Kapitel 2

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Ich erwachte durch das Geräusch von starkem klopfen gegen Glas.

Eine Sekunde lang, lag ich mit geschlossenen Augen verwirrt da und ließ alles um mich herum auf mich einwirken. Das scharfe Geräusch wurde vom Regen erzeugt, der heftig gegen die Fensterscheibe prasselte. Der Geruch von Regen, teuren Gewürzen und etwas Warmem wie Brot lag in der Luft. Apropos warm, ich fühlte mich extrem warm und äußerst wohl. Es war nahezu unmöglich, meine Augen zu öffnen, mit all der Gemütlichkeit, die ich empfand. Aber es war gleichzeitig ein so fremdes Gefühl, weshalb ich meine Augen aufzwang. Vor mir bot sich der Anblick einer komplizierten, biblische Szene, die in eine goldene Decke gehauen wurde und ich erstarrte.

Bei näherer Betrachtung sahen sie nicht alle biblisch aus. Wenn ich raten müsste, würde ich eine Art Mythologie vermuten.

Mein Gewicht verlagernd, ging meine Aufmerksamkeit von den Deckenbildern zu den seidigen, weichen Laken über, die auf meiner nackten Haut rutschten. Darauf lag eine dicke, erhitzte Steppdecke. Ich war von weichen, flauschigen Kissen umgeben. Es war fast so, als wäre ich in eine Sommerwolke gehüllt und ich biss mir entzückt auf die Lippe. Wie schön sich das alles anfühlte.

Ich kuschelte mich unter die Decke und bereitete mich darauf vor, mich in einen tiefen Schlaf fallen zu lassen, als die Erinnerungen an den Vortag, wie ein Tritt in den Magen wieder hochkamen. Ich schlug die Augen auf.

Das Messer. Das Messer, das in seine Brust gestoßen wurde, hatte ihn aufgeschnitten und die darin gebündelten Organe befreit. Die Übelkeit, die mich gezwungen hatte, abzurollen, woraufhin ich zu Boden fiel. Die Hysterie und Panik die mich ergriff, als ihre Stimme durch das Haus kreischte.

Die Dunkelheit, die mir aus dem Haus gefolgt war, als ich davonrannte und die lodernde Hitze der Flammen, die im Haus ausgebrochen waren und mir hinterher leckten, nur um vom Regen draußen erstickt zu werden.

Die Sirenen, die hinter mir immer nähe kamen, als ich um mein Leben rannte. Mein Versuch, durch den Wald am Rande der Stadt über den Hang zu entkommen... der Moment, als ich den Hang hinunter und in den Schlamm fiel.

Dieser seltsame Schlamm... Er hatte mich immer wieder eingesaugt. Es hatte sich viel mehr nach Teer, als nach Schlamm angefühlt. Es hatte mich immer weiter eingesaugt, bis ich auf etwas drunter auftraf... Was war das nochmal gewesen? Eine Plattform! Und diese beiden Männer... diese Pflanzen...

Moment.

Das waren keine Männer gewesen.

Ich schoss im Bett hoch. Panik stieg in mir hoch und schnürte mir die Kehle zu. Ich sah mich in dem Raum um, in dem ich mich befand, und war für einen Moment erstaunt, wie elegant es gestaltet war. Samt schwarze Vorhänge fielen neben der großen Tür aus Glas, die nach draußen zu einem überfluteten Marmorbalkon führte. Ein paar Türen, die zu einem begehbaren Kleiderschrank führten, der mit Kleidungsstücken aller Art und Stile gefüllt war. Ein Kleiderschrank stand einsam in einer dunklen Ecke. Eine Tür, die zu einem großen Badezimmer führte, das mich an die Suiten in Hotels erinnerte, die ich in Zeitschriften gesehen hatte.

Überall brannten Kerzen, die dem Raum einen warmen Schimmer verliehen, was wahrscheinlich für einen höheren Komfort gedacht war. Doch fühlte ich mich kaum wohl, als ich spürte, wie die seidigen Laken an meinen bloßen Beinen rutschten. Ich riss die Decken von mir, sah nach unten, schnappte nach Luft und warf sie wieder über mich, als mir klar wurde, dass ich nackt war.

Meine Kleidung! Wo war meine Kleidung?

Ich drehte meinen Kopf hin und her, um sie zu finden, aber sie waren nirgends im Raum, was meine Panik nur noch weiter steigerte. Ich krabbelte aus dem Bett, zog eine der seidigen Goldlaken hinter mir mit und hielt sie eng um meinen Körper geschlungen, als ich mich vom Bett erhob und gegen die Wand hinter mir stieß.

Inferi [boyxboy] (Übersetzung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt