Kapitel 20

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Seufzend blickt Killian aus dem Fenster und trauert der schönen Zeit nach. Der Urlaub ist vorbei und sie müssen sich wieder der Realität stellen. Also kein schöner Sex im Whirlpool, nachdem man Skifahren war. Kein riesiges Eisbuffet oder ein Nicolas, der vor Begeisterung fast platzt, als Killian zum ersten Mal mit ihm einen Hang hinuntergefahren ist.

Nein, das ist alles vorbei. Jeder Urlaub hat leider ein Ende.

Und nun sind sie im Flugzeug auf dem Heimweg. Es ist ganz ruhig im Abteil bei ihnen und zusammen liegen sie in einem der aufgebauten Betten. Dabei muss Killian sagen, er schätzt die erste Klasse gerade umso mehr, da er sich nicht ausmalen möchte, wie es wohl ist unten in einem der Sitze jetzt nun zu versuchen den Schlaf zu finden.

Nein, da ist es hier mit seinem Nicolas besser. Dieser schläft bereits und sanft kann Killian seinen Atem in seinem Nacken spüren, während er sich mit dem Rücken etwas weiter an Nicolas' Brust kuschelt und die Decke höher zieht. Er kann nicht schlafen. Sein Blick gleitet lieber aus dem Fenster, während sein Kopf den eigenen Gedanken nachhängt.

Das ganze Drama, was sich momentan bei ihnen zu Hause abspielt, konnte er für zwei Wochen perfekt vergessen. Aber nun?

Nun wird ihm wieder bewusst, was eigentlich passiert ist. Dass er eine Mutter hat, zu der die Erinnerungen wieder hochkommen.

Er schließt die Augen und seufzt leise, während er Nicolas Hand ergreift, die entspannt auf seinem Arm lag.

Er weiß Dinge, wie zum Beispiel, dass es sonntags immer Nudeln gab. Nudeln mit Tomatensoße. Bis heute sein Lieblingsessen. Er kann sich daran erinnern, wie er einmal in Kinderjahren aus einem Schuhgeschäft heimlich einen Schuhanstecker der Rosa glitzert mitgehen lassen hat, seine Mutter dies aber herausfand und mit ihm diesen zurückbrachte. Er kann sich daran erinnern, wie er immer auf dem Toilettendeckel saß und seine Mutter sein damals noch teilweise lockiges Haar schnitt. Wie er es immer von der Nase pustete, weil es gejuckt hat...

Tief atmet er ein. Er hat nicht sonderlich viele Erinnerungen aber einprägsame. Warum hat sie ihn weggegeben? Warum war er nicht gut genug? Warum wollte sie liebe neue Kinder wie diese kleinen Mädchen? Sie sind sehr niedlich. Sicher viel niedlicher als er damals...
Gracie, ein wahrer Engel...

Das Mädchen ist wunderbar. Killian schämt sich dafür, den Neid aufkommen zu lassen...
Sie ist doch nur ein Kind und kann nichts dafür. Sie hat ein tolles Leben. Mit großer Familie, die immer hinter ihr stehen wird. Killian hatte so etwas nie und dachte, es ist so vorbestimmt, dass er allein ist. Wobei das nicht stimmt. Er ist nicht allein.
Er hat seine 'Geschwister' und nun Nicolas. Ein Mann, den er manchmal glaubt, nicht verdient zu haben.

Mit leichtem Lächeln dreht er sich in seinen Armen und kuschelt sich an die Brust des Größeren. Er legt den Kopf auf diese und lauscht dem Herzschlag.

Das ist es, woran Killian glauben sollte. Wahre Liebe, die nicht durch Blutsbande erzwungen wird.

Diese Familie daheim. Die kennt er nicht. Die bedeutet ihm nichts. Zu dieser durfte er nicht gehören, was nicht die Schuld der tollen Mitglieder ist, aber dennoch sind sie Fremde.

Aber auch Fremde können enge Vertraute werden, piepst eine kleine Stimme in seinem Kopf, sodass er genervt stöhnt.

Es macht keinen Sinn sich Gedanken zu machen.

Es ist unnötig, da es eh nichts werden wird. Wenn er Glück hat, muss er ihnen nie wieder begegnen. Wollen tut er dies erst recht nicht. Als die Panikattacke aufkam, hatte er eine derartige Angst und das Gefühl zu ersticken, was er keinesfalls wieder erfahren will.

Doch wird es schwer darum zu kommen, auf die Familie zu treffen. Schließlich heiratet Nicolas' Vater die Schwester seiner Mutter. Also seine Tante. Was macht das dann Nicolas für ihn?

Something Special (BoyxBoy)Where stories live. Discover now