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Magnus


Asmodeus schubst mich aus dem Helikopter und ich falle auf den Betonboden. Die Fenster waren verdunkelt, weswegen ich keine Ahnung habe, wo wir jetzt sind. Ich sehe mich kurz um und sehe bloß eine Halle, in der mehrere von den Helikoptern stehen, als ich auch schon an der Schulter hochgezogen und mitgeschliffen werde. Mein Vater. Ihm wurde in den Fuß geschossen. Doch ich habe nicht gesehen, wer es war. Mein Blick war auf Alec fixiert. Ich hoffe so sehr, es geht ihm gut.
Es wäre eigentlich der perfekte Moment, um meine Kampftechniken anzuwenden, doch ich bin zu erschöpft. Und ich wüsste auch gar nicht, wo ich hinlaufen sollte, wenn ich es schaffe, ihn für ein paar Sekunden auszuschalten.

Eine weitere Person tritt in mein Blickfeld, Rose, sie war die Pilotin. Sie öffnet uns eine Tür und Asmodeus schubst mich hindurch. Plötzlich stehe ich in einer modern eingerichteten Wohnung. Große Fenster, welche einen wunderschönen Blick über New York ermöglichen. Mein Vater drückt einen Knopf und plötzlich verdecken mir Jalousien die Sicht. „Komm mit.", befiehlt er streng und zerrt mich in einen anderen Raum. Er schlägt die Tür hinter mir zu, steckt einen Schlüssel ins Türschloss und dreht ihn um. Als würde ich ein weiteres Mal weglaufen ...

Ich sehe mich in dem Zimmer um. Ein großes Bett, ein Nachtkästchen mit einer kleinen Lampe und eine Tür, die in ein kleines Bad mit dem nötigsten führt. Eine Dusche, eine Toilette, ein Waschbecken und ein kleines Wandregal.
Hat er geplant, mich irgendwann hierher zu bringen? Oder ist das einfach ein Gästezimmer für irgendjemanden?

Ich weiß nicht recht, was ich jetzt machen soll, also lasse ich mich auf dem Bett nieder, wobei mir etwas schmerzhaft klar wird. Das Geschenk meiner Mutter, der Teddy, er ist noch in dem Haus.
Bedrückt, verzweifelt und traurig lege ich mich in das Bett. Es ist zwar gemütlicher als das in dem Haus, doch das steuert nicht dazu bei, dass ich besser einschlafen kann. Das tut vermutlich nur Alec, seine Nähe, sein Geruch.

Gefühlt eine halbe Stunde geht die Tür plötzlich auf und mein Vater kommt mit seinem Gehstock und einem verbundenen Fuß in 'mein' Zimmer. Ich setze mich auf und will gerade aufstehen, als er mir mit der flachen Hand auf die Wange schlägt, was mich sofort wieder zurück fallen lässt. „Du Miststück! Du hast mich verraten! Und das nicht nur bei irgendwem, sondern beim FBI.", hebt er seine Hand und verpasst mir eine weitere Ohrfeige. Ich halte mir gedemütigt die Wange und wage es nicht, ihm in die Augen zu sehen.
„Sie wussten es schon davor.", werfe ich leise ein und kassiere einen weiteren Schlag, welcher meine Lippe aufplatzen lässt.
„Das interessiert mich nicht!", fährt er mich an. „Gib mir das Telefon!"
Vorsichtig hole ich es aus meiner Hosentasche und reiche es ihm. Er reißt es mir aus der Hand und verlässt dann sturmartig das Zimmer.

Ich lasse mich auf dem Bett zurückfallen, während ich mir die mittlerweile verkrustete Schnittwunde an meinem Hals und meine aufgeplatzte Lippe halte. Tränen steigen mir in die Augen und ich habe keine Kraft mehr, sie zurückzuhalten. Ungehemmt laufen sie mir über die Wangen, während ich in ein leises Schluchzen ausbreche.
Irgendwann bin ich so erschöpft, dass mir die Augen zufallen. Ich habe seit drei Tagen nicht tief und erholend geschlafen, ich habe nichts gegessen und wenn's hochkommt einen viertel Liter getrunken. Ich kann nicht mehr. Ich will nicht mehr.

Geweckt werde ich durch den Schlüssel, der im Türschloss meiner Tür umgedreht wird. Plötzlich bin ich hellwach und setze mich ängstlich auf. „Magnus, alles gut. Ich bin's nur.", höre ich eine gedämpfte Frauenstimme. Es muss der nächste Tag sein, denn grelles Licht scheint durch das kleine Fenster zu meiner linken. Mein Blick wandert zu meiner rechten und ich erkenne Rose. „Ich habe mitbekommen, was passiert ist und würde dir gerne helfen. Ich war immer so abweisend,weil ich dachte, mich könnte niemand lieben, doch ihr zwei habt mich wieder andie Liebe glauben lassen. Ich muss mich bei dir entschuldigen und euch danken. Du musst mir nicht vertrauen, aber ich habe dir Asmodeus' Telefon besorgt. Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird bis er merkt, dass es weg ist, deswegen beeil dich. Währenddessen werde ich ihn versuchen abzulenken.", erklärt sie mir schnell und leise und legt mir das Telefon auf das Bett. „Ach ja, hier gibt es Signal.", hängt sie noch lächelnd an und dreht sich um. „Danke.", erwidere ich leicht überfordert, obwohl ich nicht sicher bin, ob sie es noch gehört hat.

Schnell schnappe ich mir das Telefon und gehe zu den Kontakten, doch das ist ja nicht mein Telefon. Gut, dass ich mich in der Nacht, bevor ich gegangen bin, Alecs Telefonnummer gemerkt habe, anstatt sein Telefon nach Geheimnissen zu durchsuchen. Bereits nach wenigen Sekunden ertönt bereits Alecs Stimme. „Ja?", fragt Alec verwirrt, während ich unwillkürlich lächeln muss. „Alec!", erwidere ich fröhlich und erschöpft. „Magnus! Wo bist du?" Er klingt überrascht und fröhlich. „I-ich weiß nicht.", stottere ich und stehe dann auf, um aus dem Fenster zu sehen, doch von hier aus erkenne ich nichts. Ich muss nach Draußen.
„Wir können dich nicht orten. Das GPS funktioniert nicht.", erklärt er und anschließend höre ich, wie er den anderen befiehlt, sich bereit zu machen.

„Ich versuche, es herauszufinden. Warte.", informiere ich Alec und schleiche aus dem Zimmer, denn Rose hat nicht mehr zugesperrt. „Pass auf dich auf.", höre ich die Stimme meines Freundes noch, bevor ich meine Hand senke und durch das große offene Wohnzimmer zu der Tür, durch die wir hereingekommen sind, husche. Zu meinem Glück ist diese Tür nicht zugesperrt und ich kann sie einfach öffnen.
In der großen Halle scheint niemand zu sein und so sehe ich mich weiter um, bis ich eine weitere Tür entdecke. Auch diese ist nicht abgesperrt. Nachdem ich sie öffne, sehe ich ein kahles Treppenhaus. Ich schließe die Tür hinter mir und eile die vielen Stufen hinauf, was mich ganz schön aus der Puste bringt. Doch so knapp vor dem Ziel kann ich nicht aufgeben.

Oben komme ich bei einem Hubschrauberlandeplatz raus und sehe mich ein wenig um. Als ich plötzlich das Denkmal 'Unisphere' sehe. Es steht in Queens. „Queens auf einem Hubschrauberlandeplatz.", gebe ich die Information erfreut durch. Jetzt hat sich Schule wenigstens für etwas gelohnt. „Wir sind so schnell wie möglich dort.", höre ich Alecs Stimme noch einmal, bevor die Verbindung unterbrochen wird.
Und tatsächlich sehe ich bereits ungefähr eine viertel Stunde später zwei Helikopter des FBIs. Ich gehe auf die Seite, damit sie genug Platz haben zum Landen, als sich die Tür hinter mir plötzlich öffnet.

Undercover (german Malec ff)Where stories live. Discover now