Abhängen

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,,Kletter rauf.“
,, Warte, was soll ich?“
Wir standen vor einen alten Gebäude mitten im Wald, es sieht ziemlich brüchig und unbewohnt aus, gruselig und kalt. Mir läuft ein Schauer über den Rücken. Ich mochte dieses Gebäude nicht, beim Gedanken es betreten zu müssen stellen sich alle meine Haare auf und ich würde am liebsten wegrennen. Mein ganzer Körper wehrt sich.
,, Rauf klettern. Bis zu den kleinen Fenster da oben, da gelangst du denn rein.“
Mein Blick gleitet zur der kleinen Öffnung auf die er zeigt, fast am obersten Stockwerk. Nie im Leben würde ich da rein kommen können, wenn ich überhaupt wollen würde.
,, Ganz sicher werde ich da nicht rein gehen. Du kannst mir nicht verklickern, dass da irgendwer drin wohnt. Nicht mal jemand wie du. Sieh es dir doch nur mal an! Was war das denn mal überhaupt?“
,, Äh … So ein Krankenhaus, mir ist nur gerade das Wort dafür entfallen, da wo die Geistesgestörten hinkommen.“
Mein ganzes Gesicht verkrampft sich zu einer Grimasse. Schon alleine der Gedanke, wieder in der nähe von dem sein zu müssen, was mir all meine Wunden  zu gefügt hat, bereitet mir Schmerzen.
,, Du meinst eine Psychiatrie?“, flüstere ich leiser als gewollt.
,, Ja genau! Und ja hier wohnen wir. Ich meine wer geht schon freiwillig in eine verlassende Psychiatrie? Außerdem haben wir dort genügend Platz.“
Also ich gehe da bestimmt schon einmal nicht freiwillig rein. War das eigentlich sein verdammter ernst? Mochte mein Leben mich wirklich so gar nicht? Gerade erst raus gekommen und schon wieder rein? Was hatte ich nur in meinen vergangenen Leben alles getan?!
,, Okay Ben. Viel Spaß. Wäre es nicht vielleicht ein bisschen besser wenn du allen die Wahrheit sagst und ihnen deine Hand als deine Liebhaberin vorstellst?“
Ich drehe mich um, bereit zu gehen, doch Ben hält mich auf.
,, Hey Warte! Das ist doch nur ein dummes Gebäude. Überhaupt nicht furchteinflößend.“
Ja. Für dich nicht, für mich aber schon.
Und für Gracy auch.
Ich schüttle meinen Kopf um sie aus meinen Gedanken zu verbannen. Dann entreiße ich mich Bens Hand und gehe zielstrebig weiter.
,, Vergiss nicht, wir haben eine Abmachung.“, beginnt er vom neuen.
Und dann halte ich in meinen Schritt inne, atme schwer aus und drehe mich um. Bens Hände sind in seinen Hosentaschen verstaut und seine Schultern sind ein wenig hochgezogen. Er sieht so … Liebenswert aus. Aber ich weiß es besser. Dann sehe ich mir noch einmal das Gebäude an. Ich will da nicht rein, mein Körper wehrt sich. Aber was soll ich sonst tun? Und außerdem ist das doch gar keine Psychiatrie mehr!
//Aber es wahr mal eine. // Höre ich Gracy ganz leise summen.
Aber jetzt NICHT mehr.
,, Und warum können wir nicht einfach die Tür benutzen? Wie man das eigentlich macht?“
,, Weil uns dann die anderen sehen?“
,, Ich dachte das wäre der Sinn der Sache?.“, Ich verdrehe meine Augen.
,, Ja schon. Aber nicht während du durch die Tür gehst.“
,, Warum machen wir das nicht einfacher? Wir gehen wieder in deine eigene Wohnung, in der wir vorher noch waren, und laden alle zu dir ein?“
,, Weil die nichts von der Wohnung wissen? Und die müssen das auch nicht unbedingt erfahren, sonst löschen die nur wieder alle meine Spielstände!“
,, Wie alt bist du? Fünf?“
Ben sieht mich genervt an und ich kann nicht anders als zu lachen.
,, Ja, ja. Ich lach mich ja so was von tot. War ja auch soooo witzig. Würdest du dann vielleicht mal los klettern?“
,, Nope. Denn ich versteh immer noch nicht warum ich nicht einfach die Tür nehmen kann. Ich meine, wenn ich mich heimlich rein schleiche und die anderen plötzlich bemerken das ich da bin, ohne das sie gesehen habe wie ich reingekommen bin … fällt das nicht ein wenig auf?“
,, Man merkt das du ein Mädchen bist, wirklich. Keiner dort drinnen wird so kompliziert denken wie du. Glaub mir, wir haben besseres zu tun.“
,, Du meinst wohl eher: DU kannst NICHT Logisch denken? Aber okay, ist dein Problem.“
,, Danke.“,grummelt er.
,, ABER bevor ich dort hochklettere ...“, setze ich an.
,, Was denn nun schon wieder?“
,, Du musst zuerst hochklettern. Ich habe kein Plan wie ich da hochkommen soll, also musst du es vor machen.“
,, Wenn das alles ist.“ Und er geht zur Steinwand und ergreift einen der hervorstehenden Steine.
Als er auf halber Strecke ist, drehe ich mich um und laufe los.
,, Hey! Wo gehst du hin?!“, ruft Ben.
,, Den Eingang suchen!“, rufe ich zurück.
,, Was? Warte!“
Ganz sicher nicht. Und ich lache. Es fühlt sich gut an, so anders als ich es gewohnt bin. Und es gefällt mir.

_____

Den Eingang zu finden war nicht schwer, die Schwierigkeit bestand vielmehr da drin reinzugehen. Doch ich schaffe es, denn ich weiß das es nicht mehr so sein wird wie damals, als ich das erste mal in eine Psychiatrie gebracht wurde. Denn dieses mal bin ich ,,freiwillig“ hier, niemand kann mich mehr so quälen wie damals. (Hoffe ich doch)
Mein Atem geht schneller als ich in den Flur trete. Er ist nur spärlich von der Morgensonne beleuchtet, da die Fenster mit Bretter zugenagelt wurden. Doch trotzdem sehe ich genug. Alles ist übersät mit einer dicken Staubschicht, viele Möbel sehen verrottet aus, alt, nicht mehr zu gebrauchen. Spinnen weben hängen an den Wänden, genauso wie schiefe, trostlose Bilder, die ich schon so sehr gewohnt bin. Die Farbe blättert von der Wand ab und es riecht modrig und nach … Blut. Wer sollte hier bitte wohnen? Es sah nicht im geringsten bewohnt aus …
Ich mache noch einen Schritt weiter in den Korridor und mit einen viel zu lauten Knall fällt die Tür ins Schloss. Und dann geht alles viel zu schnell: Bevor ich es überhaupt realisieren kann hänge ich Kopfüber von der Decke.
,, Was zur Hölle...?“
Was sollte das?!
,, Lasst mich runter!“, rufe ich und versuche vergeblich den Knoten von meinen Fuß zu lösen.
Warum immer ich?! Und warum bin ich nicht einfach geklettert?!
,, Ha! Ich habs euch doch gesagt! Irgendwer tritt schon in die Falle!“, höre ich von weiter weg her etwas später jemanden rufen.
,, Und deswegen hast du uns geweckt? Das ist doch eh nur so ein blödes ...“, beginnt eine zweite Stimme, die schon näher ist.
,, Tier“, beendet eine dritte Stimme. Sie ist hinter mir, sodass ich den dazugehörigen Körper nicht sehen kann. Was hat Ben noch mal gesagt? Weitere Mörder die hier leben?
OH MEIN GOTT! UND ICH HÄNGE KOPFÜBER IN DER LUFT!
Ich paddel in der Luft wild mit meinen Armen und drehe mich nun zu der Stimme.
Zwei große Jungs stehen vor mir. Der eine mit schwarzen Haaren, weißer Haut und einen grusligen Lächeln, der andere verkleidet wie ein … Clown? Wo bin ich hier gelandet? Psycho Mörder? Ehrlich? Beide starren mich mit offenen Mündern an, als ob die noch nie ein Mädchen gesehen hätten. Werden die mich jetzt töten?
,, Und sagt schon, was ist in meine Falle geraten?“, höre ich wieder die aufgeregte erste Stimme.
,, Äh...“, stammeln Grinsi und ringel Näschen.
,, Sagt doch schon.“ Und dann tritt ein dritter Junge mit einer blauen Maske in mein Blickfeld.
,, Ein Mädchen?“
,, Ach ehrlich? Ich bin ein Mädchen? Hätte ich jetzt nun wirklich nicht gedacht. Wärt ihr so freundlich und würdet den Knot-“
,, Sie gehört mir!“, ruft ringel Näschen.
,, Ich habe sie zuerst gesehen, sie gehört mir!“, bestreitet Grinsi.
,, Ich habe es zuerst gesagt.“
,, Und es war MEINE Falle!“,beginnt nun auch ähh vielleicht Schleimi?
Ich verdrehe meine Augen. Und vor denen hatte ich zuerst Angst? Tzz.
,, Aber-“
,, Oh Ben du kommst genau richtig. Uns ist was in die Falle gegangen und jeder will ES haben. Jeff nimmt Anspruch auf ES, weil er es zuerst gesehen hat, Laughing Jack weil er es zuerst gesagt hat und ich weil ICH die Falle gebaut habe. Na, wer hat Anspruch auf ES?“
Nun gelangt auch Ben in mein Blickfeld. Ich lächle in Peinlich berührt an. Er hat ja gesagt ich solle lieber durch Fenster und oh Gott, was musste das nur für ein Anblick sein? Sein spöttische Blick machte es nun auch wirklich nicht besser...
,, Niemand von euch. Ich habe alleine nur ein Anspruch auf ES.“, sagt er super gelassen.
Klar. Ja. ES. Suuuuper nett. Wirklich.
Alle drei beginnen zu lachen. ,,Und wieso solltest du Anspruch auf sie haben?“
Danke Schleimi.
,, Nunja, weil sie meine Freundin ist.“ Das lachen wird lauter.
,, Guter Scherz Bro.“
,, Echt gut. Aber zurück zur Frage: Wer kriegt sie?“
,, Wenn ihr mir nicht glaubt fragt doch Grace! Sie wird euch schon die Wahrheit sagen.“, sagt Ben wieder.
Nun blicken mich wieder alle an.
,, W-was?“ Bin ich heute wirklich so verpeilt?
,, Na los sag schon. Ist Ben dein Freund? Oder willst du Lieber zu einen von uns.“, ringel Näschen grinst.
,, Äh...“  Hm. Ich könnte Ben jetzt natürlich super gut dumm dastehen lassen und einen der anderen nehmen … anderseits sah Ben nicht im geringsten so gruselig aus wie die anderen.
,, Sorry ringel Näschen. Aber ich gehöre schon ganz Ben. Nicht wahr Liebling?“, ich blinzle ihn super lieb an und muss mir ein lachen unterdrücken als ich sehe wie den dreien die Kinnlade runter klappt.
,, Ben … - d-du?“
,, Ich habs euch doch gesagt. MEINE FREUNDIN.“ Er kommt auf mich zu und gibt mir einen kurzen Kuss auf meine Lippen.
,, Komm noch mal kurz her Ben.“, schnurre ich förmlich.
,, Willst du etwa noch einen Kuss?“ Er grinst schelmisch.
,, Ich sag dir ganz genau was ich will. Du musst nur nochmal her kommen.“
Dann tritt er einen Schritt wieder näher und ich haue ihn eine runter. ,,ICH WILL HIER RUNTER! Man lässt ein Mädchen doch nicht einfach so hängen. SPRICHWÖRTLICH GESEHEN!“ 

Lass uns mein Spiel spielen (Ben drowned Lovestory) AbgeschlossenWhere stories live. Discover now