❆ 24 ❆

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Seufzend drückte der junge Student auf den kleinen Schalter, der rechts an der weißen Kaffeemaschine angebracht worden war und zog seinen Cappuccino heraus.

Er befand sich in dem Haus seiner Eltern, aus dessen Wänden er vor gut zwei Jahren ausgezogen war, doch nun war er zurückgekehrt, um die Weihnachtszeit mit seinen Eltern zu verbringen.

Jedenfalls war dies die offizielle Version, die Jungkook jedem aufgedrückte, der nach seinen Plänen um Weihnachten gefragt hatte. Doch eigentlich befand er sich aus einem ganz anderen Grund wieder in seinem früheren Heimatdorf. Der gleiche wie jedes Jahr.

Er war alleine. Alleine in diesem Haus, ohne Eltern, mit denen er die letzten Tage vor Weihnachten Plätzchen backte, Liebesfilme schaute und den Weihnachtsbaum mit Kugeln schmückte.

Seine Eltern waren nämlich über das Wochenende in eins dieser teuren Skigebiete gefahren, um ihre Silberhochzeit zu feiern und nun, verbrachte er die letzten Tage vor Weihnachten alleine in diesem großen Haus, doch wusste nichts mit seiner freien Zeit anzufangen.

Der Zwanzigjährige hatte versucht alleine Plätzchen zu backen, scheiterte allerdings kläglich und musste die steinharten Teile später in den Restmüll schmeißen. Er hatte es ab da an aufgegeben und hatte sich dazu entschieden, die paar Tage lediglich mit einem heißen Getränk, das von Tag zu Tag variierte, auf der Couch zu sitzen, in warmer Kleidung und Decken gepackt und die typischsten Weihnachtsfilme zu gucken, die er gefunden hatte.

Die Schneeflocken waren bis zum heutigen Tag immer noch nicht gefallen, dabei hatten die Wetterberichte schon vor einer Woche einen großen Schneefall gemeldet. Ihre letzte Korrektur sah den 20. Dezember vor, der genau heute war und doch machte der Braunhaarige sich gar keine Hoffnungen mehr. Dieses Jahr würde es wohl keine weißen Weihnachten geben. Und das enttäuscht ihn wohl mehr, als jemals jemand anderen.

Denn er wollte sehen. Er wollte ihn sehen. So verdammt sehr, dass er das ganze Jahr über auf diesen einen Tag wartete, sogar seiner Lieblingsjahreszeit von Sommer auf Winter umgelegt hatte, nur wegen ihm. Er würde wohl alles für ihn tun. Dabei kannte er ihn nicht einmal. Aussehen war schliesslich nicht alles. Und er wollte mehr sehen. Mehr über ihn erfahren. Er wollte alles wissen. Wie er hieß. Wie alt er war. Seine Lieblingsfarbe, Lieblingstier, Lieblingszahl. Was seine Hobbies waren. Einfach alles, was es über ihn zu wissen gab. Weil Jungkook ihn mochte. Und sogar mehr als das, auch wenn er es vor anderen nicht zugeben wollte. Er hatte sich verliebt. In einen Jungen, den er nicht kannte. Den er seit vierzehn Jahren beobachtete, jedes Jahr für eine Stunde. Eine Stunde, die ausreichte, dass er sich fühlte als wäre er im Himmel.

Sein Herz fing an wie wild zu klopfen, hämmerte gegen seinen Brustkorb und ließ ihn aufgeregt fühlten. Sein ganzer Körper erhitzte, seine Wangen wurden rot, seine Hände glühten beinahe und er war jedesmal kurz davor sich auszuziehen, um diese Hitze zu stoppen (,was er auf Grund der Anwesenheit seiner Eltern dann doch verwarf).

Er liebte ihn. Jungkook wollte es eigentlich nicht zugeben, aber er tat es und er würde nie jemanden jemals so lieben können, wie er es bei ihm tat. Als würden sie sich Jahre kennen, als hätten sie die letzten Jahren mehr Zeit zusammen verbracht, als man es für möglich hielt und als wäre er ihm näher gekommen, als jemandem je zuvor. Jungkook wusste, es war nicht echt, was er sich erhoffte. Er wusste, dass die Realität anders aussah, als das was sich über die Jahre in seinem Kopf zusammengespannt hatte. Er wusste das alles. Aber er wünschte sich so so sehr, es wäre nicht so. Als könnte er sein echtes Leben durch seine Wunschvorstellungen austauschen und dort leben, für immer. Zusammen mit ihm.

Mit seinen rot, weißen Stoppersocken, auf denen das typische Wintermuster mit Rentiere abgebildet war, lief Jungkook nun in das offene Wohnzimmer, in dem er es sich sofort auf dem beigen Sofa neben dem knisternden Kamin gemütlich machte. Es war Mittag und eigentlich war der Zwanzigjährige niemand, der um diese Uhrzeit schon vorm Fernseher hockte und sich Serien reinzog, da ihm dabei die passende Stimmung fehlte, aber seitdem er alleine zuhause die Zeit verbrachte und nichts zutun hatte, war es ihm egal. Er wollte einfach nur die Zeit überbrücken und sich von dem Fakt ablenken lassen, dass der Schneefall dieses Jahr wohl ausfallen würde. 

Seine Füße lagen links von ihm auf dem Lederpolster und die weiße Tasse hatte er mit beiden Händen umgriffen, denn auch wenn kein Schnee lag, waren es keine Frühlingstemperaturen im Haus und draußen schon gar nicht. Deswegen waren die Heizungen des Hauses auch schon seit Ende November auf Hochtouren, damit keiner im Inneren erfrieren würde.

Der Zwanzigjährige lehnte sich nach vorne, um die Fernbedienung von dem durchsichtigen Wohnzimmertisch zu nehmen, bevor er sie auf den Flachbildschirm hielt und den on-Knopf drückte. Sofort erhellte sich das Zimmer etwas und Jungkook fing an durch die Sender zu zeppen, bis er endlich das gefunden hatte, wonach er suchte. Ein Weihnachtsfilm, der noch nicht allzu lange lief und Jungkook ihn daher noch gut mitverfolgen könnte, auch wenn er ihm nicht unbekannt war. Tatsächlich...Liebe. Er kannte den Film und er liebte ihn. Er hatte ihn als Kind immer mit seinen Eltern gesehen und auch wenn diese ihm die Hände bei bestimmten Szenen vor die Augen gehalten hatten (er hatte trotzdem hindurch gelinst), hatte er den Film geliebt, sowie jetzt auch noch. Es machte ihn glücklich, dass er heute auch im Fernseh lief und er ihn endlich gucken konnte.

Mit einem wohligen Gefühl im Bauch, lehnte er sich daher wieder zurück an die Lehne der Couch und genoss den Film.

Über zwei Stunden saß er dort, nippte an seinem Cappuccino, bis er auf war und hatte seinen Körper irgendwann unter einer großen Wolldecke versteckt.

Und die Zeit verging so rasend schnell und er war so sehr auf den Film fokussiert, dass er gar nicht mitbekam, wie es anfing zu schneien. Weiße Flocken fielen vom Himmel, bis sie auf dem Boden liegen blieben und diesen mit einer hohen Schicht überdeckten.

Erst als er die grauen Gardinen zuziehen wollte, da es mittlerweile schon etwas dämmerte, sah er die kleinen Kristalle außen auf den Boden fallen, von denen manche an der Scheibe hängen blieben, bevor sie zu Wasser zerschmolzen und in Flüssen hinunter glitten.

Und als hätte Jungkook nur so darauf gewartet (und das hatte er tatsächlich), rannte er zu dem Fenster, das sich in der Wand befand, von der man direkt auf die Straße blicken konnte, damit er sich davor stellen und nach draußen gucken konnte.

Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals. Er konnte nicht fassen, dass das dieses Jahr noch passieren würde. Dass es schneien würde und er ihn sehen könnte.

Doch da stand er. Snow Flower. Sah hoch in den Himmel und lächelte so breit, dass jeder Backenzahn sichtbar wurde.

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Willkommen, willkommen zu meiner neunen Story :)

Ich hatte eigentlich vorgehabt, sie komplett vorzuschreiben, sodass ich mit 100%er Sicherheit jeden Dezembertag ein Kapitel veröffentlichen kann, bis zum 24. Da mir das allerdings nicht gelungen ist (wegen Schule :c ), hoffe ich wirklich, ich kriege es trotzdem hin jeden Tag etwas hochzuladen.

Dazu muss ich auch noch sagen, dass die Kapitel von der Länge variieren. Das längste ist bis jetzt dieses hier ( ca. 1100 Wörter) und das kürzeste hat um die 650 Wörter.

Ansonsten habe ich eigentlich nichts mehr zu sagen, außer viel Spaß beim lesen und wir sehen uns hoffentlich morgen :)

Snow Flower ⚣𝗄𝗈𝗈𝗄𝗍𝖺𝖾Where stories live. Discover now