orpheum - 2020

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Als wir uns voneinander lösten, sah ich wie Luke grinste. „Reicht dir das als Erklärung wen ich liebe?" Ich lächelte. Ich genoss den Moment und wünschte, dass er für immer anhalten würde. Doch ich war leider eine Person die viel zu viel nachdenkt. Und meine Gedanken zerstörten mir diesen wunderbaren Moment. Was wenn Julie wirklich in Luke verliebt war? Ich war ihre beste Freundin, ich konnte ihr doch nicht den Jungen ihrer Träume wegnehmen! Aber andererseits war Luke ein Geist und Julie ein Mensch, versuchte mich die kleine Stimme in meinem Kopf zurückzuhalten. Doch es war zu spät. Ich gab Luke einen Kuss und sah ihn lange an. „Ich liebe dich." Dann verschwand ich.

Als ich vor dem Hollywood Ghost Club stand, war es bereits helllichter Tag. Die Tür war geschlossen und generell sah der Ort verlassen aus. Ich drückte die Klinke hinunter und es quietschte. Doch zu meiner Überraschung öffnete sich die Tür ohne, dass ich viel Kraft aufwenden musste. Ich trat hinein. Als ich das letzte Mal hier war, war der Raum voll mit feiernden Geistern und lebendigen gewesen. Jetzt war er verlassen. Fast geisterhaft. „Leonie Winter. Wie hast du dich denn hierher verirrt?" Ich zuckte zusammen und sah Caleb hinter der Bühne hervortreten. Ich schluckte, aber fasste mich dann wieder. „Hallo. Ich wollte mit Ihnen reden." Er nickte etwas überrascht, bedeutete mir aber mich auf einen der Tische zu setzten. „Was kann ich für dich tun?", fragte er und hätte ich nicht gewusst, was er Luke, Alex und Reggie angetan hat, hätte ich ihn beinahe sympathisch gefunden. „Ich habe da drei Freunde. Sie waren letztens bei dir im Club. Und ich wollte fragen, ob man irgendetwas gegen deinen „Stempel" machen kann?", versuchte ich möglichst sachlich zu klingen. Er grinste leicht. „Das ist ja sehr nett, dass du deinen Freunden helfen möchtest. Aber so sehr ich dich auch mag, ich kann leider nichts machen. Wenn meine Stempel einmal auf einem Geist sind, kann man es nicht mehr rückgängig machen." Ich merkte, wie mich mein Mut verließ. „Garnichts?" Er schüttelte den Kopf. „Auch nicht, wenn ich mich eintauschen würde? Ich anstelle der drei?" Er sah mich überrascht an. „Hast du nicht gesagt du kannst kein Instrument spielen und auch nicht singen? Außerdem, bist du ein so mächtiger Geist, dass ich dich unbedingt in meiner Band brauche?" Ich war kurz davor, ihm von meinem Buch zu erzählen, welches mich sichtbar machen konnte, doch ich überlegte es mir anders. „Ich kann Gitarre spielen und ich kann auch singen. Ich habe es mir erst jetzt vor kurzem beigebracht.", flunkerte ich. „Es gibt viele Musiker. Aber ich brauche mächtige Geister. Also nein. Ich kann nichts für dich tun. Aber richte deinen Freunden einfach aus, dass sie sich meiner Band anschließen sollen. Dann können sie für immer Musik machen!" Ich wollte wütend etwas erwidern, doch plötzlich fand ich mich draußen auf der Straße wieder.

Ich wollte zurück zu Julies Haus gehen, doch ich schämte mich. Ich hatte es schon wieder nicht geschafft, die Leute, die mir nahestanden zu retten oder zumindest vor Schmerzen zu befreien. Als ich durch den Park ging, kam mir Jacob entgegen. Ich sah angestrengt auf den Boden, als ich an ihm vorbeiging. Gerade, als ich dachte, dass er vorbei war, hörte ich, wie er meinen Namen rief. Ich drehte mich seufzend um. „Hi." Er nickte mir zu. „Warum gehst du mir aus dem Weg? Habe ich irgendwas gemacht?", fragte er. Ich sah ich verwirrt an. „Hör zu, ich hatte an dem Abend der Gartenparty ein bisschen was getrunken. Ich wollte dich nicht irgendwie anfassen, wo du dich unwohl fühlst." Ich atmete erleichtert aus. Er schob es auf den Alkohol, aber er hatte anscheinend keine Erinnerung mehr daran, dass seine Hand mich nicht berühren konnte. „Ach so, nein. Alles gut. Ich habe an dem Abend etwas überreagiert." „Also bist du nicht sauer?" Ich schüttelte den Kopf. „Okay, ich habe schon gedacht... Ich würde es gerne nochmal versuchen. Wir können es langsam angehen, okay?" Ich beschloss, dass es unfair wäre, ihm Hoffnungen zu machen. „Jacob. Ich habe dich echt gerne, aber eben als Freund. Ich glaube nicht, dass wir in einer Beziehung sein könnten. Ich hoffe du verstehst das." Er nickte langsam. „Okay, ich habe mir schon sowas gedacht. Gibt es einen anderen?" Ich sah ihn lange an und überlegte selbst. „Ja." „Okay. Da habe ich meine Chance wohl verpasst. Bist du heute im Orpheum?" Ich sah ihn verwirrt an. „Was?" Jetzt war er es der sich nicht auskannte. „Julie und ihre Band spielen heute Abend dort. In etwa drei Stunden eröffnen sie für Panic! Wusstest du nichts davon?" „Doch, ich hatte es nur vergessen.", log ich. „Aber ja, ich werde dort sein. Ich bin zwar Backstage, aber vielleicht sieht man sich ja danach.", verabschiedete mich und schrieb Julie eine SMS. „Ich warte im Orpheum auf euch. Freu mich schon"

Ich saß in der Garderobe, als die Tür aufflog. „Leo!" Ich würde Julie so gerne umarmen, doch es war nicht möglich. Beinahe kamen wir die Tränen. Nur weil ich meine Freundin nicht umarmen konnte... Gemeinsam machten wir uns fertig. Julie hatte das beste Outfit an und sah wahnsinnig gut aus. Auch Flynn kam kurz vorbei, ging dann aber wieder, um ihren Backstage Pass voll auszunützen. „Wo sind sie Leonie?" fragte mich Julie, als es langsam Zeit war auf die Bühne zu gehen. „Ich weiß es nicht." Ich schluckte. Caleb hatte doch nicht... Ich versuchte Julie etwas abzulenken, aber ich war selbst nicht bei der Sache. Auch Flynn war wieder da und als es eigentlich auf die Bühne gehen sollte, sagte Julie nur. „Sie kommen nicht." Und rannte hinaus. Erschrocken sprangen Flynn und ich auf.

Ich suchte nach Julie, und als ich sie fand, stand sie mit einer Blume im Arm auf der Straße. Es war eine Dahlie. Rose Lieblingsblume. Ich begann leise zu weinen als ich auf Julie zuging. „Du schaffst das auch allein.", sagte ich. „Ich weiße es nicht", sagte Julie und fiel mir weinend um den Hals. Ich streichelte ihr liebevoll über den Rücken, bis mir plötzlich etwas auffiel. „Julie?" Auch sie sah verwirrt aus. „Wie... wie können wir uns umarmen?" Ich zuckte mit den Schultern und grinste. Wir umarmten uns nochmal und dann scheuchte ich Julie ins Gebäude zurück. „Geh da jetzt auf die Bühne und zeig ihnen wer du bist!" Sie sah mich an. „Nein. Ich brauch dich. Nimm eine Gitarre und spiel mit mir Stand Tall. Bitte." Ich schüttelte den Kopf. „Bitte Leo. Außerdem weiß ich wie du und Luke zueinandersteht. Wenn du es nicht für mich machen möchtest, mach es für ihm." Sie rannte auf die Bühne und ich konnte mich nicht losreißen. Plötzlich standen wir beide auf der Bühne. Während ich nach einer Gitarre suchte sprach Julie zum Publikum und dann begannen wir unseren gemeinsam geschriebenen Song zu singen.

feel the music | julie and the phantomsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt