Epilog

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- Epilog - 

 Die Türen des Krankenflügels wurden mit solcher Wucht aufgestoßen, dass sie laut gegen die Wände knallten – nicht zum ersten Mal in dieser Nacht. Madam Pomfrey hastete zwischen den Betten umher, kommandierte freiwillige Helfer herum und balancierte Tränke durch die inzwischen stickige und mit beißenden Gerüchen durchsetzte Luft. Rufe und Schreie vermischten sich mit Wimmern und Beten, jedem gehörte die Aufmerksamkeit und gleichzeitig niemandem. 

 Severus rümpfte die Nase, während er die Frau auf seinen Armen durch die Menge trug und vorsichtig auf einem mehr oder weniger freien Bett ablegte. „Verschwinde!", schnauzte er eine junge Hexe in Aurorenumhang an, die am Rand gesessen und einen Eisbeutel gegen ihre Stirn gedrückt hatte. 

 Zuerst wollte sie protestieren, doch als sie Hermine sah und wie sie sich unter Schmerzen krümmte, kaum noch richtig bei Bewusstsein, folgte sie seinem Befehl und setzte sich stattdessen auf einen Stuhl in der Nähe. 

 „Poppy!", donnerte Severus' Stimme durch den Krankenflügel, während er versuchte, nicht den Verstand zu verlieren. Er hatte es gewusst. Er hatte gewusst, dass irgendjemand sterben würde. Er hatte es gewusst

 Aber es würde nicht Hermine sein. Nicht sie. 

 Die Heilerin wuselte an ihm vorbei und schnappte nach Luft, als sie Hermine erkannte. „Bei Merlin, was ist passiert?", fragte sie, während sie bereits mit der Untersuchung beschäftigt war.

 „Necare conctanter", entgegnete er düster. „Ich brauche eine Phiole von Albus' Trank. Sofort!"

 Poppy zuckte zusammen, ehe sie sich umwandte und den Trank holte. Severus hatte Albus das Rezept abgeschwatzt und einen ganzen Kessel der Basis zubereitet, bevor sie losgezogen waren, um den Dunklen Lord zu vernichten. Er war das einzige wirksame Mittel, das sie gegen den neuen Lieblingsfluch der Todesser kannten, er wollte jedem, der davon getroffen wurde, wenigstens eine Chance geben. 

 Und Hermine würde mehr als nur eine Chance haben. 

 Er hielt ihre Hand, obwohl sie es nicht spüren konnte. Severus erinnerte sich daran, wie es war, von diesem Fluch getroffen zu werden. Zuerst hatte er kaum etwas gemerkt, dann hatte sich ein Brennen in seinem Körper ausgebreitet, als würde flüssiges Feuer durch seine Gefäße laufen. Alles um ihn herum war versunken in dem unbeschreiblichen Schmerz, der ihn von innen heraus zerfressen hatte. Er hatte nichts mehr mitbekommen. Er hatte nur noch gebetet, dass es bald vorbei sein würde. 

 „Hier." Poppy war wieder neben ihm aufgetaucht und hielt ihm die Phiole hin. Kaum hatte Severus sie ihr aus der Hand genommen, war sie auch schon wieder verschwunden. Sie wurde hier nicht gebraucht, Severus wusste, was zu tun war. 

 Er entkorkte die Phiole und stellte sie auf den Nachtschrank. Dann durchsuchte er die Schubladen. Er wusste, dass Poppy hier irgendwo etwas hatte, mit dem er sich eine kleine Wunde zufügen konnte. Sie musste hier etwas haben! 

 Gerade als er die letzte Schublade aufgebracht wieder zustieß, hielt jemand ihm ein spitzes Messer über die Schulter. Severus' Blick glitt an der Hand entlang bis hinauf in das Gesicht von Albus. Er nickte und nahm es ihm aus der Hand, dann stach er ohne zu zögern die Spitze in seinen Finger. Der kleine Schnitt blutete heftig, Severus ließ mehrere Tropfen davon in die Phiole fallen. Der Trank brodelte, wurde hellblau. 

 Er schwenkte die Phiole, bis alles sich sorgfältig miteinander vermischt hatte. Dann flößte er Hermine langsam den kompletten Inhalt der Phiole ein. 

 Severus schnappte nach Luft, als er es spürte. Die Verbindung. Sie baute sich auf wie ein zarter Faden, der von seinem Geist zu ihrem gespannt wurde. „Ich sagte dir, du sollst in Deckung bleiben!", grollte Severus, als Hermine sich entspannte und das Zittern nachließ. „Ich sagte dir, du sollst dich zurückhalten. Aber du wusstest es ja wieder einmal besser." Er rümpfte die Nase. „Du wirst dich jetzt nicht aus dem Staub machen. Du wirst das mit mir ausdiskutieren, du elender Sturkopf!" 

 Ihre Augenlider flatterten. Sie schnaubte leise. „Werde ich", hauchte sie. „Versprochen!"

- ENDE -

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