writing - 2020

1.3K 73 7
                                    

„Julie?" Ich öffnete die Haustür, welche nicht abgeschlossen war. „Hallo?", fragte ich in das stille Haus hinein. „Wer ist da?" Ich zuckte zusammen. „Leonie, eine Freundin von Julie?" sagte ich in den leeren Raum hinein. Hinter einer Ecke trat Victoria hervor. Ich schnappte nach Luft. Victoria. Rose Schwester. Ich kannte sie als ich noch lebendig war. Ich hatte mich bis jetzt in ihrer Gegenwart noch nie gezeigt, da ich angst hatte, dass sie mich erkennen würde. Jetzt war ich etwas zu unvorsichtig gewesen. „Leonie?", sie sah mich verwirrt an. Ich fasste mich schnell. „Ja. Ich bin Julies Freundin, wir treffen uns heute bei ihr im Zimmer und die Tür war offen, deswegen bin ich einfach herein gegangen. Tut mir leid ich hätte klingeln sollen.", versuchte ich sie von meinem Aussehen abzulenken. „Wer sind deine Eltern?", fragte Victoria mich fassungslos. Mist, sie hatte mich wahrscheinlich tatsächlich erkannt. „Ähm, das ist so eine Sache. Ich bin im Waisenhaus aufgewachsen. Ich habe meine Eltern nie kennengelernt.", ich versuchte, verletzt zu klingen. „Oh, perdón. Das wusste ich nicht. Du erinnerst mich nur an eine Freundin von Rose, mi hermana." Ich nickte erleichtert. „Müsste diese Freundin nicht so alt sein wie du?", fragte ich naiv. „Si, si, aber sie ist gestorben, als sie circa so alt war wie du. Un accidente horrible!" Ich nickte beteten. „Oh, das tut mir leid." „Leo!" Julie stand auf den Treppen. Ich verabschiedete mich schnell von Victoria und lief die Treppen hinauf zu Julies Zimmer. Doch ich spürte Victorias Blick in meinem Rücken.

Ich schmiss mich auf Julies Bett. „Ah, dein Bett ist das Beste was es gibt! Ich wünschte ich könnte hier jeden Tag schlafen.", sagte ich laut. Julie lachte. „Luke hat mir erzählt, dass er mit dir Songs geschrieben hat, bevor... du weißt schon." Ich nickte. „Ich habe mir gedacht, dass wir mal gemeinsam schreiben könnten." Ich nickte sofort begeistert. „Super! Ich habe gestern schon mit Luke einen Song geschrieben. Es macht mich so glücklich, dass ich wieder schreibe und singe!" Ich lächelte sie an. Dass sie mit Luke geschrieben hatte, versetzte mir einen kleinen Stich, doch ich ignorierte es. Julie war die Person die die Jungs als erster wiedersehen konnte. Sie hatten eine besondere Verbindung. Außerdem hatte ich ja nicht irgendeinen Anspruch aufs Song schreiben mit Luke, nur weil wir ein paar Songs gemeinsam geschrieben hatten. „Das hört sich super an! Aber ich glaube unser Song wird besser!", grinste ich. Dann machten wir uns an die Arbeit.

Wir wurden nur einmal von Julies Dad unterbrochen, als er uns fragte, ob ich denn hier schlafen wolle. Ich stimmte begeistert zu. Als Geist war es nicht so einfach irgendwo zu wohnen. Und eine Wohnung wollte ich mir als Untote auch nicht suchen. Meist schlief ich irgendwo in verlassenen Häusern, manchmal in der Schule. Manchmal sogar in meiner alten Wohnung. Die neuen Mieter waren ein altes Ehepaar, die einen Zweitwohnsitz in Europa hatten. Immer wenn sie abwesend waren, lebte ich in dem Apartment. Aber ich schlief auch oft bei Julie. Vermutlich weil ihre Familie Mitleid mit mir hatte. Für alle anderen war ich nämlich ein Waisenkind ohne Familie und Wohnsitz. Offiziell lebte ich in einem Waisenhaus, aber näher hatte noch nie jemand nachgefragt. Es war auch ein sehr sensibles Thema.

Als die Sonne unterging, packten wir eine Decke, Snacks und eine Gitarre ein. Wir gingen ein paar Minuten, bis zu unserem Lieblingspicknickplatz. Docht machten wir es uns gemütlich und sahen den Sonnenuntergang an. Dann begann Julie den Song zu singen und ich begleitete sie auf der akustischen Gitarre. Das hatte ich mir auch in den letzten 24 Jahren beigebracht. Als wir zu ende gespielt hatten, lächelten wir uns an. „Du hattes recht Leo." Ich sah sie verwirrt an. „Der Song ist echt besser als der, den ich gestern mit Luke geschrieben habe." Ich lachte laut auf. Plötzlich tauchten Alex, Reggie und Luke neben uns auf. Ich unterdrückte einen Schrei. „Was macht ihr denn hier?" fragte ich. „Wir haben euch gesucht. Wir dachten wir könnten den Song von gestern mal als Band proben?", sagte Luke und sah Julie an. Ich grinste. „Tja, aber wir haben einen besseren geschrieben.", lachte Julie. Luke sah verwirrt aus. Dann fiel sein Blick auf mich. „DU!", rief er und wollte sich auf mich stürzen. Ich hielt ihm die Gitarre entgegen. „Du willst die doch nicht zerstören, oder?", rettete ich mich aus der Situation. „Du spielst?", fragte mich Reggie verwirrt. Ich schüttelte den Kopf. „Natürlich spielt sie. Und nicht schlecht. Nehmt euch in Acht, vielleicht wird euch euer Bandplatz bald gestohlen!", neckte Julie die Jungs. Ich lachte laut auf. „Keine Sorge, ich nehme euch nichts weg.", beruhigte ich sie. „Jetzt wollen wir den ach so tollen Song aber mal hören.", sagte Luke herausfordernd. Julie nickte mir zu und wir begannen zu spielen.

Nachdem wir fertig waren, sah Luke uns beleidigt an. „Der ist leider echt gut.", gab er zu. Julie und ich klatschten uns ab. „Mit Schlagzeug und euren Gitarren klingt es noch besser denke ich. Das ist nur die akustische Version.", sagte ich. „Aber du hast uns nie gesagt, dass du Gitarre spielst!", bemerkte Alex. Ich nickte. „Weil ich es erst gelernt habe. Als ich Geist war.", fügte ich nach ihren verwirrten Blicken hinzu.

Julie und ich sahen uns am Abend noch einen Film an. „Zac Efron ist schon heiß.", bemerkte Julie. Ich stimmte ihr zu. Da konnte man nichts dagegen einwenden. Luke musterte uns beide. „Den findet ich hübsch?", fragte er zweifelnd. Synchron nickten wir. Er seufzte und blickte zu Alex. „Du?" Er zuckte mit den Schultern. „Nicht schlecht.", antwortete er. Ich lächelte. Ein ganz normaler Filmabend mit meinen drei toten besten Freunden und einer lebenden.

feel the music | julie and the phantomsNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ