte die Arme vor der Brust. Er zog auch die andere Augenbraue hoch. Sie schluckte. Dann kapitulierte sie. Severus feixte. 

 „Darf ich mich wenigstens anziehen?" 

 „Nicht nötig." 

 Das akzeptierte sie dann ohne Diskussionen. Seufzend löschte sie das Licht in ihrem Zimmer, zog sich festere Schuhe an, was in Kombination mit dem Pyjama und ihrem Morgenmantel sehr merkwürdig aussah, und trat zu ihm auf den Gang. 

Ergeben deiner MachtWhere stories live. Discover now