27. Dämmerung

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Dämmerung

Emily Dickinson schrieb

"Long Years apart – can make no
Breach a second cannot fill –
The absence of the Witch does not
Invalidate the spell –
The embers of a Thousand Years
Uncovered by the Hand
That fondled them when they were Fire
Will stir and understand –"

Es ehrt die Freundschaften, die über Zeit, Umstände und sogar Missverständnisse hinweg Bestand haben. Ähnlich wie ein Feuer können die Verbindungen in diesen Freundschaften stark genug sein, um uns zu verbrennen oder zu verletzen, aber sie erkennt an, dass ihr Licht uns trotzdem weiter anzieht. Und auch wenn es keine Jahre waren, die Celia in Abwesenheit ihrer Freunde verbracht hat, versteht sie nun jede Zeile des kurzen Gedichtes.

Sie versteht es, wenn sie auf ihre Freunde blickt, wie sie sich gegenseitig im feuchten Gras in den Armen liegen, wie sie der Nebel umgibt und ihnen Ruhe schenkt, als Celia jede Narbe, jede Pore, alle Lider und alle Male von vergangen Jahren ihrer Freunde genauestens erkennen, in den Himmel malen, kann.

Der Abend bricht an und die Umgebung schweigt und keiner der drei sagt etwas, sie liegen nur und berühren sich und wärmen sich gegenseitig mit starken Flammen. Tränen liegen schwer hinter den Rändern der Augen und die Hände zittern noch leicht, die Ehrfurcht ist greifbar, aber die Liebe zueinander stärker.

Jemima schließt ihre Augen und sie sieht friedlich aus. Ein Teil ihrer Seele liegt nun unter dem dunkelgrünen wunderschönen Gras, auf diesem kühlen Berg vergraben und die Raben und die Gespenster wachen über alle Geheimnisse.

"Guten Morgen, Océane",sagt Jemima und verschränkt die Arme, lächelt höhnisch, gleichzeitig charmant. Celia grunzt und fährt sich verschlafen durch die geschwollenen, rosa umrandeten Augen. "Morgen."

"Ich koche Kaffee, willst du?"

"Ja bitte",haucht Celia und schlendert müde durch die Küche, um auf dem billigen Stuhl am Esstisch Platz zu nehmen. Arabella steht an der Arbeitsfläche und schmiert haufenweise Brote.

"Willst du ganz Birmingham nähren?",fragt sie und schmunzelt und Arabella dreht sich zu ihr um, grinst.

"Ja, so ähnlich",scherzt sie, "nein, ich habe meine Tage und habe dann immer einen unglaublichen Heißhunger auf Brot mit Marmelade. Außerdem isst Ferris auch mit und ich glaube, du hast ihn noch nie frühstücken gesehen."

Jemima dreht sich zu den beiden.
"Ja, der Junge isst wie ein Mähdrescher."

Celia kichert und nimmt die Tasse an, die Jemima ihr hinhält. Gerade genannter schlendert nun in den Raum hinein und seine Augen leuchten, sein Blick wandelt sich in einen freudigen, als er die drei Freunde in der Küche vorfindet.

"Na hallo, Ms. Yang und Ms. Fournier. Wie schön, dass Sie uns einen Besuch abstatten",sagt er und verbeugt sich theatralisch, ehe er Arabella umarmt und Celia, die sitzt und ihn somit nicht an sich drücken kann, ein Lächeln schenkt und ihr mit der Hand auf die Schulter klopft.
"Oh, es gibt ja Marmeladenbrot!"

Jemima verdreht lachend die Augen, nimmt die restlichen Tassen und drückt sich spielerisch an ihrem Bruder vorbei. Sie stellt den Kaffee auf den Tisch und auch die restlichen Anwesenden frühstücken.

Die Brote werden umhergereicht, Kaffee geschlürft, Jemima isst die Kruste nicht.
"Na, was habt ihr nun vor?",fragt Ferris und lehnt sich in seinem Stuhl zurück, seine blauen Augen wirken fast schon wie Eis, "die Weltherrschaft an euch reißen?"

"Ja, und danach küren wir uns selbst zu den Queens of England, du Vogel",scherzt Arabella und beißt von ihrem Brot ab.

"Nein, mal ehrlich. Die meisten Gruppen kommen nach einer Pause mit ihrem Meisterwerk zurück, Schlag auf Schlag bringen sie Projekte bester Qualität. Ich meine ja nur, ich denke, ihr müsst Birmingham mal wieder ein wenig aufmischen."

 𝐕𝐈𝐒𝐈𝐎𝐍𝐀𝐑𝐈𝐄𝐒 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt