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Nervös vergrub Jungkook seine schwitzigen Finger in den flauschigen Stoff des Pullovers, den er in seinen Händen hielt und nun an ihnen zu kleben schien.

Er hatte ihn gerade erst aus seinem Koffer gezogen, weil er sich dazu entschieden hatte die Chance zu ergreifen und Snow Flower anzusprechen. Wann würde er ihn denn jemals wieder ansprechen können und dabei einen plausiblen Grund haben?

Egal wie viel Angst er davor hatte, wie sehr sein Inneres gerade unwohl kribbelte, er hatte vor gehabt zu ihm zu gehen.

Hatte.

Denn nun war der Zeitpunkt gekommen, an dem er vor die Tür treten musste, um seinen Plan durchzuführen, doch er konnte nicht, er traute sich nicht. Er schien zu explodieren. Sein Kopf war voller Ereignisse, von denen er hoffte, sie würden nie eintreten und er würde am liebsten alles tuen, um sich wirklich sicher zu gehen, dass sie es nie würden.

Daher war er nun auch wieder kurz davor nach oben zu rennen und den Pullover zurück in seinen Koffer zu stopfen, um sich dann frustriert aufs das Bett zu schmeißen, das früher mal ihm gehört hatte.

Er wollte Snow Flower nicht frieren sehen, aber genauso wenig wollte er enttäuscht werden. Dabei wäre er genauso frustriert, sollte er seine Chance nicht ergreifen. Das wusste er. Spätestens am heutigen Abend würde er so viel weinen, dass seine Augäpfel aus ihren Höhlen geschwommen kämen, bevor er sich dann selbst in die Hölle geschickt hätte. Er wollte ihn so sehr sprechen hören, seinen echten Namen wissen und ihn lieben dürfen, aber seine Angst wollte ihn daran hindern.

Jedoch konnte sie es dann doch nicht, denn als der Zwanzigjährige ein letztes Mal aus der großen Scheiben blickte und sah, wie der junge Mann versuchte seine Arme durch das Reiben mit seinen Händen zu wärmen, überwog sein Helferinstinkt und somit schnappte er sich seine Winterjacke von Haken, zog sie sich über, genauso wie seine Schuhe, bevor er noch einmal tief durchatmete und mit schwitziger Hand nach der Türklinke griff.

„Du schaffst das", war das einzige, was er noch zu sich selbst sprach, bevor er die Tür öffnete und ihm gleich die Kälte von draußen gegen das Gesicht und die Beine strömte und ihn kurz zusammenzucken ließ. Er hatte nicht damit gerechnet, dass es so kalt war.

Doch wirklich darauf achten, dass seine Ohren schon vom Frieren schmerzten, tat er nicht, denn sein Blick fiel geradewegs auf den Braunhaarigen, nachdem er den Eingang geöffnet hatte und somit nach draußen treten konnte.

Dieser blickte hoch in den zugezogenen Himmel, so wie jedes Jahr und trug dabei sein so makelloses Lächeln auf den Lippen, dass Jungkook sich ihm am liebsten gleich hingegeben hätte. Die Hände des jungen Mannes hatten sich weiterhin um sich selbst geschlungen, womit er wohl versuchte seinen Körper mit Wärme zu bedienen, die er mit Reiben und der entstehenden Energie versuchte zu erzeugen. Doch schien dies für ihn keinesfalls im Vordergrund zu stehen, ganz anders, als der Fakt, dass es am schneien war und wahrscheinlich hatte dies auch einen tieferen Grund, den den Braunhaarigen dazu veranlagte, jedes Jahr auf's Neue dort zu stehen und in den Himmel zu blicken. Und Jungkook wollte es wissen. Was war der Grund? War es ein Brauch, von dem Jungkook noch nie gehört hatte? Oder gab es einfach keinen tiefere Bedeutung und der Junge mochte es einfach nur dem Schnee beim Fallen zuzusehen? Aber warum sollte er dann ausgerechnet hier hinkommen, wenn er es auch vor seinem eigenen Haus tuen könnte? Denn wohnen tat er nicht hier in der Nähe, das hatte der Zwanzigjährige schon mit sieben Jahren festgestellt.

Wiedermal musste Jungkook bemerkten, wie wunderschön Snow Flower überhaupt war, noch schöner, seit Jungkook ihn ohne einer Scheibe zwischen ihnen bewundern konnte und er raubte ihm beinahe den Atem. Seine braunen Haare lagen lockig und bis zur Stirn reichend auf seinem Kopf, ließen manche Schneeflocken sich in ihnen verfangen und weiße Flecken bilden lassen. Seine Haut war makellos hell und schien sich fast gar nicht vom weißen, schneebedeckten Hintergrund abzuheben, ließ allerdings die leichte Röte um seiner Nase nur noch deutlicher zuerkennen geben, die sich auf Grund der niedrigen Temperaturen und der dadurch erhöhte Blutversorgung, dort gebildet hatte. Jungkook konnte sich gar nicht vorstellen, wie überwältigend er vom Nahen nur aussehen musste.

Als der Zwanzigjährige aus seiner Trance erwacht war und ihm wieder der Grund einfiel, warum er überhaupt vor die Tür getreten war, fingen seine Beine auf einmal an zu zittern und seie Knie wurden weich wie Butter, dass sie drohten einzuknicken und ihn fallen ließen. Doch er konnte sich gerade noch rechtzeitig am Türrahmen festhalten und keuchte nur erschrocken, bei dem Gedanken daran, vor seiner großen Liebe mit dem Gesicht voran in den weißen Schnee gefallen zu wären. Dann hätte er seinen Traum, in der er mit Snow Flower zusammenlebte, endgültig zerstören können. Wer würde denn schon mit einem so weichlichem Jungen zusammensein wollen? Erstrecht, wenn dieser sonst den perfekten Top abgab. Aber was redete er sich da bloß ein? Der Braunhaarige hätte ihn wahrscheinlich nicht einmal Beachtung geschenkt.

Jungkook schluckte. Sollte er vielleicht doch wieder umdrehen und die Tür schließen? Nein. Er hatte sich nun schon bis hierhin getraut, dann würde er ihn auch noch den Pullover anbieten können.

Also atmete er ein letztes Mal tief durch und trat dann auch schon einen Schritt nach vorne, gefolgt von weiteren.

Sein Herz klopfte wie wild gegen Jungkooks Brustkorb, seine Finger krallten sich in den weichen Stoff des Pullovers und in seinem Hals bildete sich ein Klos, der ihn daran hindern würde mit normaler Stimme zu sprechen, wenn er bei dem Jungen angekommen sein würde.

Jedoch musste er überhaupt nicht seine Stimme erheben, um den Braunhaarigen auf sich aufmerksam zu machen, denn dieser hatte ihn schon viel früher bemerkt, legte nun seinen Blick auf den Zwanzigjährigen, der so tief zu gehen schien, dass dieser für einen kurzen Moment auf der Stelle stehen blieb und seinen Blick lediglich erwiderte. Am liebsten hätte er ihm jetzt einfach nur noch seinen Pullover in die Hand gedrückt und wäre wieder zurück in das warme Haus seiner Eltern gerannt, jedoch wollte er nicht unhöflich sein, vor allem nicht bei Snow Flower.

Also wollte er gerade seinen Mund öffnen und einfache Worte, wie Hey, dir scheint es kalt zu sein. Ich wollte dir daher einen Pullover bringen über seine Lippen kommen lassen, jedoch kam sein Gegenüber ihm da schon zuvor.

Mit leicht geweiteten, geröteten Augen, starrte er ihn an, bevor er seine Stimme erhob, die Jungkook auf Grund der Tiefe einen Schauer über den Rücken laufen ließ.

„H-Hat sie dich geschickt?"

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Heyy, ich hoffe euch gefällt die Story bis jetzt :)

Ich werde übers Wochenende nicht zuhause sein und da ich keine Mobile Daten habe, kann ich nicht versichern, dass morgen ein Kapitel kommt. Wenn nicht, dann kommen Sonntag zwei ;)

Snow Flower ⚣𝗄𝗈𝗈𝗄𝗍𝖺𝖾Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt