Kapitel 11

33 8 3
                                    

Onyx ließ das Gejagte fallen und sprang wütend auf die nicht darauf vorbereitete Drachin zu. Skyla wurde vom Gewicht des Weißen auf den Boden gedrückt und wie bei ihrem ersten Aufeinandertreffen bohrte er seine goldenen Krallen tief in ihr Fleisch. Er beugte sich zu ihr und knurrte: "Was machst du hier?" Aber die Silberne bekam keine Luft und konnte nicht antworten. Währenddessen stand Arkady zu überrascht, um etwas zu tun, neben den Beiden, und Evil versuchte vergebens Onyx abzulenken, indem sie ihm ins Hinterbein biss.

Skyla sammelte ihre Kraft und warf den Anführer des Blutstamms von sich. Fauchend stand Onyx ihr nun gegenüber. Trotzdem ließ sie sich nicht aus der Ruhe bringen und beantwortete seine Frage. "Ich möchte dich etwas fragen, Onyx." 

Abfällig schnaubte der weiße Drache. "Und das wäre?" Immer noch kampfbereit finf Skyla an zu erzählen. "Wir wollen die fünf Völker wieder zusammenführen. Wir suchen die Kristalle der Elemente. Als erstes wollen wir den Pflanzenkristall bekommen. Dafür müssen wir die Heilerstämme besuchen. Deine Tochter" ,Skyla warf einen freundlichen Blick auf Scolly, "hat mich aber nach Nachfrage hier in euer Lager geführt."

"So so...Scolly. Was hast du dir dabei gedacht?", fragte Onyx extrem ruhig. Man sah ihm an, dass er sich zusammenreißen musste, um nicht laut zu werden. Seine Tochter legte entschuldigend die Ohren an und schaute auf den Boden. "Tut mir leid, Dad. Sie hatten mir gesagt, dass sie mit dir reden wollen." Dann verzog sie sich und rann mit gesenktem Kopf aus der Senke. Der weiße Drache wandte sich wieder Skyla zu. "Und warum seid ihr jetzt hier? Die Heilerstämme findest du hier bestimmt nicht."

"Wir haben uns gedacht, dass der Feuerkristall vielleicht hier sein könnte. Und dass ihr noch etwas darüber wisst."

Arkady schüttelte verwirrt den Kopf. "Wir wissen von den anderen Stämmen und den ehemaligen Völkern. Und auch von den Kristallen. Aber-"

Onyx unterbrach sie. "Der Feuerkristall ist meines Wissens nach nicht in unserem Besitz." Die Silberne legte verwirrt den Kopf schief. Wo ist der dann? Wenn der Rubin nicht bei einem der Stämme ist, muss er bestimmt verschollen sein. Wie sollen wir ihn jemals finden?  Skylas Gedanken überschlugen sich. Dann räusperte sie sich und schaute Onyx in die goldenen Augen. "Wir werden jetzt wieder gehen. Ihr könnt uns ja nicht weiterhelfen. Kommst du, Evil?" Die dunkelgraue, junge Drachin stand daraufhin auf und breitete ihre violetten Flügel aus. Sie erhob sich mehr oder weniger elegant in die Luft und wartete, während Skyla sich noch kurz von  Arkady verabschiedete. "Es war echt schön, dich kennenzulernen.",  murmelte die Feuerfarbene. Die silberne Drachin erwiderte: "Ganz meinerseits. Vielen Dank, dass wir hier bleiben durften."

Skyla schlug mit den Schwingen und schraubte sich in den Himmel. Die Haut, die sich zwischen ihren Flügelknochen gespannt war, wurde von den Sonnenstrahlen durchschienen und färbte das Lager des Blutstammes in ein türkisfarbenes Licht. Evil war währenddessen schon langsam in Richtung Norden geglitten, sie bewegte ihre Flügel kaum sondern ließ sich von einer leichten Brise treiben. Die Silberne jagte ihrer Freundin hinterher und holte sie kurzerhand ein.

Noch immer konnte man die Lichtung sehen, auf der der Blutstamm hauste. Skyla blickte zurück. Den Flammenrubin hatten sie nicht gefunden. Noch nicht. Doch auf einmal sah sie eine helle Gestalt, gefolgte von einem orangenen Schatten, die schnell auf sie zujagte. Onyx? Arkady?, schoss es der Silbernen durch den Kopf. Sie rief ihrer Freundin zu, anzuhalten und die Beiden stoppten mitten in der Luft. Als sich die anderen zwei Drachen näherten, konnte Skyla tatsächlich den Anführer des Blutstammes und seine Gefährtin erkennen. Verwundert fragte Skyla den weißen Drachen, als dieser ihnen endlich gegenüber war: "Was wollt ihr? Wisst ihr doch wo der Kristall ist?" Hoffnungsvoll schaute auch Evil die Beiden an. Doch Onyx schüttelte den Kopf. 
"Wir haben uns entschieden mit euch zu kommen. Wir werden euch helfen, die Völker wieder zu vereinen." 

"Ach, auf einmal? Weshalb der plötzliche Umschwung?", kommentierte Evil spöttisch und ein wenig provokant klingend (Sorry Nighty! xD). Der weiße Drache antwortete gespielt hochnäsig: "Weil wir es uns anders überlegt haben. Und weil zwei junge Drachinnen ohne Kampferfahrung bestimmt nicht gegen die Gefahren ankommen, die sie erwarten werden." Skyla schnaubte. "Wer hat denn den großen Onyx schon zweimal fast besiegt? Mhhm?" Ihre Freundin kicherte leise und auch Arkady musste grinsen. Der Anführer des Blutstammes erwiderte hingegen nichts, sondern schlug vor, zu landen und weitere Pläne zu besprechen. Die drei Drachinnen stimmten zu und sie ließen sich in den Wald fallen. Kurz vor den höchsten Ästen breitete Skyla ihre Flügel aus und glitt die restliche Strecke bis zum Boden. Die Felshaufen, auf die sie sich legten, waren nordöstlich vom Lager des Blutstammes. Trotz der Sonne, die den Stein schon den ganzen Tag beschienen hatte, war dieser relativ kalt. 

Onyx und Arkady legten sich eng beieinander auf den größten Felsbrocken, um sich gegenseitig zu wärmen. Die feuerfarbene Drachin schmiegte ihren Kopf an Onyx' Hals und schnurrte leise, während es sich Skyla und Evil auf zwei der anderen Steine bequem machten. "Und was macht ihr mit Scolly? Kommt sie auch mit, oder lasst ihr sie alleine im Lager?", wollte die dunkelgraue Drachin ein wenig besorgt wissen. "Nein, Evil. Mach dir da keine Gedanken. Sie ist mit Flame, der auch bei uns im Stamm ist, im Lager. Er wird sich schon um unsere Tochter kümmern, nicht wahr, Onyx?" Dieser stimmte zu und murmelte etwas Unverständliches. 

 Beruhigt setzte sich Evil hin und legte den schmalen Kopf auf die Vorderpfoten. Dann löste sich Onyx von seiner Gefährtin und erhob die Stimme. "Ihr wollt also erst den Smaragd der Heiler suchen. Wisst ihr denn überhaupt, wo ihr ungefähr hinmüsst?" Skyla nickte und erzählte, was Heather ihnen geraten hatte. "So wie es aussieht leben die Heiler in einem dichten Wald. Nichts Vergleichliches mit dem, wo ihr lebt. Ich spreche von riesigen Bäumen, die mindestens dreimal so hoch sind wie die bei uns hier. Im Norden von dem ehemaligen Kriegerreich. Also in die Richtung hier." Sie deutete mit der Schwanzspitze vage in die Richtung, in die sie bis jetzt geflogen waren. "Und ihr seid euch sicher, dass der Feuerkristall nicht bei euch ist?", fragte Arkady noch einmal nach. "Relativ. Also unsere...naja...Ratgeber...haben uns zumindest nichts dergleichen erzählt.", erklärte Evil nachdenklich. "Aber es könnte natürlich sein, dass Heather und Black uns etwas verschwiegen haben..."

"Ich bezweifle das. Heather, oder wie sie heißt, hat euch ja schon so viele Hinweise gegeben. Da hätte sie euch so was Wichtiges sicherlich gesagt.", mischte sich Onyx ruhig in die Diskussion ein. Skyla war erstaunt. Ich wusste gar nicht, dass diese hochnäsige Echse mal nett sein kann...

Evil räusperte sich. "Wollen wir über Nacht noch hierbleiben? Es ist schon nach Mittag und wir haben noch nichts Ordentliches gegessen, Skyla." Diese schaute prüfend in den Himmel und blickte danach Arkady und Onyx an. Die Feuerfarbene nickte und da auch der weiße Drache keinen Einwand hatte, sprachen sie sich kurzerhand ab und zwei von ihnen gingen jagen. In diesem Fall waren es Onyx und die Silberne, da sie noch nicht wirklich müde oder erschöpft waren. 

Währenddessen diskutierten die anderen Beiden weiter über die Suche nach den Kristallen und über sonstigen Kram. Onyx rollte schon belustigt mit den Augen als sie die felsige Fläche verließen, denn Arkady schwärmte von dem Schimmern Evil's Schuppen (ist das deutsch?), während diese aufgeregt und mit weit aufgerissenen Augen von ihren nächtlichen Ausflügen und Mondbeobachtungen berichtete. 

Dann verschwand der weiße Drache im Gebüsch und Skyla folgte ihm. 


(1229 Wörter)

Dragonhearted - die sechs KristalleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt