Prolog

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Mit schweren Schritten bahnte er sich seinen Weg durch die sterilen Gänge. Seinen Blick stur auf die nur noch wenige Meter von ihm entfernte Tür gerichtet, wich jeder der mit einer Waffe geschulterten Männer zur Seite und ließ den komplett schwarz gekleideten Mann passieren.

Vor der Tür blieb er stehen. Er neigte seinen Kopf mit einem Knacken nach links und anschließend nach rechts, straffte seine Schultern und hob einen seiner Mundwinkel. Rasch zog er seine Karte durch den Schlitz und Sekunden später öffnete sich die metallische Tür mit einem lauten Zischen.

Blitzartig schoss der Kopf des schwarzhaarigen Jungen, der inmitten von Soldaten an einem einsam stehenden Tisch saß, in die Höhe und seine Augen verengten sich bei dem Anblick des nun durch die Türe tretenden Mannes. Dessen Mundwinkel hob sich bei dem Anblick, der sich ihm bot, noch ein wenig mehr und mit eleganten Schritten begab er sich zu seinem Stuhl.

„Minho, mein Lieber", erhob er das Wort. Seine Stimme kratzte ein wenig von all den lautstarken Unterhaltungen, die er in seinem Leben schon geführt hatte, doch das beeindruckte den 13-jährigen Jungen nicht. Sein Kiefer verspannte sich bei den Worten des Mannes und die Pulsschlagadern an seinem Hals pochten gefährlich weit heraus. Er hasste ihn. Abgrundtief.

„Ich habe dir etwas mitgebracht." Unbeirrt fuhr dieser fort und nickte einem bewaffneten Mann hinter ihm auffordernd zu.

„Schau dir das hier mal an", sprach er zu dem Jüngeren, als vor ihm ein Tablet abgelegt wurde, auf dessen Bildschirm das Gesicht eines blonden Mädchens erschien. Der koreanische Junge weigerte sich zuerst, dem Befehl nachzukommen, doch dann erinnerte er sich selbst an die etlichen Male, in denen er schon Widerstand gezeigt hatte und an all die Bestrafungen, die dieser immer mit sich gezogen hatte. Mit zusammengekniffenen Augen blickte er also herab und betrachtete das Bild des jungen Mädchens.

„Ich glaube, er ist verwirrt", ertönte die hohe Stimme eines braunhaarigen Jungen hinter der einseitig verspiegelten Glasscheibe, die eine der Wände des Raums bildete, in dem sich Minho gerade verschiedene Mädchen ansah. Manche von ihnen kannte er bereits, andere wiederum nicht. „Vielleicht sollten wir ihm erklären, was wir vorhaben."

Die blonde Frau, deren Haare zu einem straffen Dutt zusammengebunden waren und die im Gegensatz zu dem Mann komplett weiß gekleidet war, antwortete dem Jungen neben sich, der ihr seinen Kopf fragend zugewandt hatte, ohne den Blick von den zwei Anderen abzuwenden: „Das sollten wir nicht, Thomas. Er würde sich nur versteifen."

Für einen klitzekleinen Moment wollte er widersprechen, doch dann erinnerte auch er sich daran, was dies zur Folge hätte und verwarf diesen Gedanken schnell wieder. Er wandte sein Gesicht also wieder dem Geschehen in dem anderen Raum zu und beobachtete stumm, wie sich der schwarzhaarige Junge durch eine Reihe von Mädchen klickte.

***

Nicht lange danach saß eben jenes blondes Mädchen, das Minho zuerst aufgeführt bekommen hatte, in demselben Raum und demselben Mann gegenüber.

„Jane", grinste dieser das verängstigte Mädchen vor ihm an, doch sie konnte sich nicht dazu überwinden, ihm in die Augen zu blicken. „Ich habe hier jemanden für dich. Er wird dir sicherlich ausreichen."

Dreimal klopfte der schwarze Mann mit seinem Mittelfinger auf das elektronische Gerät und die Kleine mit den brustlangen Haaren nahm all ihren Mut zusammen, um aufzublicken. Mit einem Mal wurden ihre Augen groß und ihre unzähligen scheuen Gedanken wichen nur einem einzigen: Newt. Ihre honigfarbenen Augen huschten immer wieder von ihrem linken Handgelenk zu dem Foto des blonden Jungen, der mit zusammengekniffenen Augen grimmig in die Kamera blickte, wodurch sich seine Zornesfalte noch deutlicher abzeichnete. Das 14-jährige Mädchen griff nach ihrem Handgelenk und ließ ihre Fingerspitzen langsam über die dünnen Schnüre fahren, die sich in präzise geflochtenen Strängen um ihren Arm schlangen.

The WCKD Game • Running Nights || minho; tmrNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ