without you - 2020

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Als ich vor dem großen Sicherheitstor von Trevor oder Bobby stand, fiel mir auf, dass ich sichtbar war. Das wäre unangenehm gewesen, wenn ich plötzlich in dem Haus gestanden wäre. Nachdem ich mein Buch zurück in die Tasche gesteckt hatte, ging ich geradewegs durch das Tor durch. Ich sah Carrie in der Küche stehen. Ich schlich mich instinktiv heran, obwohl sie mich weder hören noch sehen können. Ich machte mir einen Spaß daraus, ihr das Glas mit Eiskaffee wegzuschieben, während sie auf ihrem Handy tippte. Verwirrt sah sie sich um, zuckte mit den Schultern und wollte sich gerade zu Nick auf das Sofa setzen, als es klopfte. Ich spähte aus dem Fenster und sah Julie und Flynn. Es war klar, dass sie kommen würden, doch ich dachte ich hätte einen größeren Vorsprung. Ich musste das wieder geradebiegen. Plötzlich hörte ich Musik von oben und ignorierte meine beiden Freundinnen, die gerade um ein Glas Wasser baten. Ich kannte mich hier nicht aus, aber ich brauchte nur den Stimmen zu folgen, die außer mir keiner hören konnte. Ich blickte um die Ecke und sah gerade noch die Spitze einer Jeansjacke. Ich wollte hinterhergehen, als plötzlich Julie durch mich durch ging. Dann fiel mir ein, dass sie mich ja nicht sehen konnte. Vermutlich war es sowieso besser, wenn Julie mit den Jungs redete, die waren gerade sauer auf mich. Also machte ich mich auf den Weg nach unten, wo Flynn verzweifelt versuchte Carrie und Nick abzulenken, um Julie Zeit zu verschaffen. Ich schüttelte den Kopf und beschloss, dass es an der Zeit war, ihr zu helfen. Schnell stellte ich mich vor die Tür, um Carrie abzulenken. Nachdem ich mich sichtbar gemacht hatte, klopfte ich. Genervt öffnete die Diva die Tür. „Sind wir jetzt etwa ein Hotel geworden?", fragte sie und schüttelte den Kopf. Ich tat auf schüchtern und sagte, dass ich mich verlaufen hätte und ob sie mir den weg zu Julies Haus beschreiben konnte. „Ich habe einen so schlechten Orientierungssinn.", lachte ich gekünstelt. Sie ließ mich herein und ich setzte mich an den Esstisch, wo Sie mir den weg erklärte. Ich zwinkerte Flynn verschwörerisch zu, die sich erleichtert von Nick entfernt. Gerade als Carrie mit ihrer Erklärung fertig war, kam Bobby die Treppen hinunter. „Ich fliege zu meinem Therapeuten!", rief er und eilte an uns vorbei. Ich drehte mich schnell weg, doch er hatte mich bemerkt. Verwirrt blieb sein Blick an mir hängen und ich starrte herausfordernd in seine Augen. „Wer bist du?", fragte er und kam auf mich zu. „Ähm, ich bin nur hier, weil ich mich verlaufen habe." Als er meine Haare berühren wollte, wich ich entsetzt zwei Schritte zurück, stolperte dabei über eine am Boden stehende Vase, konnte mich aber gerade noch mit einem eher weniger eleganten Rad retten. Bobby schüttelte den Kopf und lief aufs Dach. Ich sah Carrie verunsichert an. Das musste sehr verstörend ausgesehen haben. Doch sie lächelte und biss sich auf die Lippe. „Tanzt du?", fragte sie. Ich schüttelte verwundert den Kopf. „Das Rad hat nicht schlecht ausgesehen." Meine Augen weiteten sich. Sie konnte doch nicht, nur weil ich ein Rad gemacht hatte, davon ausgehen das ich tanzen konnte! „Ja, ich kann ein Rad, aber das heißt noch lange nicht, dass ich tanzen kann!", sagte ich ein bisschen zu scharf. Carrie konnte nichts für die Taten ihres Vaters. Ich musste mich zusammenreißen. „Ach so, ich bräuchte nämlich einen Ersatz für eine meine Tänzerinnen.", meinte sie schulterzuckend. Ich sah sie entgeistert an. „Oh, das ist echt eine Ehre, aber ich kann wirklich nickt tanzen. Aber sehr nett, dass du mich fragst." Sie dirigierte mich gemeinsam mit Flynn zur Tür und wir gingen hinaus. Ich bedankte mich und klatschte draußen mit Flynn ab. Da fiel uns ein, dass Julie fehlte. Wir warteten eine Straße weiter auf sie.

Als ich am Abend gemeinsam mit Julie zur Schule ging, machte ich mir langsam Sorgen um Luke, Alex und Reggie. Julie hatte zwar bei Bobby mit ihnen geredet, aber seitdem hatten wir keinen der Drei gesehen. Auch Julie sah sich unsicher um. Ich versuchte sie zu beruhigen. „Die sind bestimmt genauso aufgeregt und müssen sich irgendwie ablenken." Julie sah mich ungläubig an.

Ich sah stolz zu Flynn hinauf auf die Bühne. Sie war voll in ihrem Element. Plötzlich hörte ich einen Aufschrei hinter mir und ich wich instinktiv einen Schritt zurück. Vor mir stand ein gutaussehender blondhaariger Junge, den ich noch nie gesehen hatte. Er hatte einen Teil seines Drinks auf eine Tänzerin von Dirty Candy geschüttet. Ich seufzte und drehte mich wieder zur Bühne, wo Flynn gerade den auftritt von Julie ankündigte. Eine Stunde noch! Ich ging, um Julie zu suchen. Sie saß verzweifelt auf den Treppen. „Leo! Die kommen nicht. Ich kann aber nicht allein!" Ich legte ihr meinen Arm um die Schultern. „Die brauchen wieder ihren großen Moment. Sie kommen ganz sicher!"

Als ich gerade wieder in die Halle voller Menschen trat, rempelte mich beinahe der Junge von vorher an. Ich wich geschickt aus. „Du bist auch etwas ungeschickt, oder?", lachte ich. Er lächelte. „Ja, tut mir leid. Aber du bist ja gut ausgewichen. Ich bin übrigens Jacob." Er streckte mir die Hand entgegen, die ich gekonnt ignorierte. „Ich bin Leonie, bist du neu hier?" Falls er sich wunderte, ließ er es sich nicht anmerken. „Ja, ich habe erst letzte Woche hier begonnen." Ich nickte. Nachdem wir lange geredet haben, fiel mein Blick plötzlich auf die Uhr. „Oh nein! Sorry, ich muss mal weg." Ich ließ Jacob stehen. Es war schon nach 9. Ich rannte hinter die Bühne, wo ich Julie schon komplett verzweifelt vorfand. „Leo, ich habe es gewusst. Sie lassen mich im Stich. Obwohl sie Wissen wie wichtig es für mich ist. Ich blamiere mich hier vor der kompletten Schule!" Ich nahm sie in den Arm. „Julie, sie sind bestimmt irgendwo aufgehalten worden." Das war zwar für Geister eher unwahrscheinlich, aber das ließ ich außer Acht. Julie schüttelte enttäuscht den Kopf. Ich musste die Geister finden und ihnen mal einen Arschtritt geben. Ich verabschiedete mich, machte mich unsichtbar und verschwand. Ich hatte keine Ahnung, wo ich starten sollte. Die Geister könnten auf der ganzen Welt sein.

feel the music | julie and the phantomsWhere stories live. Discover now