11. Kapitel

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If You Want Love - NF

»Das ist Probant A7.«

Als wir an diesem Abend gerade rechtzeitig wieder zu der Lichtung zurückkehrten, ging es mir mieserabel. Ich war nicht nur körperlich erschöpft, sondern fühlte mich noch immer unglaublich schlecht wegen allem, was ich gesagt hatte.

Ich hatte jedoch nicht die Gelegenheit, mich zurückzuziehen, denn noch bevor ich mich von der Gruppe entfernen konnte, rief Minho mich zurück.

„Wir sind noch nicht fertig", meinte er, einen verschwörerischen Blick aufsetzend, und ich runzelte verwirrt die Stirn, folgte den anderen jedoch, auch wenn ich eigentlich lieber verschnauft und etwas gegessen hätte. Zielstrebig liefen sie über die Lichtung, an den Schlafhütten und dem Aussichtsturm vorbei hinüber bis zum Waldrand, an dem eine einzelne Hütte stand, die vom Aussehen her den anderen bis aufs Detail glich.

„Die Kartenzeichnerhütte", informierte Minho mich, sie war mir vorher schon aufgefallen, vor allem, weil vor der Tür ein großer Stein, um den ein dickes Seil gebunden worden war, lag. Ohne zu zögern schritt Minho um die Hausecke und ich spähte ihm hinterher, nun doch neugierig geworden, was er tat. Gerade so konnte ich erkennen, wie er ein geheimes Fach öffnete und ein Seil daraus hevorzog, das wohl das andere Ende dessen sein musste, welches den Stein umfasste, weil dieser sich anhob, als Minho daran zog. Letztendlich knotete er es um einen der Holzpfeiler, die das Dach der Hütte stützten und kam wieder zu uns zurück. Indem er sich sich selbst als Türstopper verwendete, hielt er sie für uns andere offen. Ich blieb ebenfalls stehen, in der Hoffnung, er würde schon hineingehen, um näheren Kontakt mit ihm zu vermeiden, aber zu meinem Verdruss wartete er. „Willst du den ganzen Tag draußen stehenbleiben?"

Darauf bedacht, ihn weder zu berühren noch anzusehen, schlüpfte ich an ihm vorbei hinein in den Raum, der nicht erleuchtet wurde und deshalb so dunkel war, dass ich bis auf den Eingangsbereich kaum etwas erkennen konnte. Schmerzlich wurde mir bewusst, wie viel freundlicher Minho geworden war, seit wir geredet hatten.

„Nur wenige haben Zutritt zu diesem Raum", erklärte er mir, während er in der Finsternis verschwand. Ich lauschte auf seine Schritte und kurz darauf erhellte der flackernde Schein einer Fackel das hölzerne Zimmer. Ich konnte mich zum ersten Mal umsehen.

Das Erste, worauf mein Blick fiel, war ein großer, kreisrunder Tisch, der das Zentrum der Hütte bildete. Er war komplett zugestellt mit kleinen Holzstücken, die für mich erst keinen Sinn ergaben, bei genauerer Betrachtung allerdings ein Muster bildeten, das mir nur allzu bekannt vorkam.

„Das Labyrinth!" Vor Überraschung weiteten sich meine Augen und ich eilte näher herbei, um das sorgfältig gebastelte Modell genauer zu begutachten. Selbst die quadratische Mitte hatten sie dargestellt. Kleine Moosbüschel deuteten Wald und Wiese an, während der Freiraum sich in der exakten Form des Flusses durch die Lichtung hindurchzog. Die vier Tore waren jeweils in der Mitte einer Seite platziert, worauf die ersten Gänge starteten, sich erst in einem Viereck um die Lichtung herumwanden und schließlich kreisförmiger wurden, bis der Tisch sein Ende fand.

Ich spürte, dass jemand hinter mich getreten war. Aus dem Augenwinkel erspähte ich Minho, der einen Blick über meine Schulter warf. „Du hast es erfasst."

Er fuhr mit dem Finger die Wände nach, bei denen das Labyrinth begann, sich von eckig auf rund umzustellen. „Das hier ist die Grenze zur äußeren Schicht", erläuterte er. Sein rechter Zeigefinger blieb über einem Punkt stehen, der für mich nicht anders als alle anderen aussah. „Hier waren wir heute."

Die Hütte war nicht sonderlich groß und vor allem ziemlich vollgestellt mit mehreren Holztruhen. Jack und Ben knieten auf dem Boden, die Arme auf eine der Truhen abgestützt und jeder eiFederkiel in der Hand, mit dem sie sorgfältig zeichneten. Beide hatten Kerzen vor sich aufgestellt, um besseres Licht zu haben.

The WCKD Game • Running Nights || minho; tmrWhere stories live. Discover now