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Alec


Da heute Samstag ist und Magnus mir nicht geschrieben hat, wann wir uns treffen, wollte ich ausschlafen. Um neun Uhr werde ich durch ein Klopfen an meiner Tür geweckt. Schnell schnappe ich mir die Pistole, die unter meinem Kopfpolster liegt und öffne die Tür, natürlich ohne sie direkt zu zeigen. Doch als ich die Tür öffne steht bloß Magnus lächelnd vor der Tür und wird rot. Kurz überlege ich warum, bis mir einfällt, dass ich nur eine Boxershorts trage. „Entschuldigung, ich wollte dich nicht wecken.", entschuldigt sich Magnus und will sich gerade umdrehen, um zu gehen, doch ich halte ihn mit meiner freien Hand fest.

„Nein, alles gut. Was wolltest du?", frage ich ihn, während ich die Pistole versuche auf den Schreibtisch neben der Tür zu legen. „Das Date. Aber es geht ja auch später. Ich komme einfach dann wieder.", versucht er mir ins Gesicht zu sehen und nicht auf meinen Oberkörper. Durch das ganze Training beim FBI sehe ich auch nicht unbedingt unsportlich aus, was für manche vermutlich ziemlich beeindruckend wirkt, wie auch anscheinend für Magnus. „Ich ... du kannst einstweilen reinkommen, wenn du willst.", biete ich ihm an. Ich weiß nicht warum. Ich will doch gar nicht, dass er während ich dusche alle meinen Sachen durchsucht und auf meine Waffen oder sonstiges stößt.

„Ich will wirklich nicht stören.", schüttelt er den Kopf. „Tust du nicht.", lächle ich ihn an und bitte ihn rein, während ich die Pistole schnell in einem Koffer verschwinden lasse. „Ich bin gleich wieder da.", zwinkere ich ihm zu, schnappe mir etwas zum Anziehen und gehe ins Bad. Nach wenigen Minuten bin ich fertig geduscht, Zähne geputzt und habe mein Gewand angezogen. Als ich mit feuchten Haaren aus dem Bad komme, sitzt Magnus auf meinem Bett und erstarrt, als er mich sieht. „Und was hattest du geplant?", frage ich ihn, während ich mich neben ihn setze. „I-ich ...", muss er sich räuspern, bevor er fortfährt.

„Ich dachte, wir könnte einfach ein wenig Brettspiele spielen, während wir uns besser kennenlernen und später irgendeinen Film oder eine Serie schauen?", lächelt er. „Hört sich gut an.", erwidere ich sein Lächeln. Eine halbe Stunde später sitzen wir tatsächlich auf meinem Bett und spielen Mensch ärgere dich nicht. „Also ... ahm ... waren deine Eltern auch geschieden?", versuche ich ins Gespräch zu kommen. Wäre diese Situation nicht, würde ich ihn nicht zu seinen Eltern befragen. Er hat deutlich gemacht, dass er nicht über sie sprechen will. Aber ich bin hier, um Informationen zu sammeln, also werde ich hier nicht darum herumkommen.

„Ah ... nein. Aber sie wollten sich trennen.", erwidert er knapp. „Und was macht dein Vater jetzt? Arbeitet er auch etwas mit Architektur und Design?", frage ich weiter, als ich gerade fünf Felder mit meiner Figur gehe. „Nein, sicher nicht. Er will auch nicht, dass ich das studiere, aber mittlerweile ist mir egal, was er denkt.", antwortet er klar. Ich habe das Gefühl, dass er weiß, was sein Vater macht und das wäre nicht gut. Denn das würde heißen, dass man ihn beschuldigen würde, dass er es nicht gemeldet hat. Ich will nicht, dass ihm etwas passiert. Magnus ist klug, er wird schnell bemerken, dass ich zu viel über seinen Vater wissen will.

„Also habt ihr kein gutes Verhältnis?", sehe ich fragend vom Spielbrett auf. „Nein, hatten wir auch nie.", antwortet er kalt. Warum sollte er mir erzählen, dass sein Vater ein Drogenboss ist? Wie kann ich ihn dazu bringen mir alles zu erzählen? Vermutlich müssen wir eine fortgeschrittene Beziehung führen, er muss sich sicher sein, dass er mir alles erzählen kann und ich bei ihm bleibe. Und vor allem, ich muss ihm alles erzählen. Das ist leicht, es sind sowieso nur lügen, welche ich mir ausdenke. „Falls du darüber reden möchtest, ich bin da. Ich bin gut im Zuhören.", lege ich fürsorglich eine Hand auf seinen Oberschenkel.

„Danke, da bin ich mir auch sicher. Aber ich habe es noch nie jemandem erzählt. Tut mir leid.", entschuldigt er sich und legt seine Hand auf meine. Er hat es also noch niemandem erzählt? Na toll. Nicht einmal seinen besten Freunden, die er schon so lange kennt. Warum sollte er es mir dann sagen? „Dafür brauchst du dich doch nicht zu entschuldigen. Aber solltest du es irgendwem einmal anvertrauen müssen, bin ich für dich da.", versichere ich ihm. „Ich will nicht, dass du dadurch belastet bist.", hänge ich an. Vielleicht kann ich ihm so ein wenig Druck machen. „Keine Sorge. Was machen deine Eltern?", dreht er das Spiel jetzt um.

„Nichts Besonderes. Beide in einer langweiligen Finanzfirma.", antworte ich gleichgültig. „Wie alt warst du, als sie sich getrennt haben?", fragt er mich, als er seine zweite Spielfigur in das Ziel fährt. „Dreizehn Jahre.", erwidere ich und schaue gespannt auf den sich bewegenden Würfel. „Und sonst gibt es wirklich nichts Spannendes aus deinem Leben?", lacht Magnus leicht, um die Stimmung wieder zu heben. „Nein, ich bin ein langweiliger Typ.", zucke ich die Schultern. Außer dass ich schon mein Leben lang beim FBI arbeite, wir, als ich acht war, Jace adoptiert haben und mein kleiner Bruder vor drei Jahren gestorben ist. „Aber dafür konnte ich mich immer auf meine Ziele konzentrieren.", sehe ich ihn nachdenklich an.

„Und wie wären die?", erwidert er meinen Blick. „Ich wusste schon früh, was ich mal arbeiten will und habe – tue noch immer - alles nötige, um dort hinzukommen. Außerdem habe ich schon früh herausgefunden, dass ich schwul bin, was meine Eltern auch immer akzeptiert haben.", erfinde ich irgendwas, das sich zumindest ein wenig logisch anhört. „Ich wusste irgendwie schon immer, dass ich bi bin.", wirft Magnus ein, was mich verblüfft aufschauen lässt. „Du bist bi?", frage ich ihn verblüfft. „Ein Problem?", fragt er leicht genervt. Vermutlich wurde er nicht immer akzeptiert. Vielleicht sogar von seinen Eltern? Aber er hat doch gesagt, dass seine Mutter die freundlichste Person der Erde war.

„Nein, natürlich nicht. Nur mehr Konkurrenz.", lächle ich. „Keine Sorge, mich wirst du vermutlich nicht mehr so schnell los.", versichert er mir, was mein Herz einen kleinen Sprung machen lässt. Doch leider gilt das nur für Andrew.

Noch einige Zeit sitzen wir auf meinem Bett und spielen verschiedene Brettspiele, während wir über irgendwelche Sachen reden. Allerdings eher lustiges. „Willst du dir jetzt noch etwas anschauen?", frage ich ihn, als ich das Spiel Mühle wegräume. Magnus liegt auf dem Rücken und hat seine Hände auf seiner Brust verschränkt, während er mir zuschaut. „Wie du willst. Ich kann auch schon gehen, wenn du das willst.", erwidert er ein wenig müde. „Nein.", antworte ich ein wenig zu schnell. „Ich meine ... bleib, wenn du noch willst.", verbessere ich mich, während sich meine Wangen leicht rosa färben. „Ok.", lächelt er.

„Irgendwelche Vorschläge?", frage ich, während ich den Fernseher aufdrehe. „Warum hast du eigentlich ein Einzelzimmer und einen Fernseher und ich nichts davon?", beschwert sich Magnus gespielt sauer, was mich kichern lässt. Tatsächlich hat mein Boss ein paar Sachen für mich einrichten lassen, damit ich den Aufenthalt hier nicht allzu schlimm finde. Doch ich fände ihn auch, hätte ich das nicht, nicht schlimm. „Ich sollte wirklich hierher ziehen.", murmelt Magnus und zieht sich meine Decke über den Körper.

Wir haben uns für Ein ganzes halbes Jahr entschieden, oder eher Magnus. Ich bin nicht so der Romantik Typ, aber vielleicht ist es ja Andrew. Ich lege mich unsicher und vorsichtig mit Sicherheitsabstand neben Magnus, da ich nicht wirklich weiß, was ich bei so einem Film-Date machen soll. Er hebt die Decke und deutet mir damit, dass ich mich zu ihm darunter legen soll. Ich rutsche ein Stück zu ihm, sodass sich unsere Beine miteinander verknoten. Während des Films kuschelt sich Magnus immer näher, bis er mittlerweile in meinem Arm liegt und sich auf meinen Oberkörper kuschelt. Ich finde es unglaublich süß.

Als der Film aus ist, merke ich, dass Magnus auf mir eingeschlafen ist. Sein Oberkörper hebt und senkt sich regelmäßig und seine Augen sind geschlossen. Kurz überlege ich, ihn aufzuwecken, entscheide dann aber, ihn schlafen zu lassen. Schließlich ist morgen sowieso Sonntag. Ich schalte den Fernseher ab und ziehe meine Jeans aus. Soll ich auch Magnus seine Jeans ausziehen? Das kann doch nicht angenehm sein. Vorsichtig und darauf bedacht, ihn nicht aufzuwecken, öffne ich ihm die Hose und ziehe sie ihm aus. Ein komisches Gefühl und irgendwie ... intim. Ich lege mich wieder zu ihm, allerdings mit einem gewissen Abstand und schlafe, mit seinem Duft in der Nase, relativ schnell ein.

Undercover (german Malec ff)Where stories live. Discover now