Kapitel 5

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Ich erinnerte mich nicht mehr daran, wie ich eingeschlafen bin.

Ich erinnerte mich nur noch daran, wie ich im Bett gelegen und versucht hatte, mich auf meine Situation zu konzentrieren, als ich mitten im Gedankengang davongedriftet war. In einem Moment dachte ich in Malachis Zimmer nach und im nächsten, war ich in der Zeit zurückgeworfen. Sogar in meinen Träumen regnete es. Ich hörte wie der Regen, wie Kugeln gegen die Kiste hämmerten, in der ich gefangen war. Der Donner über mir ließ die Wände um mich herum erzittern und der Boden fühlte sich an, als würde er gleich zusammenbrechen.

Ich blieb zusammengekauert, in einer Ecke des winzigen Raumes und drückte meine Knie an meine Brust, als ich durch die Dunkelheit starrte, die mich wie eine dicke Decke umgab. Mir war kalt. Ich trug nur ein offenes kariertes Hemd und ein paar Boxershorts, die immer kleiner wurden. Seufzend ließ ich meinen Kopf auf meine Knie fallen, während ich mich für einen Moment entspannte, meine Augen schloss und dem Regen lauschte.

Es begann ruhig und entspannend. Ich wollte in meinem Traum einschlafen, bis ich das laute Krachen einer auffliegenden Tür vernahm. Bei dem vertrauten Geräusch schoss mein Kopf in die Höhe. Die kalte Angst kroch durch meine Adern und mein Puls beschleunigte sich, als mein Herz schmerzhaft gegen meinen Brustkorb schlug. Ich hielt den Atem an und umarmte mich bei dem Geräusch fester.

Ich hörte Stimmen, die von der Kiste, in der ich mich befand, gedämpft wurden, aber ich musste sie nicht identifizieren. Ich wusste bereits, wer da redete und Panik stieg in mir auf. Über den Boden rutschte ich in der Kiste zurück, bis mein Rücken gegen die Wand hinter mir stieß. Stumm hörte ich, wie schwere Stiefel auf meine Kiste zu kamen.

Ich erschrak, als eine weitere Tür aufflog, diese noch lauter. Näher. Nur ein paar Meter entfernt verschwand die Tür vor mir. Licht, wenn auch schwach, strömte in meine Kiste und ließ mich zurückweichen, um die dunklen Umrisse des Mannes zu sehen.

Ich konnte seine Gesichtszüge kaum erkennen, als ich gegen das helle Licht blinzelte, das mich zum Niesen bringen drohte. Meine Augen bekamen nicht genug Zeit, sich an das Licht zu gewöhnen, da eine kräftige Hand meinen Arm ergriff und mich auf die Füße riss.

Mein schmerzender Körper drohte zusammenzubrechen, aber da musste ich mir keine Sorgen machen, denn er warf mich mit solch einer Wucht auf das Bett, dass meine Füße kaum den Boden berührten. Ich knallte gegen den Metallrahmen und schnappte vor Schmerz nach Luft, als sich die Riegel in meine Rippen bohrten. Dann landete ich auf dem Boden und atmete schwer, als ich das Licht vor meinen Augen abschirmte.

Die Tür zu meiner Kiste, oder besser gesagt zum Schrank, knallte zu und er drehte sich zu mir um. Meine Augen wanderten von seinen schweren schwarzen Motorradstiefeln, zu seinen dicken, muskulösen Beinen, weiter zu einem muskulösen Oberkörper, der drohte, das grau Muskelshirt zu sprengen, welches in seiner schwarzen, zerrissenen Jeans verschwand. Er war vom Regen nass geworden, und sein dunkles Haar klebte wie lockige Ranken an seinem Gesicht, die mich an Tintenfischtentakeln erinnerten. Seine Augen bohrten sich wie Eisklingen in meine, als er die Stoppeln auf seiner unteren Gesichtshälfte rieb.

"Musst hungrig sein, was?", fragte er mich streng. Meine Augen weiteten sich und ich schüttelte schnell den Kopf. Seine Augen sprühten Funken. Er streckte die Hand aus, packte meinen Arm und stieß mich zurück gegen das Metall des Bettes, weshalb ich zusammenfuhr.

"Du nennst mich einen Lügner, Junge?", spie er mir ins Gesicht. Seine mit Tabak befleckten Zähne gerieten in meinem Sichtfeld. Ich schüttelte schnell meinen Kopf und presste meine Lippen zusammen. Er musterte mein Gesicht, seine Lippe verzog sich zu einem angewiderten Grinsen, bevor er mich grob losließ.

Wieso berührte er mich, wenn er doch von mir so angewidert war? Ich verstand es nicht. Habe ich nie, würde ich nie. Es war seine Schuld, dass ich so aussah, oder? Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich je so... dreckig geboren worden war.

Inferi [boyxboy] (Übersetzung)Where stories live. Discover now