Kapitel 24

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"Du willst was?"

Ich verzog das Gesicht, als Malachi mit gerunzelter Stirn von seinem Laptop aufblickte. Abel stand neben ihm, mit den Armen vor der Brust verschränkt und lehnte sein Gewicht skeptisch blickend zur Seite. Ich holte tief Luft und versuchte es erneut.

"Wir müssen alle wissen lassen, was der Plan ist. Ich bin nicht sehr gut im Planen aber ich weiß, dass wir nicht rechtzeitig reagieren werden, um den Angriff der Titanen abzuwehren, wenn wir nur herumsitzen und darauf warten, dass etwas passiert. Wir müssen bereit sein und dazu müssen alle den Plan kennen. Wir müssen zusammenarbeiten." erklärte ich sanft, als ich vor Malachis Schreibtisch stand. Er massierte sich den Nasenrücken und sah ziemlich nachdenklich aus, aber Abel war nicht so sanftmütig mit seiner Meinung.

"Schau", sagte Abel wütend, "ich habe kein Problem damit, dir oder Malachi oder sogar Zelios zu helfen! Aber Theo? Cerberus? KAIN? Dann öffne ich doch lieber selbst, die Tore von Tartarus und nehme Kronos in die Arme."

"Dazu wirst du ein paar Waffen benötigen", antwortete Malachi bitter, "und Kronos würde sie dir entreißen, sobald du ihn befreit hast."

"Dann bin ich lieber ohne Gliedmaßen." Keifte Abel. Ich seufzte und strich mir eine Haarsträhne hinter das Ohr, bevor ich mir die Schläfe rieb. Ich bekam doch tatsächlich etwas Kopfschmerzen. Meinen Arm senkend, sah ich die beiden fest an.

"Seht ihr. Das ist das Problem. Wir können nicht zusammenarbeiten, wenn wir uns gegenseitig anstelle des Feindes töten wollen", sagte ich einfach und sah zu, wie Abel seinen Mund öffnete, um einen Kommentar abzugeben, aber ich sprach schnell weiter "Ich verlange ja nicht, das ihr es gerne tut. Hasst euch so viel ihr wollt. Aber ihr könnt trotzdem zusammenarbeiten, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen."

"Der Feind meines Feindes ist mein Freund." stimmte Malachi, sehr zu meiner Erleichterung, zu. Er schien sich, seit unser gestriges Gespräch beim Abendessen, als ich ihm meine Gefühle gestanden hatte, nicht anders zu verhalten. Obwohl es mich beruhigte, dass er mich nicht zu hassen schien, schmerzte es in meiner Brust, weil er mir nicht geantwortet hatte.

"Ja", gab Abel widerwillig zu, "aber ich weigere mich, auch nur ansatzweise in Kains Nähe zu arbeiten, außer es geht darum, seine Innereien zu kremieren und sie an Höllenhunden zu verfüttern."

"Das war sehr poetisch." äußerte sich Malachi ausdruckslos. Abel zuckte die Achseln und verschränkte wieder die Arme vor der Brust.

"Danke, ich habe geübt." antwortete er. Ich runzelte die Stirn und ignorierte ihre Neckerei, um mich ein wenig auf Malachis Schreibtisch zu stützen. Ich versuchte meine Ungeduld zu verbergen, doch es wurde immer schwerer. Wie wollten sie die Titanen bekämpfen, wenn sie zu beschäftigt waren, sich selbst zu bekämpfen?

"Du musst nicht in Kains Nähe sein", sagte ich vorsichtig. "Nur bei Besprechungen, wenn wir über Fortschritte und den Stand der Dinge in Tartarus sprechen. Und selbst dann musst du nicht einmal mit ihm sprechen oder ihn ansehen. Es kann dir doch nicht ernst sein, dass Schicksal des gesamten Universums zu riskieren, nur weil du deinen Bruder hasst." Abel warf mir einen verächtlichen Blick zu.

"Ich denke, du vergisst die Tatsache, dass er mich getötet hat. Nicht einmal, nicht zweimal, sondern dreimal."

"Und ich habe mehr als die Hälfte meines Lebens damit verbracht, geschlagen und vergewaltigt zu werden, aber ich werde die Welt nicht dafür büßen lassen." antwortete ich steif. Abel verstummte und senkte seinen Blick Richtung Boden. Auch Malachi schwieg. Ich glaube, das war das aller erste Mal, dass ich offenbarte, was mir in den letzten Jahren widerfahren war, als ich noch in der Welt der Sterblichen gelebt hatte. Der Gedanke daran bereitete mir Schüttelfrost, doch früher hätte bloß der Gedanke daran gereicht, um mich zu verängstigen. Dann hätte ich mich in eine Ecke gezwängt und mich vor der Welt versteckt.

Inferi [boyxboy] (Übersetzung)Where stories live. Discover now