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Der Schnee hatte mittlerweile aufgehört zu fallen und auch der Sturm hatte sich gelegt. Lediglich die dicke Schneeschicht hinderte einen noch daran, mit seinem Auto zu fahren.

Jungkook bemerkte dies, als er grade die Plätzchendose aus dem Schrank im Wohnzimmer holen wollte. Denn tatsächlich hatten sich die zwei Männer dazu entschieden Plätzchen zu backen, nachdem Taehyung beim Frühstück aus dem Jüngeren heraus gekitzelt hatte, dass Jungkook eine Niete darin war, Plätzchen zu backen. Oder eher gesagt, darin überhaupt etwas zu backen.

Somit waren sie nach dem Frühstück beinahe schon in die erste Etage gerannt, hatten sich fertig gemacht und dann begonnen den Teig für die Plätzchen zu mischen. Und nun hatten sie das erste Blech mit wunderschönen, goldbraunen Herzchen aus dem Ofen geholt und Jungkook wollte die Dose holen, um sie mit den fertigen Plätzchen zu füllen, als er all seine erwachsenen Nachbarn draußen am Schneeschippen sehen konnte, während die Kinder sich gegenseitig lachend auf dem Holzschlitten hin und her zogen.

Der Schwarzhaarige musste anfangen zu lächeln, als er auch Frau Im, oder Omi, wie sie auch liebevoll von ihren Nachbarn genannt wurde, entdeckte, die sich einen Plastikstuhl in den Vorgarten gestellt hatte und ihren Nachbarn dabei zusah, wie sie den Schnee von den Straßen weg schaufelten. Und niemand nahm es ihr Übel, dass sie lieber nur zuschaute, als selber mit anzupacken, denn sie war schon ihn ihren Achtzigern und konnte harte Arbeit nicht mehr ihrem Körper zumuten. Stattdessen hielt sie die Schuftenden bei Laune, indem sie ihnen ihre neusten, interessantesten Erlebnisse erzählte, die meistens beim Einkaufen oder im Gespräch mit alten Bekannten entstanden waren. Denn sie lebte schon seit ihrer Geburt in diesem Dorf und kannte daher auch fast jeden hier. Auch wenn sie erst nach der Errichtung der Einfamilienhäuser in diesen Ortsteil gezogen war, da sie sich zu dieser Zeit von ihrem Mann geschieden hatte, sie hatte sich schnell an die neuen Nachbarn gewöhnt und vor allem der kleine Junge, der Jungkook damals noch gewesen war, war ihr ans Herz gewachsen. Daher wusste dieser auch wovon er sprach, wenn er sagte, dass sie gerne von sich erzählte, denn wenn er einen Nachmittag bei ihr verbracht hatte (was nicht selten vorgekommen war), dann bestand er nur daraus, dass er vor einer Porzellanschale gesessen hatte, die bis zum Rand gefüllt mir Süßigkeiten gewesen war, während Frau Im ihn ununterbrochen ein Kotelett ans Ohr gelabert hatte. Aber so waren ältere Frauen nunmal.

Also lief Jungkook wieder in die offene Küche, um Taehyung zu erklären, warum sie erst in circa einer Stunde weiter damit machen konnten Plätzchen auszustechen, denn er wollte keinesfalls die Chance verpassen sich mal wieder mit seinen Nachbarn unterhalten zu können, vor allem nicht bei Frau Im.

Taehyung verstand sein Anliegen und akzeptierte seine Entscheidung, mit der Bedingung, er würde ebenfalls beim Schneeschieben helfen dürfen, was Jungkook nur all zu gerne annahm. Er würde wohl alles tuen, um noch einmal mit Omi sprechen zu können, bevor der Tod sie vielleicht bald eingeholt haben würden.

So zupften sie die fertigen Plätzchen noch vom Backpapier, legten sie in die Dose und stellen den rohen Teig wieder in den Kühlschrank, bevor sie sich warme Jacken anzogen. Taehyung bekam Jungkooks zweite Jacke, die er eigentlich mit zu seinen Eltern genommen hatte, damit sie sie an seinen Cousin weitergeben konnten, der entsprechend seines Alters kleiner war als der Schwarzhaarige. Doch schien sie auch dem Älteren zu passen, was wohl daran lag, dass seine Schultern nicht so breit waren wie die Jungkooks und, dass er insgesamt schmächtiger war als sein Gegenüber.

Zusammen, eingepackt in Schal und Mütze, liefen die beiden jungen Männer über den Garten zu der Garage des Hauses, wo sie tatsächlich die zwei Schneeschieber fanden, mit denen sonst immer Jungkook und sein Vater auf der Straße geholfen hatten. Mit jeweils einem Schieber bewaffnet bahnten sie sich einen Weg zum Ende der Garage, wo sich das Tor befand, welches Jungkook kurzerhand hochfahren ließ, vergessend, wie viel Schnee davor lag. Somit fiel die dicke Schicht, die nun nicht mehr von dem Garagentor gehalten wurde, geradewegs in diese hinein, was den Jüngsten genervt zum Stöhnen brachte.

Er würde wohl erst einmal den Schnee wieder von dort wegschaufeln müssen, bevor er auf der Straße helfen könnte. Also beeilte er sich damit, Taehyung half ihm dabei, sodass sie nicht lange brachten und außerhalb des Gebäudes standen und so schnell wie möglich das Tor wieder runterließen, ehe die nächste Ladung drinnen gelegen hätte.

Mit einem Lächeln an Taehyung gerichtet, da dieser ziemlich nervös rüberkam, so wie er sich an den Holzstab seiner Schaufel klammerte, lief der Schwarzhaarige dann auch um das Auto seiner Mutter herum, auf die Straße zu, was folglich die Blicke aller auf ihn zog.

Sie schienen verwundert, dass Jungkook sich nun wieder in seinem Elternhaus aufhielt und dann auch noch mit diesem Jungen, den manchen sogar bekannt vorkamen. Seine ehemaligen Nachbarn begrüßten sie allerdings sehr freundlich, ehe sie wieder weitermachten mit ihrer freiwilligen Arbeit. Nicht weil sie Jungkook nicht mochten und ihn daher nicht in ein Gespräch verwickeln wollten, sondern weil jeder wusste, dass das erste Gespräch immer Frau Im gewährt sein würde. Und so war es auch heute.

Denn die alte Dame, strahlte vor Freude, als sie ihren Enkelsohn erblickte und winkte ihn gleich zu sich, was dieser nachging, Taehyung dabei immer an seiner Seite.

„Oh Jungkook, ich freue mich ja so sehr dich zu sehen, Junge", kam es als erstes aus Frau Im, die mit ihren faltigen und leicht zitternden Hände nach denen des Schwarzhaarigen griff, der ihr erfreutes Lächeln nur erwidern konnte. „Ich dich auch Omi, ich dich auch", entgegnete er und wollte gerade fragen, wie es ihr denn ging, als sie ihm zuvor kam: „Wer ist denn der junge, hübsche Mann da neben dir?"

Frau Ims Blick hatte sich auf den braunhaarigen Jungen neben Jungkook gerichtet, dessen Wangen einen leichten Rotschimmer annahmen, was die ältere Frau wieder nur zum schmunzeln brachte.

Der Blick des Schwarzhaarigen richtete sich nun ebenfalls auf ihn und auch auf seinen Lippen bildete sich ein kleines Lächeln. „Das ist... Taehyung", erklärte er, sodass dieser nun ihn ansah.

„Taehyung also... Dein Freund? Ich wusste doch immer, dass du schwul bist", meinte Frau Im dann auf einmal geradewegs heraus und ließ somit beide jungen Männer leicht zusammen zucken, da sie für einen kurzen Moment in den Augen ihres Gegenübers gefangen gewesen waren, bevor sie die Frau erschrocken ansahen.

Sein Freund? Nein. Leider. Jungkook würde nun liebend gern sagen, dass sie richtig lag, aber das tat sie nicht und das betrübte ihn. 

„N-Nein, er ist nur ein... Freund von mir. Nicht mein Freund."

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Ein etwas längeres Kapitel nach so vielen kurzen.

Ich wünsche euch einen guten Rutsch ins neue Jahr :)

Snow Flower ⚣𝗄𝗈𝗈𝗄𝗍𝖺𝖾Where stories live. Discover now