XXXII

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„Hast du vielleicht Lust, noch mal ne Runde zu gehen?", fragte er zögerlich. Ich nickte und sah ihn lächelnd an, was ihn auch zum Lächeln brachte. Er ergriff meine Hand und zog mich sanft mit sich.

Bereitwillig folgte ich ihm. Die anderen informierten wir nicht über unser Verschwinden, es ging sie ja auch nichts an. Obwohl es schon nach Mitternacht war, spürte ich die Kälte nicht. Es war wie eine warme Sommernacht und es wehte ein leichter, aber angenehmer Wind.

Darryl führte mich tiefer in den Wald hinein und ich ließ ihn einfach machen. Wollte einfach mal an nichts denken. Die ganzen Sorgen und noch verdeckten Geheimnisse vergessen. Es gab nur ihn und mich.

„Wo führst du mich eigentlich hin?" wollte ich leicht lachend wissen.

Er drehte sich mit funkelnden Augen um. „Wirst du schon sehen", damit zog er mich tiefer in den Wald. Durch die Dunkelheit konnte ich überhaupt nichts erkennen, auch wenn es eine sehr klare Nacht war. Aber ich vertraute ihm. Wahrscheinlich würde ich ihm überall hin folgen. Er kannte sich in der Umgebung gut aus und nicht ein einziges Mal stolperte ich oder lief gegen etwas. Hin und wieder hörte man einen Vogel, der von uns aufgeschreckt wurde oder Äste knacken. Ansonsten war es still.

Plötzlich wurde es heller und Darryl blieb stehen.

Unwissend was mich erwarten würde, blickte ich an Darryl vorbei und mir blieb die Luft weg. Vor uns erstreckte sich eine riesige Wiese umrahmt vom Wald. Das Gras war unerwartet hoch und die ganze Wiese wurde von Glühwürmchen und den Sternen erhellt. Dazu schien der Mond größer denn je.

„Gefällts dir?", wollte er wissen.

Ich drehte mich zu ihm und war hin und weg von seiner Schönheit. „Ob es mir gefällt? Es ist wunderschön!"

Sein Gesicht wurde leicht vom Mond erhellt und seine Augen nahmen eine leuchtende Farbe an. Meine Antwort schien ihm zu gefallen, denn er grinste. Seine Hand übte leichten Druck auf meiner aus und ich rutschte näher zu ihm, um seine Wärme zu spüren. Dabei legte ich meinen Kopf auf seine Schulter und er seinen auf meinen.

Eine kleine Weile blieben wir so stehen und genossen den Moment, ehe er sich von mir löste und verspielt einen Sprung von mir weg machte. „Lass uns mal sehen, ob du mich bei dem Spiel eingeholt hättest, wenn wir Gegner gewesen wären!"

Er ließ mir keine Zeit, um zu antworten, denn er war schon weg. Als er durch das hohe Gras rannte wirbelte er noch mehr Glühwürmchen auf und er grinste mich über seine Schulter an. Nach einem kurzen Lachen rannte ich ihm hinter. Wohlwissend, dass ich keine Chance gegen ihn hatte, wenn er wirklich rennen würde.

So rannten wir über die Wiese und um uns herum die vielen Glühwürmchen. Er verlangsamte immer wieder und das einzige Geräusch hier war unser Lachen.

„Komm schon Laila, so hättest du wohl nie gewonnen!"

„Oh glaub mir, ich hätte gewonnen!", verteidigte ich mich, während ich ihm hinterher hetzte.

Doch der Schwarzhaarige blieb plötzlich abrupt stehen und drehte sich zu mir um. Natürlich rannte ich direkt in ihn hinein und wir mussten beide lachen. Er ließ sich mit mir nach hinten ins Gras fallen und ich lag nun auf ihm.

„Ach ja? Wie denn?", wollte er lachend wissen und belustigt sah er mich an.

„In dem...", ich tippte ihm auf die Brust und biss mir auf die Unterlippe, „Ich dich einfach gaaanz lieb angekuckt hätte", erklärte ich ihm und ließ meinen Kopf auf seine Brust sacken und sah bittend zu ihm hoch.

Er lachte. „Und du meinst, das hätte funktioniert?"

„Ja", sagte ich bestimmt und selbstsicher. Wieder ein Lachen von ihm.

„Oder nicht?", fragte ich gespielt traurig nach und setzte meinen besten Welpen Blick auf.

Sein Lachen verging ihm. Stattdessen hob er seine rechte Hand und gespannt verfolgte ich seine Bewegung, während er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich. „Doch hätte es", meinte er sanft und sah mich liebevoll an.

In dem Moment knisterte die Luft zwischen uns und mein Blick hing an seinen Augen. Ich konnte ihn nicht losreißen. Und das wollte ich auch gar nicht. Er strahlte in dem Moment so viel Ehrlichkeit aus, dass ich ihm alles glauben würde. Es hing wie ein magisches Band zwischen uns, was uns aneinander kettete. Alles wirkte so vertraut und normal. Da wurde mir mal wieder klar, dass wir uns eigentlich schon Jahre lang kannten. Ich vertraute ihm und er mir.

Seine kalte Kette konnte ich an meinem Hals spüren und sein Brustkorb hob und senkte sich ruhig. Doch sein Herz klopfte wie verrückt, was mir verriet, dass er in meiner Nähe genauso glücklich war wie ich.

„Und was jetzt?", fragte er flüsternd in die Stille, während er uns einmal umdrehte. Jetzt lag ich unten und er oben. Doch er stützte sich mit den Armen ab, sodass ich keine Angst haben brauchte erdrückt zu werden.

Ich konnte schon seinen Atem auf meinem Gesicht spüren und er kam mir mit seinem Gesicht immer näher. Unsere Blicke hafteten nach wie vor aneinander und leckte mir über meine trockenen Lippen.

„Am besten einfach nur genießen", flüsterte ich zurück und kam ihm auch etwas entgegen. Dann wanderten unsere Blicke zu den Lippen des jeweils anderen und ich musste wie er lächeln.

Im nächsten Moment drückte er seine Lippen auf meine.

Ein warmes Glücksgefühl durchflutete mich und mein ganzer Körper fing an zu kribbeln. Sofort erwiderte ich und er fing an seine Lippen leicht gegen meine zu bewegen. Es lag nichts Forderndes darin, nur pure Zuneigung und Liebe.

Meine Hände legte ich in seinen Nacken und vergrub sie anschließend in seinen Haaren, die unerwartet weich waren und zog ihn näher an mich.

Als wir uns aus Luftmangel voneinander lösten sahen wir uns in die Augen. Ich spiegelte mich in seinen Pupillen wider und ich konnte förmlich die Röte auf meinen Wangen spüren.

„Endlich", kam es leise von meinem Gegenüber. Ich lächelte ihn breit an und musste kurz auflachen. Zu oft wurden wir gestört und jetzt hatten wir endlich etwas Zweisamkeit. „Ich will nicht, dass du dich zu etwas gedrängt oder gezwungen fühlst. Du hast alle Zeit der Welt, wenn du brauchst." 

Berührt von seinen Worten war ich erstmal sprachlos und unfähig zu reagieren. Doch dann kam wieder leben in meinen Körper. „Ich brauche keine Zeit mehr, Darryl! Ich liebe dich und will an deiner Seite sein", meinte ich absolut sicher.

Meine Worte mussten erstmal sacken, aber als er realisiert hatte, was ich da eben gesagt hatte atmete er laut aus und seine Augen strahlten pure Freude aus.

„Ich liebe dich!", rief er aus, ehe er mich noch einmal küsste. „Und ich verspreche dir, dich immer zu beschützen, was auch kommen mag. Uns kann nichts mehr trennen!"

„Ich liebe dich auch", entgegnete ich glücklich und mein ganzer Körper wurde warm. Mein Herz schlug immer schneller vor Glück und ich spürte eine nie dagewesene Energie. Lächelnd verband er noch mal unsere Lippen miteinander und er übte etwas mehr Druck aus als vorhin und so blieben wir im Gras eng aneinander gekuschelt liegen.

His Green EyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt