peace - 2020

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„Ich glaub ich werde einfach mal mit ihr reden. Vielleicht muss ich ihr gar nicht sagen, dass ich außer ihr nur Freunde hab, die schon seit Jahren tot sind.", sagte Julie nachdenklich. Ich musste lächeln. „Das solle jetzt nicht gemein klingen, aber das glaubst du ja selbst nicht. Flynn wird sich sicher nicht mit irgendeiner billigen ausrede abwimmeln lassen. Außerdem tut es dir bestimmt nicht gut, sie die ganze Zeit anlügen zu müssen, oder?" Julie nickte und blickte auf den Boden. „Zuerst müssen wir Flynn aber erstmal finden!" Ich nickte in Richtung Haupthaus. „Da haben wir sie schon." Flynn schlich gerade ums Haus und rechnete wahrscheinlich nicht mit uns. „Flynn!" Julie rief nach ihrer besten Freundin. Ich hörte den beiden ein bisschen zu, fühlte mich dann aber etwas fehl am Platz und drehte mich um und ging in die Garage. Als ich die Tür öffnete, standen Luke und Reggie neben dem Klavier, auf dem Alex saß. Ich lächelte. Als sie mich sahen unterbrachen sie ihr Gespräch.

„Leonie! Können wir mal kurz reden?", fragte mich Luke. Ich nickte, bewegte mich aber nicht. Ich hatte nicht ganz verstanden, dass er mit mir allein reden wollte. Nachdem ich ihm peinlich berührt nach draußen gefolgt war, nahm er mich erstmal in den Arm. Ich grinste. Der kuschelbedürftige Luke. Dann sah er mich lange an. „Ich kanns nicht glauben das du echt da bist!", sagte er. „Ich auch nicht. Gut, dass ich gestorben bin.", meinte ich sarkastisch. Dann sah ich ihn fragend an. „Leonie...sag das nicht Julie, aber ich habe mich ein bisschen in der Garage umgeschaut, und ein Buch gefunden. Ich kenne den Anfang." Zuerst war ich etwas verwirrt, doch dann verstand ich. Er hatte eines meiner Bücher gefunden! Noch dazu genau, dass eine, von dem er den Prolog bereits kannte! Ich sah von ihm auf den Boden. „Ja, also das ist so eine Sache. Ich bin so etwas wie eine Phantomschreiberin. Ich schicke meine Bücher immer an den Verlag, der schon mein erstes Buch verlegt hat. Sehen tun sie mich aber nicht. Ich habe dieses Buch erst seit knapp einem Jahr.", ich deutete auf das Buch in meiner Tasche. „Du schreibst noch immer? Das ist der Wahnsinn! Ich muss unbedingt alle lesen!", sagte Luke euphorisch. Ich lachte. „Irgendetwas muss man ja machen, wenn man tot ist. Es kann nicht jeder 25 Jahre weinen." Ich lachte los. Teilweise fand ich mich selbst echt witzig.

Nachdem wir wieder zurück in die Garage gegangen waren, blieben uns noch ein paar Minuten, bis Julie aufgeregt hereingestürmt kam. „Flynn hat mir eine Chance gegeben! Wir spielen in ein paar Stunden für sie. Dann wird sie sehen, dass ich nicht gelogen habe und ihr wirklich Geister seid!"  Sofort setzte sie sich ans Klavier. „Was steht ihr so rum? Wir müssen proben!" Ich lachte. Jeder begab sich zu den Instrumenten und sie begannen „Flying Solo" zu spielen. Ich setzte mich auf das Sofa und hörte gespannt zu. Als der Song zu Ende war, klatschte ich und stand sogar auf. „Das war großartig!" Ich lächelte ihnen zu. „Hast du nicht noch irgendwelche Tipps?", neckte Luke mich. Ich grinste. „Nein es war echt super. Ihr solltet einmal so tun als wäre ich Flynn und sie dann später in euer Performance einbauen. Damit sie sich ein bisschen willkommen fühlt." Die vier nickten und spielten den Song nochmal, diesmal bauten sie mich in den Auftritt ein. Als Luke in meine Richtung kam, um sein Gitarrensolo zu spielen, streckte ich mein Bein aus, um ihn leicht stolpern zu lassen. Er sah es leider rechtzeitig und stieg mit einem Grinsen über mein Bein. Gespielt beleidigt drehte ich mich weg. „Das habe ich nur gemacht, weil es bei Flynn nicht geht. Sie ist lebendig, nicht so wie du und ich.", erklärte er mir nachher. Ich nickte lachend.

Als Flynn endlich kam, fühlte ich mich komplett fehl am Platz. Ich sang nicht, spielte kein Instrument und musste mich auch nicht bei Flynn entschuldigen. Kurzerhand machte ich mich unsichtbar und setzte mich auf die 2.Etage der Garage. Alex sah mich verwirrt an, doch ich schüttelte nur den Kopf.

Flynn war zuerst sehr verstört, doch dann begriff sie langsam und fand das alles unglaublich cool. Ich ging wieder hinunter und stellte mich neben Reggie. „Wir waren großartig, stimmts?", flüsterte er mir ins Ohr. Ich nickte lächelnd. Mittlerweile mussten sie schon langsam wissen, wie gut sie waren. Aber Julie war einfach die Kirsche am Sahnehäubchen. Ohne sie waren die Jungs nur eine 0815 Band. „Leonie findet, dass wir großartig waren!" rief Reggie und alle lachten. Julie sah sich verwirrt um. „Leonie?" ich hatte komplett vergessen, dass sie mich nicht sehen konnte. Schnell machte ich mich wieder sichtbar. Als ich Flynns fassungsloses Gesicht sah, biss ich die Zähne aufeinander. Das war vielleicht doch etwas zu viel für einen Tag. „Was? Leonie?" Ich ging langsam auf sie zu. „Setz dich vielleicht mal hin.", schlug ich vor. Verwirrt setzte sie sich und starrte mich an. „Du... bist du auch ein Geist? Warum kann ich dich sehen? Was passiert gerade?" Ich setzte mich neben sie und sie steckte die Hand aus, welche aber geradewegs durch mich durchging. Erschrocken zuckte sie zusammen.

Nachdem ich ihr alles erklärt hatte, schüttelte Flynn den Kopf. „Ich kann das alles nicht ganz glauben!" Ich sah sie verständnisvoll an. „Das ist vollkommen klar. Ist ja nicht so, als ob man jeden Tag vier Geister kennenlernt.", scherzte ich. Als Julie und Flynn sich endlich umarmten, sah ich sie glücklich an.

feel the music | julie and the phantomsWhere stories live. Discover now