Drei kleine Wünsche

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Scheiße? Wo war er hin?! Panisch begutachte ich den Boden, wo er gerade noch gelegen hat.
,, Das kann doch nicht wahr sein.“, fluche ich vor mir her. Was ging hier denn nur vor?!
Langsam schaue ich mich im Zimmer um. Ein Bett, entweder ein großes Einzel- oder ein kleines zweier - stand in der einen Ecke. Es ist ungemacht und sieht so aus als hätte da gerade jemand noch geschlafen. An der Gegenüberliegenden Wand steht ein Schreibtisch mit drei Monitoren die alle an einen Computer angeschlossen sind. Ein kleiner, aus Eichenholz gemachter Kleiderschrank steht direkt daneben und daneben steht ein riesen Regal mit unzähligen Games. In einer ganz anderen Ecke flackert noch ein Fernseher mit mehreren Konsolen, das reinste Zocker Paradies.
,, Ou man wo ist er bloß hin?“
Ich hocke mich auf den Boden hin und schlage mir meine Hände vors Gesicht. Ich war fertig, fertig mit meinen Nerven. Aber erst als ich die Nässe spüre bemerke ich auch das ich weine. Ich erschrecke einfach jeden. KEINER kommt mit meiner Verrücktheit klar, einfach keiner. Noch nicht einmal so ein Freak wie Ben.
,, Hast du mich gerade etwa Freak genannt?!“
Ich schrecke hoch und  ich starre in die roten Augen von Ben. Hatte ich das etwa gerade laut gesagt?
,, Weinst du etwa?“
Ich muss ein wenig mit meinen Armen paddeln um nicht auf meinen Hintern fallen zu müssen. Überraschender Weise reicht Ben mir seine Hand.
,, Nein tue ich nicht. Wie – wie hast du das gerade eben gemacht? Einfach so zu verschwinden?“, verblüfft sehe ich ihn an, wische mir meine Tränen aus den Augen und blinzle mehrmals um sicher zu gehen, dass ich mir ihn nicht nur einbilde.
,, Ich bin ein Geist?“
,, Du bist..? - Nein, dass kann nicht sein, sonst könnte ich jetzt doch nicht deine Hand halten.“ Ich lache über mich selbst, da ich im ersten Moment glaubte er habe Recht.
,, Bin ich aber!“
,, Ja klar und ich bin die Königen von England.“
,, Ehrlich?“, er schaut mich mit großen Augen an.
,, Natürlich! Das ist so wahr, wie das du ein Geist bist und … und das Harry Potter auf Hogwards geht!“, rufe ich ironisch aus und gestikuliere wie wild mit meinen Händen.
,, Du, ich will dir ja nicht deinen glauben oder so nehmen, aber Harry Potter ist eine Geschichte. Den gibt es nicht in echt.“, flüstert er mir ernst zu.
Mit der Hand schlage ich mir vor die Stirn und ich kann nicht anders als auch noch meine Augen zu verdrehen.
,, Als ob ich das nicht selber wüsste.“
,, Wieso sagst ..? Oh – du meintest das mit der Königen nicht ernst. Ah okay. Aber ich bin wirklich ein Geist. Wie sollte ich sonst in die ganzen Computer gelangen? Und deine Hand halte ich, weil ich es wollte.“
,, Wolltest du vorher etwa auch das ich dir in deine Kronjuwelen trete? Oder wieso konnte ich das?“
,, Ich – ich war halt nicht darauf vorbereitet.“
Ich atme tief aus, eine bessere Erklärung hatte ich ja sowieso nicht.
Dann ist stille.
Auch wenn ich es gewohnt bin, ist die Stille mir jetzt ziemlich unangenehm. Und dann bemerke ich auch noch meine Hand die immer noch in seiner Hand liegt und meine Wangen werden heiß. Schnell ziehe ich sie weg. Ich fühle mich unwohl dabei jemanden so nahe zu sein, ich bin es einfach nicht mehr gewohnt, nachdem ich so oft weggestoßen wurde... Außerdem ist er der Mörder meines Bruders! Ich muss ihn doch hassen!
Aber ich tue es nicht...
Ben sieht mich an, seine Hände sind nun in seiner Hosentasche verschwunden und er sieht so, so nett aus und ich kann mir gar nicht vorstellen wie er jemanden umbringen könnte.
All die langen Jahre, all diese Jahre in denen ich glaubte nur noch Hass, Schmerz und Trauer empfinden zu können, verpufften mit einem Male. Alles war wie weggespült, als wäre es nie da gewesen. Ich konnte nicht sauer sein, ich wollte nicht mehr sauer sein.
Alles was ich wollte war wieder normal lachen zu können, ungezwungen, nicht mehr die Verrückte zu sein und endlich glücklich zu werden. Drei kleine Wünsche die für so viele normal waren.
,, Sag doch mal, wie heißt du?“
Ich blicke zu ihn rauf, seine Stimme hat mich ganz aus meinen Gedanken gerissen. ,,Das willst du wissen?“
,, Ja.“
,, Grace.“
,, Und Grace, wieso hast du das Spiel gespielt?“
,, Ähm.“, lügen Grace, lügen kannst du, gut sogar, ,,ich wollte wissen warum mein Bruder beim spielen umgekommen ist.“
,, Oh … ja oke.“, ben schaut beschämt zu Boden, dann blickt er hoch und grinst mich an. ,,Du, wo du doch schon mal da bist … hättest du nicht Lust – du weißt schon – wir zwei, zusammen, du und ich. Also, wir könnten doch, ach du weißt schon.“
,,Hm?“ Ich blicke ihn fragend an. Darauf beugt er sich zu mir runter und flüsterts mir ins Ohr. Wie konnte er nur daran denken?! Gerade hat er doch erfahren das er mein Bruder umgebracht hat!
Geschockt fahre ich hoch und ziehe meine Hand zurück, nur um sie gleich wieder nach vorne schnellen zu lassen. Doch es kommt zu keinen Klatscher wie erwartend, sondern meine Hand geht durch seine Wange hindurch.
,,Wie...?“, verwundet starre ich meine Hand an.
,, Ich sage doch das ich ein Geist bin.“, er grinst schon wieder, ,,so leicht mach ich dir das kein zweites mal.“
,, Dann eben wie vorhin.“, zische ich, als ich wieder mein Knie hoch ziehe und kann zufrieden lächeln.

Lass uns mein Spiel spielen (Ben drowned Lovestory) AbgeschlossenOnde histórias criam vida. Descubra agora