Kapitel 3

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In Gedanken versunken trottete die silberne Drachin durch den kahlen Wald. Sie zog die riesigen Schwingen ein, als sie zwischen zwei nah beieinander stehenden Eichen hindurchlief, doch trotzdem stieß sie mit einem ihrer Flügelspitzen an einen Ast. Schnee rieselte auf ihren Rücken, doch durch ihre festen Schuppen spürte sie es kaum.

Das Kaninchen, dass Skyla im Maul trug, war mager und das Fell war matt, und die Echse hoffte, dass wenigstens eines der Stammesmitglieder satt wurde. Sie überlegte noch einmal. Zwei der Drachen würden die Beute am ehesten brauchen: Heather, die relativ mager, und Black, der schon alt und schwach war. Skyla war sich sicher, dass Black darauf bestehen würde, dass die silberne Drachin mit dem rosafarbenen Schimmer das Kaninchen essen sollte, doch Skyla konnte sich damit nicht zufriedengeben.

Sie drehte ihre empfindlichen Ohren und öffnete ihr Maul, um die Gerüche in der Umgebung besser wahrnehmen zu können. Ganz leise, so dass man es fast nicht mehr hören konnte, bemerkte die Drachin ein Geräusch, dass von dem Knabbern eines Rehs zeugte. Sie schaute nach links und entdeckte ein großes, braunes Reh, dass unaufmerksam an einem der raren Blätter kaute, die schon aus den Ästen sprossen. Skyla legte das Kaninchen zwischen die Wurzeln einer großen Buche und merkte sich die Stelle. Sie erhob sich in die Luft, in dem sie sprang und in der Luft ihre Flügel ausbreitete, und schwang sich hinauf in den Himmel.

Lautlos glitt sie über die Baumwipfel, bis sie genau über der Beute schwebte. Als die Drachin den Boden mit ihrem Schatten verdunkelte, sah das Säugetier verwundert auf. Das Reh blökte erschrocken und sprintete panisch davon. Doch Skyla flog mit gemächlichen Flügelschlägen hinter ihrem Ziel her, bis sie auf einmal blitzschnell herunterstieß und  ihre Flügel anlegte. Im Sturzflug stieß sie hinunter und wich geschickt den Baumstämmen aus. Die Drachin bremste ab und stieß ihre Krallen in das warme Fleisch der Beute.

Durch das Gewicht der Echse wurde das Reh zu Boden gedrückt und brach sofort zusammen. Mit einem gekonnten Biss in die Kehle erledigte sie den Säuger. Das heiße Blut floss in den Schnee, der augenblicklich schmolz und eine rote Pfütze um das Tier erschuf. Skylas Klauen waren mit Blut bedeckt, und genüsslich leckte sie sich ab. Als sie fertig war, stand sie auf und grub die Zähne in ihren Fang.

In einem schnellen Trab lief die Drachin zurück in Richtung der Buche, unter der sie das Kaninchen vergraben hatte. Da das Reh im Vergleich zu den riesigen Flugechsen nicht sonderlich groß war, konnte Skyla das Kaninchen mit Leichtigkeit noch tragen. Nun trabte sie gemächlich in Richtung ihres Lagers.


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Dragonhearted - die sechs KristalleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt