Die Vergangenheit holt auf...

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“Kat”, sagte er. Ich stand völlig unter Schock. Schnell ging ich an ihm vorbei und zur Kasse. Ich legte meinen Einkauf auf das Fließband, als Ich eine Hand auf meinem Arm spürte. „Katarina, bitte. Ich will nur mit dir reden.“ Er guckte mir in die Augen. „Nein“, sagte ich entschlossen. Ich will nicht mit ihm reden. Ich will nicht hören wie er sich raus redete. Er ist gegangen, als wir ihn brauchten. „Bitte, hier. Meine Nummer, ruf an, wenn du soweit bist.“ Er drückte mir seine Visitenkarte in die Hand und ging.

So schnell ich konnte packte ich meine Einkäufe in eine Tüte und rannte nach Hause. Ich spürte wie mir Tränen in die Augen schossen. Ich wollte jetzt nicht weinen. Ich wollte nicht wegen ihm weinen, dafür hab ich schon genug Tränen vergossen. Er lief einfach weg nach der Scheidung und hat sich nie wieder gemeldet. Wut kam in mir hoch.

Ich machte die Haustür auf und rannte das Treppenhaus hoch. Ich steckte den Schlüssel in das Schlüsselloch, als ich eine Stimme neben mir hörte. „Kat, was ist los?“ Es war Harry. Ich fiel ihm in die Arme und weinte an seiner Schulter. Ich spürte, wie er die Tür aufschloss und mich zur Couch führte. Immer noch weinend zog ich mir Jacke und Schuhe aus. Harry hing alles auf und trug meine Einkäufe rein. Er setzte sich neben mich und legte meinen Kopf an seine Schulter. Wir sagten kein Wort, wir saßen nur da. Beruhigen strich er mir durchs Haar und ich weinte einfach. So saßen wir eine Weile da.

„Willst du darüber reden?“, fragte er, als ich mich wieder beruhigt hatte. Ich schüttelte den Kopf. „Okay, dann mach ich dir aber jetzt einen Tee.“ Ich nickte. Er ging in die Küche und kam wenig später mit einer Tasse wieder. Er setzte sich neben mich und guckte mir in die Augen. „Ich bin froh, dass ich eher gekommen bin. So hätte ich dich doch nicht alleine lassen können.“ Liebevoll strich er mir über das Gesicht. Ich schloss die Augen und spürte seine Lippen auf meinen.

Als er sich wieder löste fragte er erneut: „Willst du jetzt  drüber reden?“ Ich spürte einen Kloß in meinem Hals, doch ich redete trotzdem: „Ich hab meinen Vater gesehen.“ Harry legte meinen Kopf wieder auf seine Schulter, wo ein nasser Fleck auf seinem Shirt war. Meine Tränen. „Das ist doch nicht so schlimm. Vielleicht solltet ihr euch mal aussprechen.“ Wieder spürte ich wie sich Wut in mir breit machte. „Er hat uns im Stich gelassen, Harry. Als wir ihn am Meisten gebraucht hätten war er nicht da und jetzt wo wir ihn nicht mehr brauchen, soll ich mich mit ihm aussprechen?“ Harry versuchte mich zu beruhigen. „Was soll ich ihm denn sagen?“ Ich setzte mich auf und guckte ihn an. „Du kannst ihm alles sagen, was du willst. Was ist in den letzten Jahren passiert? Da war was, lüg mich jetzt nicht an.“ Er blickte mir in die Augen. Ich wollte ihm nicht anlügen, aber ich wollte ihm auch nicht die Wahrheit sagen.

 Ich tat es trotzdem: „Im Februar 2010 hat mein kleiner Bruder Leukämie bekommen. Er war erst zwei und konnte das alles überhaupt nicht begreifen. Meine Mutter war völlig fertig und bekam einen Nervenzusammenbruch. Mike und ich haben jedem Tag im Krankenhaus verbracht, während unsere Mutter in einer Nervenklinik war. Mike war der einzige passende Spender, also musste er etwas spenden . Danach hat Mike Nate die Schuld an unseren Problemen gegeben und er kapselte  sich völlig ab. Ich hatte zwar meine Freunde, die mich immer wieder aufheiterten, doch in Endeffekt war ich allein mit einem leukämiekranken kleinen Junge. Das einzige was mir geholfen hat war Musik.“

Harry starrte mich entsetzt an. „Ich hatte keine Ahnung, Kat, das tut mir so leid.“ In seinem Blick war Mitleid zu erkennen. „Hör auf mich so anzugucken. Dieser mitleidige Blick treibt mich in den Wahnsinn. Einfach jeder guckt mich so an, ich brauch dieses Mitleid nicht, ich will es nicht.“-„Okay, kein Mitleid“, sagte er. „Danke, Nate ist wieder gesund, meiner Mum geht es besser und Mike hat sich wieder gefangen. Und ich, ich bin hier um das zu tun was ich am Meisten liebe.“ Harry nickte.

„Aber zwischen uns hat uns nichts geändert, Bitte.“, flehten ich ihn an. „Danke, dass du mir das gesagt hast. Ich sehe dich aber genauso wie vorher. Für mich hat sich nichts geändert.“ Vor Erleichterung küsste ich ihn.

„Ich muss jetzt los. Willst du immer noch mitkommen?“ Er stand auf. „Klar, ich mach mich schnell fertig.“ Ich kämmte mir durch die Haare und schminkte mich schnell, damit man nicht sah, dass ich geweint hatte. Meine Jeans ließ ich an und kombinierte ein schwarzes Printshirt und eine Lederjacke dazu. Ich setzte wieder meine Beanie auf und ging zu Harry ins Wohnzimmer.

„Du siehst toll aus.“ Harry strahlte mich an. Ich ging auf ihm zu und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. „Lass uns gehen“, sagte ich und schnappte mir meine Handtasche. Harry nahm die andere Hand und wir gingen raus. Harry öffnete einen Porsche. „Wie viele Luxuskarren hast du denn?“, fragte ich ihn lachend. „Vier“, antwortete er schulterzuckend.

Do you remember? (1D-Ff)Where stories live. Discover now