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Magnus


„Magnus? Alles ok?", höre ich, wie sich die Tür zu Alecs Zimmer öffnet. Ich bin, nachdem Alec gegangen ist, einfach liegen geblieben. Ich will nicht mit ihm streiten, aber dafür tun wir es echt oft und es nervt mich irgendwie. „Ich habe noch gar nichts von dir gehört und Alec ist so schnell weg.", setzt sich Izzy vorsichtig auf die Bettkante. „Ah ...ja, wir hatten eine kleine Auseinandersetzung.", murmele ich traurig, als ich mich zu ihr drehe. „Worum ging's?", setzt sie sich interessiert neben mich. Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihr davon erzählen soll. Vielleicht will Alec das nicht. Vielleicht sollten wir uns noch näher kennen lernen.

„Alec hat mir gesagt, dass er mich liebt.", entscheide ich mich, es ihr zu sagen. Alec muss es ja nicht erfahren. „Was?", sieht sie mich geschockt an. Vielleicht hätte ich es ihr doch nicht sagen sollen. Vielleicht ist das für Alec zu privat und er hätte es lieber unter uns gehabt. „Ich hätte nicht gedacht, dass er seine Gefühle so offen jemandem zeigen würde.", überlegt Isabelle und schaut wieder gerade aus. „Also meinst du, ich hätte es mehr wertschätzen sollen?", frage ich sie nachdenklich. „Hast du es denn nicht geschätzt? Schätzt man sowas denn nicht immer? Alec hat sich, denke ich mal, sehr überwunden. Er hasst es, seine Gefühle zu zeigen. Aber du hast es doch wenigstens erwidert, oder?", fragt sie mich hoffnungsvoll.

Ich habe es komplett vermasselt. Alec sagt das erste Mal jemandem, dass er ihn liebt, überwindet sich dazu und ich kenne es nicht an. Ich hätte nicht so abweisend zu ihm sein dürfen. Was wenn er seine Gefühle mir gegenüber jetzt nie wieder zeigt? Was wenn ich damit alles zerstört habe? „Magnus ...? Du hast es doch erwidert?", fragt mich Isabelle noch einmal kritischer. „I-ich ... i-ich war nicht bereit u-und ...", versuche ich es zu erklären, doch ich weiß jetzt, dass es die schlimmste Entscheidung meines Lebens war. Ich hätte ihm wenigstens die Wahrheit geschuldet. „Oh Gott, Magnus.", flüstert sie. Es ist also noch schlimmer, als ich dachte.

„Denkst du, hasst er mich jetzt?", frage ich sie leise und ängstlich. „Nein, Alec hasst niemanden. Er ist vermutlich einfach traurig und enttäuscht und gibt sich die Schuld daran. Aber du hast ihm gesagt, dass es daran liegt, dass du nicht bereit dafür bist?", sieht sie mich an. Ich schüttele langsam den Kopf. „Warum?", fragt sie mich leicht aufgebracht. „I-ich ... weil ich dachte, dass er es vielleicht nicht verstehen würde und ... ich weiß ja auch nicht. Ich hatte auch erst eine ernsthafte Beziehung. Ich war nicht darauf vorbereitet, dass sich Alec schon nach so wenigen Tagen über seine Gefühle im Klaren ist. Ich habe keine Ahnung, was ich fühle. Ich hätte es so gerne erwidert, aber ich war mir so unsicher und hätte ich es erwidert, hätte ich vielleicht im Nachhinein bemerkt, dass es gar nicht stimmt. Ich will ihn nicht anlügen.", flüstere ich zum Ende hin.

„Und würdest du es jetzt bereuen?", ist das einzige, das Isabelle zu sagen hat. „Nein, jetzt bin ich mir sicher. Alec ist vielleicht unerfahren, aber er weiß, was er will. Und ich sollte der glücklichste Mensch der Welt sein, dass ich es bin. Dass er mich will.", sehe ich sie verzweifelt an. „Rede mit ihm. Erkläre es ihm so, wie mir gerade eben. Überrasche ihn oder so. Alec ist nicht unbedingt nachtragend.", lächelt sie mich aufmunternd an. „Ihr seid ein wirklich tolles Paar. ... Wenn ihr mehr miteinander sprechen würdet, dann gebe es nicht so viele Missverständnisse.", hängt sie nachdenklich an, was mich leicht lachen lässt. „Ja, du hast recht.", lächle ich. „Du wärst ein toller Schwager.", umarmt sie mich, was ich nur erwidern kann. „Du wärst auch eine tolle Schwägerin.", lächle ich.

Wenn ich darüber nachdenke, dass wir vielleicht wirklich einmal verwandt sein könnten, durchfährt mich ein Glücksgefühl. Es ist übertrieben jetzt schon darüber nachzudenken, Alec zu heiraten, aber irgendwie wäre es eine schöne Vorstellung. Es wäre schön, so eine glückliche Familie zu haben.

Alec

„Wir werden also heute den Umkreis erweitern und nach Spuren für Asmodeus oder einen seiner Leute Ausschau halten. Sollten wir zufällig deren Versteck finden, würden wir uns natürlich auch nicht beschweren.", erklärt Hodge mehreren ausgerüsteten Männern und Frauen. „Und du bist sicher, dass du schon wieder fit genug bist?", richtet er sich an mich, doch ich nicke. „Ja, alles gut. Versprochen.", tue ich es mit einer Handbewegung ab. Bei dem Laden, den wir gestern schon kontrolliert haben, angekommen, teilen wir uns erstmal auf. „Ich gehe mit Jace.", informiere ich Hodge, bevor wir losgehen. Wir sind einfach ein sehr gutes Team.

„Ich denke nicht, dass wir etwas finden und wenn, dann bestimmt nur, weil Asmodeus es beabsichtigt hat.", murmelt Jace demotiviert, doch ich muss ihm zustimmen. Keine Ahnung, wie wir hier etwas finden wollen. Keine Ahnung, wie wir ihn finden sollen. „Und du bist dir sicher, dass Magnus nichts weiß?", wendet sich mein Bruder vorsichtig an mich. „Nein, ich weiß es nicht. Ich denke, dass mit so einem Drogenboss aufzuwachsen nicht so toll ist. Es muss so schwer für ihn gewesen sein und ich kann ihn komplett verstehen, wenn er es niemandem erzählen will.", erwidere ich gleichgültig.

„Hast schon recht, aber es wäre wirklich wichtig, wenn wir noch wenigstens eine kleine Information bekommen würden.", zuckt Jace die Schultern. „Ja, natürlich. Aber ich werde Magnus darauf nicht mehr ansprechen. Unsere Beziehung würde dem vermutlich nicht mehr standhalten. Sie musste schon so viel durchhalten, obwohl sie so frisch ist.", murmele ich konzentriert. „Stimmt. Andere wären bestimmt in die Brüche gegangen. Ihr schafft das schon und alles was noch kommt.", lächelt mich Jace aufmunternd an. „Hoffentlich.", flüstere ich, als ich mich wieder vollends auf die Umgebung konzentriere.

Nachdem wir bestimmt über eine Stunde alles mögliche abgesucht haben, entscheiden wir wieder zurückzukehren. Irgendwie haben wir es alle erwartet, aber trotzdem können wir unsere Verzweiflung nicht verstecken. „Das kann doch nicht sein. Magnus' Adresse muss falsch sein. Sie können doch nicht jegliche Spuren vernichtet haben.", beschwert sich Hodge, als wir auf der Fahrt zurück sind. „Sie ist nicht falsch. Magnus lügt uns nicht an.", werfe ich kurz ein. „Vielleicht waren sie gar nicht dort.", zucke ich die Schultern, wobei mich ein heißer Schmerz durchfährt, welchen ich einfach ignoriere. „Wir müssen uns unbedingt noch etwas einfallen lassen.", murmelt Hodge, als wir auch schon wieder bei unserem Gebäude ankommen.

Undercover (german Malec ff)Where stories live. Discover now