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Jungkook konnte sich nicht daran erinnern jemals so glücklich gewesen zu sein, wie in diesem Moment, wo er dem Älteren dabei zusah, wie er mit strahlenden Augen auf dem Schlitten saß und sich in seiner Umgebung umsah, durch die der Schwarzhaarige ihn zog. Sein kastenförmiges Lächeln war wie eingemeißelt und ließ das Herz des Jüngeren wie wild schlagen, dass dieser seinen Blick gar nicht mehr abwenden konnte.

Er sah so friedlich aus, so makellos, als wäre er ein Geschöpf des Himmels, jemand den man nur aus Träumen kannte. Aber Jungkook durfte ihn in der realen Welt begegnen. Ihn lächeln und weinen sehen. Es war, als kannte er ihn schon seit Ewigkeiten, als wären sie zusammen groß geworden. Und zum Teil war ja sogar etwas an dieser Aussage dran. Jungkook hatte Taehyung seit er sechs Jahre alt war beobachtet, ihn Snow Flower genannt und nur wegen ihm, jeden Sommer darauf gewartet, dass es bald wieder schneien würde.

„Soll ich dich auch 'mal ziehen? Dann kannst du dich etwas entspannen, schließlich hast du mich jetzt schon ein ganzes Stück gezogen, dir muss langsam die Kraft ausgehen", kam es dann auf einmal von dem Älteren, was Jungkooks Herz so doll zum rasen brachte, dass dieser schon Angst hatte, es würde ihm aus seiner Brust springen. Wie konnte man nur so sozial sein und dabei auch noch so unfassbar süß? Er hatte es schwer nicht auf ihn loszugeben, um ihn dann durchzuknuddeln.

Und trotzdem musste er das Angebot abschlagen. Er wollte nicht, dass Taehyung ihn zog. Zwar hatte dieser recht und die letzten paar Meter hatte er immer deutlicher den Schmerz in seinen Armen und Beinen gespürt, aber er wollte nicht schwach dastehen und zudem sollte der Braunhaarige es weiterhin genießen, gezogen zu werden und nicht diesen Schmerz spüren zu müssen.

„Nein, Nein. Alles gut. Ist ja auch nicht mehr so weit bis wir angekommen. Die letzten Meter kann ich dich auch noch ziehen", entgegnete er und wollte das Seil des Schlitten wieder fester um seine Hand wickeln, damit er den Älteren besser hinter sich her ziehen konnte, als dieser aufstand und neben Jungkook trat.

„Ich möchte dich trotzdem ziehen. Auch wenn es nur noch ein paar Meter sind", meinte er, entnahm dem Schwarzhaarigen die Kordel, bevor er ihn auf den Schlitten hinunter drückte, sodass dieser sich geschlagen an dem Holz hinter sich abstützte und seine Umgebung beobachtete. Oder eher beobachtete er Taehyung, der nun vor ihm lief und wiedermal atemberaubend schön aussah. Und das obwohl Jungkook ihn nur von hinten sah.

Es dauerte nicht mehr lange, da kamen sie an dem Wald an, der auf einem Hügel lag, an dem sie vor hatten hinunter zu fahren.

Als sie vor ihm zum stehen kamen, stieg Jungkook von dem Schlitten, damit sie es leichter haben würden, ihn hoch zu ziehen und stellte sich neben den Älteren, der nur lächeln konnte, während er daran dachte, kurz davor zu sein, das zu tuen, worauf er sich schon so lange gefreut hatte.

Somit liefen die beiden den Waldweg so lange hinauf, bis sie auf eine Weggabelung trafen und sich dazu entschieden von dort aus wieder mit dem Schlitten hinunter zu fahren.

„Möchtest du alleine fahren oder-" „Nein! Natürlich fährst du mit. Was für eine Frage!", unterbrach Taehyung den Jüngeren, bevor er ihn hinter sich auf den Schlitten zog.

Dessen Bauch kribbelte, als er dann auch noch vom Braunhaarigen dazu aufgefordert wurde seine Arme um dessen Hüfte zu legen, damit er auch ja nicht runterfallen würde. Er konnte förmlich spüren, wie dünn sie war und wenn Jungkook ehrlich war, dann machte ihn dieser Fakt ziemlich verrückt.

„Auf drei fahren wir los, okay?", kam es von Taehyung, der die Kordel in seinen Händen hielt, mit denen er sich in die Latten des Schlittens krallte.

Als Antwort bekam er ein Nicken, dass er an seiner Schulter hatte spüren können, sodass sich nur wiedermal ein Lächeln auf seine Lippen schlich.

„Eins... Zwei... DREI!", mit einem kräftigen Stoß ihrer Füße fuhr der Schlitten los, den Hügel hinunter, von Taehyung geschickt zwischen den Bäumen hindurch manövriert, bis sie auch schon das Ende des Weges erblicken konnten und sich darauf gefasst machten, stoppen zu müssen, um nicht auch noch auf die Straße zu brettern, wo sie dann wohl möglich von einem Auto erfasst werden würden.

Glücklicherweise gelang ihnen auch ein Stop, jedoch in einer anderen Art und Wiese, wie sie es sich erdacht hatten. Denn Taehyung legte eine scharfe Kurve ein, sodass beide Männer seitwärts vom Schlitten, direkt in den kalten Schnee.

Jungkook war der erste, der sich aufrappelte, um der Kälte zu entfliehen, was kein Wunder war, denn er war derjenige gewesen, der geradewegs mit seinem Gesicht im weißen Schnee gesteckt hatte. Und so stützte er sich auf, musste dann aber feststellen, dass er sich genau über Taehyung befand, der ihn nun ebenfalls ansah.

Seine dunkelbraunen Augen, die einen deutlichen Kontrast zu ihrer Umgebung bildeten und die ihn nun mit so einem Glanz zu durchbohren schienen, dass sein Herz nicht aufhören konnte so unfassbar schnell zu schlagen.

Diese makellose Haut, sein braunes Haar, in dem sich weiße Schneeflocken verfangen hatten. Jungkook konnte nicht aufhören darüber zu staunen, wie wunderschön er doch eigentlich war.

Aber länger konnte er gar nicht mehr darüber nachdenken, da spürte er auf einmal zwei kalte Hände in seinem Nacken und nur kurz darauf ein raues Lippenpaar auf das seine, sodass sein Herz beinahe explodierte.

Snow Flower ⚣𝗄𝗈𝗈𝗄𝗍𝖺𝖾Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt