20. Alkohol

15 4 0
                                    

Alkohol

Manchmal sind Dinge schwer zu begreifen. Manchmal kommen sie wie Wellen und treffen dich, wenn du es am wenigsten erwartest. Kühl in ihrer Boshaftigkeit umgeben sie dich und wollen dich in deiner eigenen Schuld, in deiner eigenen Scham ertrinken lassen. Nackt, zitternd, unaufhörlich. Manchmal umkreisen uns diese Dinge auf einer alltäglichen Basis, wir sehen, spüren, fühlen sie und manchmal...manchmal können wir nur eine Verbindung zu vergangenen Schmerzen knüpfen, denken uns die Wunden am eigenen Körper, um den Druck erneut zu spüren. Manchmal entsteht unsere Qual nur aus diesen Verknüpfungen vergangener Dinge, weil unser Geist nie das Glück im Fokus haben kann, ohne die kühle Panik erblühen zu lassen.

Manchmal kann Celia nicht differenzieren, ob ihr Wille oder ihre Scham einen höheren Wert hat. Für einen Mensch, dessen Eindrücke ohnehin einem schwächeren Einfluss auf die Seele ausüben, als dies im Durchschnitt der Fall ist, würde es bedeuten, Eindrücke leicht mit Vorstellungen zu verwechseln. Sie übten sich zu schwach in seinem eigenen Geist aus. Doch was, wenn es in ihrem Fall keine Unterscheidung, sondern eine Ähnlichkeit zwischen ihrem Willen und dem Gefühl der Scham gebe? Wenn ihre Persönlichkeit ein Spiegel, ein Tor, ein Zugang dieser beiden Arten ist und sie mit der Kraft, die sich aus ihrer eigenen Existenz zusammensetzt, alles auf der Welt aufbauen oder vernichten könnte?

Doch warum sollte sie ihre Erfahrungen ihrer Emotionen über gegenwärtige Wahrnehmungen, die auftreten, wenn ihre Seele erregter ist, als dies normalerweise der Fall ist, auf weitere, nie wahrgenommen Fälle, ausdehnen? Alles, was der Geist aufnimmt, verarbeitet er in seinem Wille, die Scham, die daraus resultiert, könnte als Konsequenz enden. Also ist es wichtig? ...Selbstrefklektion?

Sir Cecils Gesicht ist rot angelaufen, die Venen sind giftblau und pulsieren, seine Augen sind mit Fassungslosigkeit gefüllt und als er mit seiner Faust auf das Pult vor ihm schlägt, gibt es niemanden in diesem Raum, der nicht zusammenzuckt.
"Wer ist dafür verantwortlich?",fragt er nun zum dritten Mal, erwartet nun selbst keine Antwort mehr. Mr. Fernsby steht hinter ihm, legt ihm die Hände auf die Schulter und flüstert, er solle sich beruhigen, als Cecil erneut hechelnd einatmet, die Luft scharf einzieht und sein Gesicht so derartig rot ist, dass Celia fürchtet, dass er gleich zusammenbricht.

Die prätentiösen Gäste aus Oxford werden nun von Professor Shallow um den Außenbereich der Universität und den angrenzenden Park geführt. Währenddessen steht mindestens die Hälfte der eben anwesenden Studenten - als der Skandal passierte -  in dem leeren Klassenraum Fernsbys, während Cecil immer wieder nervös zu einer Flasche Wasser greift und erneut und erneut die Fassung verliert.
Genannter sieht zu Fernsby und sie flüstern und dann redet der Professor weiter, während Cecil die Flasche öffnet.

"Diese Gruppe radikaler Studenten, die sich selbst die 'visionaries' nennen, haben in dieser Einrichtung schon genügend Schaden angerichtet!",sagt Fernsby mit beißender Stimme, geht, wie in seinen Lektüren, aufgestachelt durch den Raum.

"Und es reicht!"
Auch seine Faust landet auf dem Tisch. Arabella zuckt nicht zusammen, Jemima grinst, Celia hat Gänsehaut.

"Unser Ruf, der teure Ruf der Universität wird wieder und wieder in den Dreck gezogen! Heute war unser Tag! Der Tag, an dem wir uns als kompetente und professionelle Lerneinrichtung präsentieren, das Rampenlicht auf uns positionieren hätten können!"

Cecil stellt sein Getränk zur Seite, stellt sich nun kerzengerade hin.
"Werke von Philosophen wurden verbrannt, Gedichte überall in der Schule ausgehangen, wichtige Schriftsteller lächerlich gemacht und der Ruf dieser Universität zerstört, nur um was zu erreichen? Frauen zu repräsentieren?!"
Seine Stimme wird lauter.

"Wir werden herausfinden, wer für diese Schandtaten verantwortlich ist und wenn dieser Tag gekommen ist, werden wir alle Mitstifter, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, verweisen und ihre Chancen auf eine akademische Ausbildung für immer zu Nichte machen! Wir werden uns alles erneut aufbauen und diese Gruppe dummer Idealisten wird früh genug ihre gerechte Strafe bekommen!"

 𝐕𝐈𝐒𝐈𝐎𝐍𝐀𝐑𝐈𝐄𝐒 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt