Kapitel 8

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- Kapitel 8 - 

 „Was ist der Zweck?" 

 „Hm?", fragte Albus und sah ihn an, als hätte er ihn aus tiefsten Gedanken gerissen. Vermutlich hatte er das auch, so wie Albus über seine ineinander verschränkten Hände hinweg das Chaos in der Großen Halle beobachtete. 

 Severus verzog das Gesicht. „Diese ... Verbindung." Er senkte die Stimme, damit Pomona ihn nicht hörte. „Was ist der Zweck davon? Was müssen wir tun, damit sie sich auflöst?" 

 Albus runzelte die Stirn und lehnte sich zurück. Nun legte er die verschränkten Hände in den Schoß. „Ihr müsst gar nichts tun, Severus. Sie wird sich lösen." 

 „Ja, das sagtest du bereits", grollte Severus. „Aber wann wird sie das tun?" 

 Albus sah ihn über die Ränder seiner Brille hinweg an, aber er sagte nichts. 

 Und dann begriff Severus. Er wich ein Stück zurück, eher zischte: „Du hast gedacht, sie hätte sich längst aufgelöst, nicht wahr? Du weißt selbst nicht, warum es sie noch gibt!" 

 Der Direktor senkte den Blick. 

 Severus schnaubte. „Weißt du überhaupt, was für ein Trank das gewesen ist?", fragte er nun schon ein bisschen lauter, aber in der Großen Halle war es gerade so unruhig, dass selbst Pomona sich nicht nach ihnen umsah. „Oder hast du einfach mal was ausprobiert und wir können es jetzt ausbaden?" 

 „Beruhige dich, Severus", murmelte Albus. „Ja, ich weiß, was für ein Trank das war. Die Verbindung wird sich auflösen. Es dauert nur etwas länger, als ich erwartet hatte." 

 „Erwartet", spie Severus verächtlich aus. 

 „Oh Severus, sei nicht so garstig", entgegnete Albus und klang nicht mal ansatzweise so besorgt, wie er es sein sollte. „Es wird dir vielleicht sogar gut tun, zur Abwechslung mal wieder mit aufrichtigen Gefühlen konfrontiert zu sein." 

 Severus sah ihn entrüstet an, aber Albus hatte inzwischen was ganz anderes im Blick. Severus sah sich danach um und entdeckte – natürlich. Hermine. Sie hatte an diesem Morgen einen Brief bekommen, den sie gerade über ihr Rührei hinweg las. Severus spürte ein Gefühl von Hermine gegen seinen Geist schwappen, das ihm fremd war. Aber es löste die Trauer ein bisschen, die sie seit dem Abend am See begleitet hatte. Immerhin etwas.

- - -

 Severus lachte. Es klang tief und kehlig, beinahe wie ein Grunzen, aber tatsächlich war es ein Lachen. Er lachte so sehr, wie er seit Jahren, wenn nicht sogar Jahrzehnten nicht mehr gelacht hatte. Nein, Jahrzehnte war übertrieben, Neville Longbottom hatte ihm mehr als eine heitere Stunde bereitet und das nicht nur in seinem eigenen Unterricht. Selbst Minerva war hin und wieder gemein (oder empört) genug gewesen, um ein paar Anekdoten ihrer Löwenbabys zu erzählen. 

 Aber jetzt gerade wusste er nicht, warum er überhaupt lachte. Zugegeben, die Abschlussprüfungen waren unterhaltsam – kreatives Brauen hätte sein damaliger Meister Dendron es genannt. Doch das hatte ihn in den letzten zwanzig Jahren nicht zum Lachen gebracht. Jedenfalls nicht so. Es hatte ihm eher Kopfschmerzen bereitet. 

 Und dann brandete eine Welle von Heiterkeit so heftig gegen seinen Geist, dass er verstand. Hermine. Severus verdrehte die Augen. 

 In den letzten Tagen war sie melancholisch gewesen, was Severus einerseits bedauerte, andererseits aber auch sehr genoss. So ruhig war es in seinem Geist seit Wochen nicht mehr gewesen! Weder hatte sie abnormale Zyklusschwankungen, noch einen Grund für ein anderes stärkeres Gefühl gehabt. Natürlich, diese absurde Liebe und die Trauer um ihren Großvater waren noch immer da, aber er hatte gelernt, damit umzugehen. Vornehmlich indem er sie im Labor genug forderte, dass nicht mehr viel Platz für Gefühle geblieben war. 

Ergeben deiner MachtWhere stories live. Discover now