Doch nicht ganz so Verrückt

6K 388 26
                                    

Meine Eltern erschienen nicht gerade erfreut. Sie holten mich aus der Klinik ab, aber nur weil sie noch mein Sorgerecht hatten und der Arzt darauf bestand das ich von ihnen abgeholt wurde. Mit herunter hängenden Mundwinkeln verstauten sie mein Koffer im Kofferraum, was so ziemlich unnötig war, denn ich hatte ja eh kaum Sachen. Ich konnte es noch immer nicht ganz glauben, ich war frei! Nach Acht Jahren, nach der Hälfte meines bisherigen Lebens! Diese Freude konnten jetzt auch nicht meine Eltern versauen. Wir fuhren los und meine Eltern sprachen immer noch kein Wort mit mir. Kein ´Hallo´, ´schön das du wieder da bist´ oder ´Wie geht es dir?'. Ich habe auch nichts anderes erwartet, doch im tiefsten inneren hoffte ich immer noch auf Vergebung. Auf Vergebung für etwas das ich nie begannen habe.
Wir kamen an. Ich bin wieder zu Hause. Ein komischen Gefühl, ich war so lange nicht hier. Ich will gerade das Haus betreten, als sich meine Eltern zu mir umdrehen.
,, Grace, wir warnen dich. Wenn du nur irgend einen kleinen Fehler machst, wir schicken dich wieder zurück, glaub uns. Wir haben immer noch keine Ahnung wie dieser inkompetente Arzt dich freigeben konnte. Wahrscheinlich wollte er dich auch schnell loswerden.
Betrete kein Zimmer ohne unsere Erlaubnis, mach einfach gar nichts bevor wir es eingewilligt haben. Dein Vater wird für dich einen privat Lehrer engagieren, da keine Schule dich haben wollte. Dann wirst du dein Abschluss machen, dir schnell eine Arbeit suchen und hier ausziehen. Ist das klar?“
Ich nickte stumm und mir kamen fast die Tränen. Wieso nur? Wieso passiert mir das alles? Wieso konnten meine Eltern mir nicht glauben und mich Lieben wie früher? Und nicht Hassen wie jetzt...

___


//Grace. Ich habe hier Angst.//
Mein Zimmer ist jetzt auf den Dachboden. Die Fenster waren undicht, die Farbe bröckelte von der Wand ab und es roch nach morschen Holz. In mein altes Zimmer durfte ich nicht mehr.
,, Da müssen wir jetzt durch Gracy.“, flüstere ich mit Tränen in den Augen.
//Kannst du nicht nochmal mit Mum und Dad reden?//
,, Das kann ich nicht Gracy.“
//Biiiittttttteeeeeee!//
,, Halt doch endlich deine Klappe! Du machst es nicht gerade leichter!“, schrie ich mit einer verheulten Stimme.
,, Sei leise Grace!“, ruft mein Vater, ,,Was sollen denn die Nachbarn von uns denken!“
,, Was sollen denn die Nachbarn von uns denken.“, ahmte ich ihn nach. Ich war sauer, enttäuscht und traurig. Ich war fertig mit den Nerven.
//Grace beruhige dich...//
,, Ich sagte: HALT DIE KLAPPE!“, zischte ich.

So saß ich denn da vor dem Fenster, verheult und den Menschen dort draußen zu schauen. Ich saß lange da, bis...
,,Leon.“, flüstere ich leise. Er war damals mein bester Freund. Wir haben jeden Tag zusammen gespielt und alles zu zweit gemacht. Aber er hat mich nie in der Klinik besucht. Nicht einmal. Hat er mich vergessen? Oder wollte er auch nichts mehr mit mir zu tun haben? Ich musste es wissen und zwar jetzt.
Ich öffne leise die Luke zum Dachboden und schlich die Leiter herunter. Den Flur huschte ich schnell entlang, doch aus meinen alten Zimmer kamen Geräusche. Vorsichtig öffne ich die Tür, denn ich war neugierig und ein kleines Mädchen starrte mir darauf in die Augen.
Sie sieht aus wie ich damals, mit dem unterschied das sie blond ist.
,, Wer bist du?“,fragt sie neugierig.
,, Grace und du?“, ich lächle sie an und hockte mich zu ihr runter. Ich hatte eine Schwester! Eine Schwester von der ich nichts wusste!
,, WAS MACHST DU DA?!“ Erschrocken drehte ich mich um. Mum, ,,GEH SOFORT WEG VON IHR!“
,, Ich habe doch gar nichts gem...“
,, Noch nicht! Du wirst mir nicht noch einmal das antun wie vor Acht Jahren! HAU AB“,kreischte sie.
Ich sah nur noch kurz das verwirrte Gesicht von dem kleinen, blondhaarigen Mädchen, dann rannte ich. Rannte die Treppen runter und schnell aus dem Haus. Ich hatte eine Schwester und meine Mutter wollte nicht das ich etwas mit ihr zu tun habe. Sie hat Angst um ihre zweite Tochter. Vertraut mir nicht. Glaubt das ich sie umbringen werde. Ich setze mich auf den Bürgersteig und weine. Ich hasse ihn. Ich hasse die Person die mein Bruder umgebracht hat und weswegen mein Leben jetzt so verläuft. Ich will einfach ein normales Leben. Ein einfaches Leben, ohne die ganzen Ärzte, die alle meinten sie wissen was mit mir los ist, die versuchten mich tu therapieren. Versuchen mich normal zu machen.
,, Kann ich ihnen helfen?..“
Ich drehte mich um. ,, Leon...“, kommt mir gerade so über die Lippen. Auch wenn ich ihn schon aus den Fenster aus gesehen habe, war es einfach ein komisch ihn jetzt wieder vor mir zu haben.
,,Grace? ... Ich glaubs nicht. Bist du das? Ich dachte … dachte du wärst tot.“
Ich stand auf. Mir ist ein bisschen schwindelig. Er sieht so viel reifer aus, aber gleichzeitig auch noch wie aus meiner Erinnerung.
,, Tot? Wer hat dir den das erzählt?“
,, Deine Eltern .... Das haben deine Eltern allen erzählt … Ich hätte nie Gedacht das ich dich je wieder sehe. Mein Gott Grace, wo warst du denn solange?“
Ich wimmerte. ,,Ist ne lange Geschichte.“  Er zog mich in seine Arme.
,, Willst du bei mir mit reinkommen? Da können wir Reden, wenn du möchtest und meine Mutter hat Kekse gebacken... Und, oh man Grace, das bist wirklich du? Ich habe dich so vermisst. “
Ich lächelte ihn an. ,,Ich dich auch."  Er war und bleibt einfach der beste.

____


,, Das ist mega  krass Grace. Ich meine Acht ganze Jahre! Und deine Eltern verheimlichen das alles auch noch und planen eine Face Beerdigung.“
Wir saßen in Schneidersitz auf seinen beigen Teppichboden, zwischen uns ein Teller mit Keksen und zwei Tassen mit einer heißen Schokolade. Die ganze Zeit hat er mir ruhig zugehört, ohne mich zu unterbrechen oder mich zu verurteilen.  Und noch nicht mal jetzt nannte er mich Irre, als ich ihn beichtete das ich eine multiple Persönlichkeitsstörung habe.
,, Ist doch normal, oder? Vielleicht würde man selber ja auch so reagieren...“
,, Nein Grace, du hättest niemals so reagiert. Und hey, ich glaub dir, dass du deinen Bruder nicht umgebracht hast. Hast du den eine Vermutung wie das passiert ist?“
,, Ich weiß es sogar..“,murmle ich, ,, aber das glaubt mir eh niemand.“
,, Erzähl.“
,, Nein. Ich will nicht das du mich auch Verrückt nennst.“
,, Weißt du.“, er rückt näher zu mir heran und nahm sich einen Keks, ,,jeder Mensch ist irgendwie verrückt, hat Wahnvorstellungen, glaubt an Geister oder so. Wieso sollst du das denn nicht sein dürfen?“
Ich lachte auf und schüttle den Kopf. ,, Inwiefern bist du den bitte Verrückt Leon?“
,, Es ist mir ein wenig peinlich, aber ... ich werde es dir trotzdem erzählen. Erinnerst du dich noch an meinen Bruder Callum?“
,, Natürlich ... Er war Krank ..., die Ärzte gaben ihn nicht mehr lange.“ Bedrückt schaute ich zu Boden.
,, Ja.“, er nickt traurig, ,, Aber nach einiger Zeit ging ihn es wieder besser und es bestand wieder Hoffnung. Ich wollte ihn nicht verlieren, kurz nachdem ich dachte dich verloren zu habe. Jedenfalls starb er dann doch“
,, Das tut mir Leid.“, ich drückte seine Hand, ,,aber man kann nie Wissen bei Krebs. Der ... überrascht ein immer wieder...“
Jetzt lachte er. Kein fröhliches lachen. ,, Du verstehst das nicht. Kurz nachdem es wieder Hoffnung gab starb er.  Alle meinen der Krebs ist Schuld, doch ich habe eine andere Theorie.“
,, Und die wäre?“, ich zog meine Augenbrauen hoch. Wieso sollte er Irre sein, nur weil er nicht wahrhaben wollte das sein Bruder an einen Tumor in der Magengegend gestorben ist.
,, Du weißt doch dieses Spiel ,The Legend of Zelda – Majoras Mask, das dein Bruder immer gespielt hat, oder?", begann er, ,,Ich bitte dich lach nicht gleich auf oder so, hör mir einfach nur zu. Jedenfalls schenkten deine Eltern meinen Bruder dieses Spiel und er spielte es. Er hat sich  verändert, bis er denn starb. Meine Eltern verschenkten es wieder und deren Sohn starb auch nach kurzer Zeit. Das mag jetzt verrückt klingen, aber ... ich glaube das Spiel, es tötet die Menschen die es spielen.“
Mir klappte beinahe die Kinnlade runter. Er vermutete, was ich weiß. ,, Leon.“
,, Jaja. Sag jetzt bitte nicht ich bin Irre, okay? Ich habe es lange verfolgt, mir viele Zeitungsberichte durchgelesen und so. Dieses Spiel gehörte schon mehr als 40 verschiedenen Personen und ALLE sind jetzt tot.“
,, Leon...“
,, Verurteile mich nicht, bit...“
,, Jetzt hör mir doch mal zu Leon! Du lässt mich ja gar nicht ausreden. ICH. GLAUBE. DIR. Ich habe es selber gesehen. Dieser Link Typ..“
,, Ben.“
,, Dann eben Ben. Der stieg aus den PC meines … Moment mal, woher weißt du wie der heißt?“

Sorry für dieses Kapietel... Ich habe das so kurz gefasst wie möglich, weil ich Angst hatte das wird zu langweilig, da Ben da immer noch nicht auftaucht:S. Im nächsten Kapi kommt er aber drin vor. Hoffe es gefällt euch trotzdem einiger Maßen :)

Lass uns mein Spiel spielen (Ben drowned Lovestory) AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt