orpheum - 1995

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Zwei Wochen später war mein Buch fertig. Ich hatte noch nie in meinem Leben so einen Schreibfluss gehabt. Ich schlief jede Nacht höchstens drei Stunden, müde war ich aber trotzdem nie. Ich stand vor der Schule auf, um zu schreiben, traf mich zwischendurch oft mit Rose und arbeitete am Abend im Club. Mit Luke hatte ich mich bereits zwei Mal getroffen, um Songs für Sunset Curve zu schreiben. Er war ein fantastischer Songwriter, aber manchmal fehlte es ihm an dem gewissen Feingefühl. Dann kam ich ins Spiel. Heute würden wir uns wiedersehen. Ich freute mich ehrlich auf das Treffen, auch wenn ich ihm noch nie wirklich was aus meinem Leben erzählt hatte. Als ich von der Schule nachhause kam, zog ich mich schnell um und packte eine Tasche mit meinen wichtigsten Sachen. Dann spazierte ich zum Park, in dem wir uns treffen wollten. Als ich ankam war Luke bereits da. „Bin ich zu spät?", fragte ich. „Nein, genau richtig." Wir setzten uns auf eine Bank und redeten über unsere letzten Tage. Danach arbeiteten wir an einem Song, den wir beim letzten Mal nicht fertiggestellt hatten. Es machte unglaublich viel Spaß. Plötzlich bekam Luke einen Anruf von Alex. Ich konnte nicht hören was er sagte, aber ein paar Sekunden später begann Luke wie ein kleiner Junge herum zu hüpfen. Ich sah ich fragend an. Er legte auf und rief dann: „Wir spielen morgen im Orpheum!" Ich schlug die Hand vor den Mund. „Oh, ich bi9n so stolz auf euch!" Sekunden später fand ich mich in einer innigen Umarmung wieder. „Das haben wir dir zu verdanken! Wir haben die besten Songs mit dir gemeinsam geschrieben!" Ich schüttelte den Kopf. „Ich habe euch ein bisschen geholfen, aber ihr wart schon davor ein Wahnsinn! Ich kanns kaum erwarten euch zu sehen!"

Als wir uns etwas beruhigt hatten sah Luke mich an. „Ich muss jetzt gehen. Wir müssen noch Proben, aber es war wieder mal wunderschön mit dir!" Ich nickte. „Kein Problem, ich fands auch wie immer sehr schön." Als ich aufstand, rutschte mir meine Tasche von der Schulter und mein „Buch" fiel heraus. Ich wollte es gerade nehmen, aber Luke war schneller. „Dein Buch?", fragte er. Ich nickte. „Gib es mir bitte wieder!" Er schüttelte den Kopf. „Ich will etwas darin lesen!" Ich seufzte, erlaubte ihm aber, den Prolog zu lesen.

„Das ist so gut Leonie! Du musst das unbedingt veröffentlichen! Ich will wissen, wie es weitergeht." Ich lachte. „Schauen wir mal. Jetzt konzentrieren wir uns aber auf euren Auftritt!" Er lächelte, als hätte er das schon fast wieder vergessen.

Am nächsten Tag nahm ich mir frei, um schon zu Mittag im Orpheum zu sein. Rose lies mich durch den Hintereingang hinein, da ich die Jungs überraschen wollte. Sie rechneten erst beim echten Auftritt mit mir. Ich redete gerade intensiv mit Rose, als die Jungs auf die Bühne kamen. Vor lauter Staunen kamen sie gar nicht dazu, in unsere Richtung zu sehen. Beim Anblick ihrer Gesichter musste ich lächeln. Dann begannen sie zu Spielen.

Bei Now Or Never bemerkte mich Alex. Er wollte mir winken, musste sich aber auf sein Schlagzeug konzentrieren. Ich lachte und schüttelte den Kopf. Dann bemerkte mich auch Luke. Er begann zu strahlen und ich nickte ihm ermutigend zu.

Nach der Probe kann alle vier zu uns. Sie stellten sich Rose vor, die ihnen auch gleich Komplimente machte. Alex kam gleich auf mich zu und umarmte mich. Auch Luke schloss sich ihm an. Ich drückte ihn weg von mir. „Ihr habt ein bisschen geschwitzt auf der Bühne.", sagte ich und rümpfte lachend die Nase. Luke stupste mich an. „Seit wann so frech?"

Während Luke, Alex und Reggie gingen, um sich einen Hotdog zu holen, blieb Bobby bei Rose und mir. Er flirtete schamlos mit ihr, was mir aber nichts ausmachte, sollten die beiden doch ihren Spaß haben. Langsam sollten die anderen aber auch wieder da sein. Bald hatten sie ihren großen Auftritt! Ich ging durch die Hintertür hinaus, um nach ihnen zu suchen. Vielleicht hatten sie ganz einfach die Zeit übersehen. Als ich einen Krankenwagen vorfahren sah, beschlich mich ein mulmiges Gefühl. Ich folgte ihm langsam. Als ich einen rosa Pulli hervorblitzen sah entfuhr mir ein Schrei. Nein. Ich schlich mich näher heran. Das konnte nicht wahr sein! Doch es stimmte. Ich brach in Tränen aus und drängte mich durch die Menschenmenge, die sich schon angesammelt hatte. Ein Sanitäter wollte mich zurückhalten, doch ich schüttelte ihn ab. Ich griff nach Lukes Hand. Sie war eiskalt. Ich drückte sie fest. „Nein! Wie kann so etwas passieren?" ich schluchzte und ließ Lukes Hand erst los als ein Sanitäter mich gewaltsam wegzerrte. Am Straßenrand kauerten bereits Bobby und Rose, die mich sofort in den Arm nahm. Ich konnte es noch nicht glauben. Dreiviertel von Sunset Curve war tot.

feel the music | julie and the phantomsTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon