stand tall - 2020

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Am besten während dem Lesen Stand Tall hören! :)

Julie saß am Klavier und begann zu spielen. Ich saß am Boden, da ich diesen Kontakt mit dem Boden brauchte, um mich ein bisschen sicherer zu fühlen. Ich blickte in die Menge der Leute, was mich nicht weniger nervös machte. Ich erblickte Bobby und Carrie. Schnell konzentrierte ich mich wieder auf mich selbst und meine Gitarre. Als wir an der Stelle des Songs ankamen, an dem die Jungs eigentlich auf die Bühne kommen sollten, verlor ich jegliche Hoffnung. Man hörte es in Julie und meiner Stimme, aber keiner außer uns und Flynn hatten eine Ahnung warum unsere Stimmen leicht verzweifelt klangen.

Plötzlich hörte ich einen leisen Knall und nur ein paar Zentimeter hinter mir erschien plötzlich Alex mit seinem Schlagzeug. Ich konnte nicht richtig verarbeiten was gerade geschah. Ich musste mich zurückhalten, um nicht direkt auf ihn zuzulaufen und ihn zu umarmen. Wir spielten weiter und nur ein paar Sekunden später tauchte auch Reggie auf. Ich blieb direkt neben ihm stehen und sah mich überglücklich um. Auch Julie stand die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Plötzlich sah es so aus, als würde auch Luke zu uns auf die Bühne kommen, doch er schaffte es erst nicht. Caleb! Ich konnte den Hass, den ich auf diesen Mann hatte, nicht beschreiben. Nach ein paar Sekunden, die mir wie eine Ewigkeit vorkam, tauchte auch Luke endlich auf. Julie stand vom Klavier auf und es war einfach eine unglaubliche Atmosphäre. Die Anspannung, die von uns abfiel und die Erleichterung, dass die Jungs sich nicht selbst gerettet hatten.

Gegen Ende, wo jeder sein Solo haben sollte, wollte ich mich unauffällig von der Bühne schleichen, da ich niemandem die Show stehlen wollte. Doch gerade als ich am Weg hinunter war, griff Luke nach meinem Arm. „Nicht so schnell. Bleib bei uns!", flüsterte er mir ins Ohr und sang eine Sekunde später die beste Highnote. Ich schüttelte den Kopf. Diese talentierten Leute die ich meine Freunde nennen durfte. Ein Wahnsinn. Als der Song zu Ende war, gingen Reggie, Luke und Julie nach vorne auf die kleinere Bühne in der Mitte des Publikums. Ich stand verloren da. Doch Alex nahm mich schnell an der Hand und zog mich mit sich zu den anderen dreien nach vorne. Ich sah alle drei Jungs nacheinander intensiv an und musste meine Tränen zurückhalten. Es war das letzte Mal dass ich sie sah. Und ich konnte ihnen so viel nicht erklären. Ich konnte mich nicht mal verabschieden. Ich hatte Luke da nach unserem Kuss einfach stehen lassen! Er musste denken, dass ich nichts ernst gemeint hatte und nur an mich selbst dachte! Ich hasste mich selbst dafür. Dann waren sie weg und ich stand mit Julie allein auf der Bühne. Sie sah mich traurig, aber auch gleichzeitig unglaublich stolz an. Dann fielen wir uns um den Hals. Wieso es plötzlich möglich war wussten wir beide nicht, aber es war egal, da es einfach nur wunderschön war, Julie endlich mal umarmen zu können.

Backstage wollte ich Julie und ihre Familie allein lassen, weshalb ich mich verabschiedete und zu Julie in die Garage ging. Ich ging leise hinein und legte mich auf das Sofa. Doch irgendetwas kam mir komisch vor. Plötzlich berührte etwas meine Hand. Ich schrie auf und sprintete zum Lichtschalter. Am Boden saßen und lagen Alex Luke und Reggie. Ich sah sie entgeistert an. „Was macht ihr hier?" Luke schluckte. „Wir wollten, dass Julie denkt, dass wir im Himmel sind.", er lächelte, aber hustete sofort. „Oh Gott, ihr müsst irgendwas machen! Ich war doch bei Caleb... Ich hätte ihm von dem Buch erzählen sollen. Warum bin ich so blöd?", schluchzet ich. Ich hielte es nicht aus, die drei so zu sehen. „Was? Du warst bei Caleb?", fragte Alex entgeistert. Ich nickte. „Ja, da wo ich dich so... stehen hab lassen." Ich sah Luke an. „Es tut mir so leid. Ich wollte euch helfen und bin zu ihm gegangen. Aber ich konnte nicht eure Stempel auf mich übertragen. Aber er hatte gemeint ich sei nicht mächtig genug. Hätte ich ihm das Buch gezeigt, was mich sichtbar macht. Dann hätte er es vielleicht gemacht." Ich sah sie traurig an. „Bist du verrückt? Warum machst du das? Wir schaffen das schon." Luke sah mich entschlossen an. Ich schnaubte. „Naja irgendwie schaut es nicht so aus, als ob es euch gut geht.", meinte ich sarkastisch. Doch ich war nicht so cool wie ich gerade tat. Ich ließ den Tränen nun freien Lauf, und als auch die Jungs begannen zu weinen und immer wieder von Calebs Blitzen getroffen wurden, hielt ich es nicht mehr aus. „Bitte, tut irgendetwas. Ich weiß nicht was aber irgendetwas. Es kann doch nicht sein, dass ich euch so verliere!", schluchzte ich. Luke zog mich in seine Arme und gab mir einen Kuss auf den Scheitel. Dabei war ich nicht die die gerade noch ein zweites Mal starb. Ich sollte ihn trösten.

Da hörten wir Julie und ihre Familie kommen. Ich drehte schnell das Licht ab und kauerte mich neben den Jungs auf den Boden. „Sie wird kommen.", sagte Alex und ich nickte. Die Garage war nicht gerade der beste Ort zum Verstecken, aber jetzt war es sowieso schon zu spät.

„Wir lieben dich auch." Ich seufzte und schlug Reggie leicht auf die Schulter. Als Julie das Licht andrehte machte ich meine Augen zu. Es war viel zu hell. „Was macht ihr hier? Ich dachte ihr seid... weg. Leo?" Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte keine Kraft ihr alles zu erzählen.

Auch Julie war komplett überfordert und wollte die Jungs dazu bringen Calebs Band beizutreten. „Nein, wir wollen keine Musik machen, wenn es nicht mit dir ist!" Julie fiel Luke um den Hals. Ich schnappte nach Luft. Genau wie ich konnte auch Luke Julie plötzlich umarmen. Auch die beiden sahen verwirrt aus. Als Luke plötzlich wie eine Lampe glühte musste ich grinsen, obwohl ich keine Ahnung hatte warum. „Ich fühle mich nicht mehr so schwach!" Julie bedeute auch Alex und Reggie zu ihr zu kommen. Als sich die vier umarmten und auch die anderen beiden glühten überkam mich ein Schauer. Es sah aus als würde es doch ein gutes Ende geben. Als sie sich voneinander lösten sah es plötzlich so aus als würden die Stempel in die Luft aufsteigen. Was hatte das zu bedeuten?

„Leo, komm!", rief Julie und ich lief zu ihnen. Eine riesige Gruppenumarmung hatte mich noch nie so glücklich gemacht. Nachdem wir uns voneinander gelöst hatten, griff Luke nach meiner Hand. „Sind deine Gefühle eigentlich echt?" Ich sah ihn lange an. „Nein eigentlich hasse ich dich, aber das weißt du ja schon, seit ich dich 1995 geschlagen habe, oder?" scherzte ich. Als wir uns küssten explodierte in mir ein Feuerwerk und ich glaube nicht, dass ich in meinem Leben schonmal so glücklich war wie in diesem Moment.

feel the music | julie and the phantomsWhere stories live. Discover now