Kapitel 11

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- Kapitel 11 - 

 Die Sommerferien begannen und Hitze legte sich über das Schloss wie ein Tuch, durch das man kaum atmen konnte. Severus vermied es, die Kerker zu verlassen. Hier unten hielt sich noch ein bisschen kühle Luft. Aber schon während er die Treppen ins Erdgeschoss hinauf stieg, spürte er die Temperaturen steigen. Wie jedes Jahr um diese Zeit bemerkte er die Grenzen der Magie mit einem Schnalzen seiner Zunge. Das Schloss war im Winter kaum warm zu halten, im Sommer ließ es sich nicht runterkühlen. Egal, welche Zauber sie ausprobierten, egal wer sie sprach oder wie viele von ihnen es taten – sie alle verloren nach kurzer Zeit ihre Wirkung. Vermutlich verhinderten die Schutzbanne, dass andere Zauber dauerhaft bestehen blieben. Ein Grund mehr, den Dunklen Lord so bald wie möglich in die ewigen Jagdgründe zu schicken. 

 Als Hermine ihn das erste Mal im weißen Hemd im Labor sah, fehlten ihr für einen Moment die Worte. Severus bemerkte die Gefühle, die ihn von ihr erreichten, und feixte. Nein, er mochte es immer noch nicht, ihre Zuneigung zu spüren. Aber er mochte es, wenn er sie überraschen konnte – positiv, negativ, völlig egal. Eine Besserwisserin wie sie nach Worten suchen zu sehen, war befriedigend. 

 Vor allem versetzte es ihn wieder in eine Position, in der er sich wohler fühlte. In eine Position, in der er weniger verletzlich war als sie. Er hatte ihr nicht seine Liebe gestanden und wie Hermine schon gesagt hatte, würde es dazu auch niemals kommen. Aber er hatte ihr aufrichtiger geantwortet als jedem anderen in den letzten Jahrzehnten. Ohne Sarkasmus. Ohne Fluchtweg. Und sie wusste es. Er fühlte sich nicht wohl damit und deswegen half dieser Moment sehr. 

 „Gibt es ein Problem?", fragte er also scheinheilig, ohne von seiner Arbeit aufzusehen. 

 Hermine kniff die Augen zusammen. „Tu nicht so, als ob du nicht ganz genau wüsstest, was ich empfinde", grollte sie. „Unfair." 

 Daraufhin feixte er noch etwas mehr. „Ich kann mir auch ein anderes Hemd anziehen", bot er großzügig an. 

 Sie warf ihm einen Blick zu, der ... oh ja, sie war frustriert. „Solange es kein Flanellhemd ist, wird das keinen Unterschied machen." 

 „Was hast du gegen Flanellhemden?" 

 Hermine sah ihn irritiert an. „Ernste Frage?" 

 Er neigte den Kopf zur Seite. „Nein." 

 „Gut." 

 Danach arbeiteten sie eine Weile lang schweigend, nur kurz unterbrochen von einer neuen Gefühlswelle, als er es wagte, die Ärmel hochzukrempeln. Die Ärmel! Er verstand immer noch nicht, was sie mit seinen Armen hatte. Aber ja, er hatte es aus genau diesem Grund getan und ignorierte dabei sogar, dass sie das Dunkle Mal würde sehen können, das er sonst so sorgfältig zu verbergen versuchte. Wenn sie ihn wollte, dann würde das dazu gehören. Aber es kostete ihn mehr Überwindung, es sie sehen zu lassen, als er bereit war zuzugeben. 

 Seine Anspannung legte sich jedoch bald. Sie war so vereinnahmt von seinen verdammten Armen, dass sie scheinbar kein Auge für das Dunkle Mal hatte. Severus biss sich auf die Zunge, um sich sein Amüsement nicht anmerken zu lassen, während Hermine rot wurde und sich laut räusperte. „Erkältet?", fragte er genauso unschuldig wie früher an diesem Tag und dieses Mal gab Hermine nur ein Zischen von sich. 

 Danach verzichtete Severus darauf, sie noch weiter zu ärgern. Ihm gingen ihre Worte durch den Kopf. Dass er durch ihre Gefühle so abgelenkt war, dass er es möglicherweise nicht bemerken würde, sollte sie einen Fehler machen. Er war gewillt, ihr das Gegenteil zu beweisen. Offensichtlich hatte Hermine keine Vorstellung davon, wie sehr er sich konzentrieren konnte. Mal ganz abgesehen von jeder Interaktion mit dem Dunklen Lord und den Todessern, hatte er schon einige herausfordernde Klassen heil durch ihre Schulzeit gebracht. Und dabei dachte er nicht mal an die Kombination Slytherin-Gryffindor. 

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