Kapitel 10

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- Kapitel 10 - 

 Hinter der Tür polterte es mehrmals. Severus richtete sich gerade auf und tastete nach seinem Zauberstab. Seine Nackenhaare stellten sich auf, obwohl er wusste, dass mit ziemlicher Sicherheit kein Todesser ihm die Tür öffnen würde. Er biss die Zähne aufeinander. Kurz darauf ging die Tür einen Spalt auf und er erhaschte einen Blick auf einen Ellbogen und ein Paar verdrehter Füße. Anscheinend hatte Hermine sich mit dem Griff nach der Türklinke vom Fallen abgehalten. Er stieß die angehaltene Luft aus. 

 Sie richtete sich gerade auf, öffnete die Tür ein Stück weiter und tat so, als wäre ihre Nymphadora Tonks-Imitation niemals passiert. Noch während Severus mit hochgezogener Augenbraue an ihr vorbei das Chaos von Koffern und Taschen auf dem Fußboden begutachtete, fragte sie: „Was?" 

 Er hob die Augenbrauen. „Begrüßt man so einen Gast?" 

 „Du bist kein Gast." 

 „Technisch gesehen bin ich das." 

 „Technisch gesehen bist du ein Mistkerl, Severus. Was willst du?" 

 Er sah sie an. Der Kontrast von dem, was sie sagte, zu dem, was sie empfand, verursachte ihm Kopfschmerzen. Er rieb sich die Stirn, als mehr Wut seinen Geist flutete. Und mehr Schmerz. Und mehr Enttäuschung. Und mehr ... Sehnsucht? Er stöhnte. „Können wir das bitte drinnen besprechen?" 

 Hermine bediente sich keiner Worte, um auf seine Frage zu antworten. Nein, sie verschränkte einfach die Arme vor der Brust und versperrte ihm den Weg. 

 Severus schnaubte. Aber bevor er etwas dazu sagen konnte, bog eine Gruppe Gryffindors um die Ecke und steuerte auf das nur wenige Meter entfernte Porträtloch zu. Severus warf ihnen einen Blick zu, dachte kurz nach und sagte dann laut: „Schön." Die Schüler hielten inne und sahen sich nach ihnen um. „Ich wollte diese Sache weniger öffentlich besprechen, aber wenn Sie es darauf anlegen ... Ich kann es nicht dulden, dass Sie sich ungefragt an meinen Vorräten bedienen. So etwas nennt man Diebstahl, Miss Granger!" 

 Ihre Augen wurden groß, das Getuschel hinter ihnen laut. Mit einem panischen Blick packte Hermine seinen Arm und zog ihn in ihr Zimmer. „Das ist Verleumdung!", platzte sie heraus, nachdem die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war. 

 Severus bemühte sich, nicht auf ihrer Kleidung stehen zu bleiben und stakste durch das Zimmer, bis er einen freien Fleck des Fußbodens gefunden hatte. „Mitnichten", entgegnete er dabei. „Das Ganze liegt zwar schon zehn Jahre zurück, aber es ist passiert." 

 Hermine presste die Lippen aufeinander und er spürte, wie die Wut weiter in ihr anschwoll und von innen gegen seinen Schädel zu pochen schien. Er würde nachher definitiv einen Schmerztrank brauchen. „Bist du nur hergekommen, um mich daran zu erinnern, dass ich in meiner Jugend Dummheiten gemacht habe?" 

 „Ganz und gar nicht. Ich bin gekommen, um dich darauf aufmerksam zu machen, dass du gerade eine weitere Dummheit begehst. Nur dass es dieses Mal nicht nur um ein paar Zutaten geht." 

 „Und die wäre?" Sie blieb an der Tür stehen. Mehr hätte sie sich in diesem Zimmer nur von ihm distanzieren können, indem sie ihm den Rücken zuwandte. Er war überrascht, dass sie es nicht tat. Aufgebracht genug war sie. 

 „Wenn du jetzt gehst, könnte das den gesamten Plan gefährden." 

 „Was du nicht sagst ...", murmelte sie abfällig. 

 „Hermine!" 

 Sie rümpfte die Nase und sah hinab auf ihre Schuhe. Atmete tief durch. Die Wut verebbte etwas. Als sie dann sprach, klang sie deutlich ruhiger. „Hast du mal die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass der Plan viel mehr gefährdet werden könnte, wenn ich bleibe?" Ihre Augenbrauen zuckten nach oben. „Ich bin abgelenkt durch meine ... Gefühle." Sie würgte sichtlich an dem letzten Wort und er konnte es ihr nicht verdenken. So offen sie ihre Gefühle seiner Meinung nach sonst auch vor sich her trug, sie jemand anderen fühlen zu lassen, beraubte sie jeglicher Privatsphäre. Er senkte den Blick. 

Ergeben deiner MachtWhere stories live. Discover now