XXXV

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„Ich möchte, dass ihr beide euch trennt und du zurückkommst, Laila. Schließlich soll sich meine Tochter nicht mit einem Akshara abgeben", erklärte er.

Mir blieb das Herz stehen. Sprachlos sah ich ihn an. Das konnte er doch nicht von uns verlangen! War das etwa seine einzige Sorge?!

„Das können sie vergessen!", stellte der Schwarzhaarige neben mir sofort klar. Weder mein Vater noch Darryl waren für einen Kompromiss bereit und so kamen wir zu keiner Einigung.

„Sagt ja oder verschwindet." 

Mein Vater stellte uns vor die Wahl. Es war unsere Entscheidung, was wir jetzt taten. Und für uns war die Sache eindeutig. Ich würde nicht hierbleiben. Uns konnte nichts trennen! Nicht mehr.

„Wir kommen auch ohne sie zurecht", knurrte Darryl und zog mich am Arm mit sich. Dann drehte er sich noch einmal um und sah meinen Vater mit eisernem Blick an. „Sie haben bereits ihre Frau verloren und jetzt verlieren sie auch noch ihre gemeinsame Tochter. Schon erbärmlich, dass ihr Stolz ihnen wertvoller ist."

„Darryl, es reicht", wies ich ihn zurecht. Aus ihm sprach nur die Wut. Die Wut auf jenen Mann, der seinen Ziehvater und Onkel getötet hatte.

Mir gelang es endlich seine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Als er mir in die Augen sah schien er sich zu beruhigen und er atmete einmal tief durch. Ich vermied es lieber ihn vor den Augen meines Vaters zu küssen. Dieser saß noch immer am Küchentisch und schien über Darryls Worte tatsächlich nachzudenken.

„Lass uns gehen", bestimmte ich und zusammen verließen wir das Haus. „Was sollte das eben?", wollte ich draußen schließlich wissen.

„Keine Ahnung, ich versteh einfach nicht, wie man so dickköpfig sein kann!", rechtfertigte er sich.

„Er ist aber noch immer mein Vater", hielt ich dagegen. Bei Darryl war es nicht gut sofort nachzugeben und manchmal musste man eben seinen Standpunkt verteidigen.

Entschuldigend sah er mich an. „Ich weiß, tut mir leid", besänftigend zog er mich an sich und fing an mich hinter meinem Ohr zu küssen und seine Hände strichen meiner Seite entlang, wobei seine verletzte Hand vorsichtiger war. „Verzeihst du mir?", nuschelte er und ich war mir durchaus im Klaren, dass er mit seinen Liebkosungen versuchte, mich sanfter zu stimmen.

Da konnte man aber auch nur weich werden. „Ja."

Ich konnte förmlich spüren, wie er anfing zu strahlen und sein Griff wurde fester. Gedankenverloren fuhr ich ihm durch die dichten Haare. Sein Brummen darauf klang fast wie das zufriedene Schnurren einer Katze. Das brachte mich zum Lachen und wir lösten uns voneinander. Nur um uns im nächsten Moment zu küssen.

Als uns die Luft ausging, unterbrachen wir den Kuss und Darryl legte seine Stirn an meine. Dabei musste er sich etwas runterbeugen, da ich zu klein war. 

„Wir sollten zurück, sonst machen sich die anderen noch Sorgen", meinte ich.

„Hm." Mehr hatte er dazu nicht zu sagen.

Ich könnte hier ewig mit ihm stehen bleiben, doch das ging nicht, denn es fing an zu nieseln. Während ich das Gesicht verzog, fing Darryl an zu lachen, dem schon kleine, nasse Strähnen im Gesicht hingen. Also gingen wir schnell zurück zum Quad und fuhren zurück zum Lager.

Das Laub an den Bäumen war schon nass, da es mittlerweile regnete und Wasser spritze an meine Beine. Zudem hörte man die Regentropfen auf den Waldboden aufschlagen. Vögel flüchteten sich in die Bäume und Darryl beschleunigte das Tempo.

Als wir dann mitten auf dem Lageplatz anhielten, stieg ich ab und Darryl ebenfalls. Er wollte mich noch zurück ins Haus bringen, ehe er das Quad aufräumte. Meine Haare waren mittlerweile nass genauso wie Darryls und ich zitterte, da meine Kleidung durchweicht war. Das bracht Darryl dazu mir seine schwarze Jacke zu geben, die mir viel zu groß war und augenblicklich färbten sich meine Wangen rot. Zum Gemeinschaftshaus lief ich ziemlich schnell und als ich drinnen war atmete ich erleichtert aus, wegen der Wärme. Darryl hingegen war wieder draußen verschwunden.

„Wow, wie siehst du denn aus?", fragte mich Molotov, der an einem der Holztische saß und eine Suppe löffelte.

„Na wie wohl, es regnet draußen. Also sieht sie nass aus", antwortete Jessie an meiner Stelle, die neben ihm saß und am Handy vertieft war.

Der Orangehaarige sah sie grimmig an, doch die bekam das nicht mit. „Komm her", sagte er nun freundlich zu mir und machte mit seiner Hand bestätigende Bewegungen.

Noch etwas zittrig lief ich zu ihm und setzte mich auf seine andere Seite. Aber Moment, fehlte da nicht jemand?

„David geht es nicht so gut. Mara hat sich seine Verletzung mal angeschaut und er schläft jetzt, sieht aber schlimmer aus als gedacht", erklärte er mir, da er meinen Blick richtig gedeutet hatte. „Willst du auch?", fragte er und schob mir seinen Teller hin.

Dankend lehnte ich ab. „Man, Jessie wollte auch schon nicht", jammerte er und sah betrübt in die Brühe. Offenbar schmeckte sie ihm nicht, wollte es Mara aber nicht sagen, da er ordentlich Respekt vor der Hausfrau hatte.

„Das hat auch einen Grund! Du musst dein Essen selber essen und ich hab mir das schon reingezwungen!", schimpfte die Schwarzhaarige auf seiner anderen Seite.

Molotov sah dramatisch in die Runde und legte je einen Arm um unsere Schultern. „Dann muss eben Darryl dran glauben."

„Woran muss ich glauben?", fragte eben Genannter, der eben reingekommen war.

Sofort drehten wir uns um und sahen den Grünäugigen an. „Ähm", brachte nur Molotov raus. Dann machte es klick und er hob den Teller hoch, um es Darryl als etwas Besonderes zu präsentieren. „Suppe?"

Mein Freund rümpfte die Nase und verneinte ebenfalls. Moment, Freund?

„Na schön", meckerte Molotov weiter und stellte seine Suppe zurück an den Tisch. Darryl hingegen schien es nicht zu gefallen, dass Molotov und ich uns fast beim Sitzen berührten, weswegen er sich umständlich zwischen uns quetschte. Der Orangehaarige quiekte geschockt auf, da Darryl ganz nass war und ihn mit einsaute. Als dieser sein Tun bemerkte zog er seinen Kumpel in eine enge Umarmung und dieser versuchte sich verzweifelt kreischend daraus zu befreien.

„Oh Gruppenkuscheln", kam es plötzlich von der Treppe.

Unsere Blicke gingen sofort dorthin. David stand auf der letzten Stufe und rieb sich müde die Augen. Er sah wirklich nicht gut. Zudem trug er nicht mal ein Shirt, sondern nur eine kurze Hose.

„David, geh sofort zurück ins Bett!", rief Jessie, die aufgesprungen war und ihren Zwilling besorgt begutachtete. Ein dicker Verband war um seinen Oberkörper gebunden und dankbar lehnte er sich gegen Jessie, ohne auf ihre Worte zu reagieren.

Stattdessen sah er uns nur neugierig an. „Was hat dein Vater gesagt, Laila?"

His Green EyesWhere stories live. Discover now