Kapitel 23

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Skyla stellte sich neben den wutentbrannten Onyx, der die Fremden mit eiskalten, hasserfüllten Augen anblickte. "Gebt uns den Smaragd", flüsterte er. Er sagte es so ruhig und leise, dass es selbst Skyla kalt den Rücken herunterjagte (sagt man das so? xD). Obwohl er nur flüsterte, schien sie in diesem Moment den kompletten Raum auszufüllen, das Echo sprang in den Gängen von Wand zu Wand und verlor sich dort. 

Dass der Weiße so ruhig war, machte es fast noch schlimmer als würde er die fremde Drachin anschreien. Sein Gesicht war wie versteinert und sein Schwanz peitschte verärgert hin und her. Wie einschüchtern es auf sie wirken muss

Aber die Türkisene verzog keine Miene. 

Die gelbgrünen Flammen an den Wänden warfen verzerrte Schatten auf den verzierten Steinboden und verliehen Onyx einen schaurig grünen Schein.

"Ich werde einem Krieger doch nicht den Kristall der Heiler geben.", schnaubte sie und musterte den Anführer des Blutstammes, nachdem sie den Stein dem Drachen hinter ihr gegeben hatte. Nun drängte sich Tikani an Onyx vorbei auf die Fremde zu. "Ciara. Wir brauchen den Smaragd. Wir wollen die Völker retten." Die Heilerin blickte Ciara bittend an. Bitter lachend fragte Ciara: "Und wieso sollte ich dir das glauben?  Warum sollte ich nicht denken, dass sie dich erpressen?" Sie deutete mit einem Flügel auf die überraschte Evil, Arkady und Skyla. "Dass der Lilienstamm von ihnen ermordet wurde, damit du ihnen gehorchst? Unsere Stämme haben sich geschworen, den Smaragd mit allem zu beschützen was sie haben. Wieso? Wieso sollten wir den Kriegern, dem Volk, mit dem die Heiler schon immer auf den Tod verfeindet waren, unseren heiligen Stein geben?"

Entschlossen blickte Tikani zur Silbernen, welche sofort wusste was sie machen mussten, um den Smaragd zu bekommen.  Die Heilerin schien nicht besorgt oder gar verzweifelt zu sein, dennoch konnte  Skyla einen Hauch von Überforderung sehen.

"Wir möchten keinen Ärger.", fing die große Kriegerin an. Onyx schnaubte. Evil schaute Ciara und den jungen Drachen hinter ihr freundlich an, als würde sie hoffen dass sie es doch noch friedlich klären könnten, und half der silbernen Drachin: "Das stimmt. Wir wollen nicht mit euch kämpfen und euch nicht verletzten. Aber wir brauchen den Kristall. Unbedingt." Sie verlieh ihrer Bitte einen so starken Nachdruck, dass der weiß-grüne Fremde tatsächlich aufmerksam lauschend die Ohren in ihre Richtung drehte. Verständnis blitzte für einen kurzen Moment in seinen Augen auf. Aber Ciara war immer noch strikt dagegen. 

"Wie kannst du dich nur mit solch einem Abschaum, diesen Dämonen, verbünden, Tikani?", spuckte die türkisfarbene Drachin der Heilerin förmlich ins Gesicht. Trauer breitete sich auf Tikanis Gesicht aus. Wahrscheinlich waren die Beiden gut befreundet gewesen, und nun musste sie gegen ihre Freundin kämpfen. Skyla hatte ein schlechtes Gewissen. Sie wollte keine Freundschaften zerstören.

Damit hätte ich rechnen müssen.

Wütend stürzte Onyx auf Ciara zu, bevor ihn irgendjemand abhalten konnte. Im Sprung warf er den Altar um, auf dem der Smaragd früher an diesem Tag gethront hatte. Mit einem lauten Scheppern zerbrach der Stein und zerbarst in tausende Teile. Der Weiße landete auf Ciara und warf sie zu Boden. Sie schrie auf und rollte sich zusammen, um ihre verletzliche Innenseite zu schützen. Knurrend fuhr der junge Fremde über Onyx' Flanke, doch der Krieger zuckte nur kurz zusammen. Die kurzen, stumpfen Krallen des Heilers konnten die festen Schuppen weder durchbohren, noch waren sie lang genug um zwischen die Hornplatten zu gelangen.

Mit dem Smaragd im Maul war der Drache nicht fähig, seine scharfen Schneidezähne und die schnabelähnliche Spitze seiner Schnauze zu nutzen, er musste sich auf seine Klauen verlassen. Obwohl sie den Kristall dringend brauchten, machte sich Skyla Sorgen um Ciara. Immer noch kreischte sie vor Schmerz und konnte sich wegen Onyx' massiger Gestalt, die auf ihr lag, nicht wehren. "Gib mir den Smaragd!", schrie der Weiße, während er mit seinen Krallen ihren Rücken zerfetzte. In seinen Augen funkelte der Wahnsinn. Er richtete sich auf, seine langen, gefletschten Zähne glänzten im schummrigen Licht.

Doch bevor er zum tödlichen Biss ausholen konnte, warf sich Skyla gegen ihn und riss ihn so von Ciara hinunter. Die beiden Krieger rollten einige Meter über den Boden und richteten sich schnell auf.

Wie besessen starrte er die Silberne an. Sie konnte hinter sich ein ängstliches Rufen der Heilerin hören. "Lauf, Lennox! Und pass auf den Stein auf!" Skyla bemerkte jedoch, dass der junge Fremde bei der Türkisenen blieb und besorgt die Wunden an ihrer Flanke begutachtete. 

"Wie kannst du nur?", knurrte Onyx. "Wir hätten den Smaragd gehabt, wenn du mich nicht davon abgehalten hättest!" Er peitschte wütend mit dem Schwanz. 

"Onyx. Ciara ist verletzt und der andere - Lennox - wird hier nicht rauskommen. Wir waren ihnen sowieso überlegen. Sie werden uns den Smaragd geben.", versuchte Skyla den Weißen zu beruhigen. Mit einem besorgten Blick auf die am Boden liegende Heilerin wandte sie sich ab. Es war, als wäre Onyx in eine Art Wahn verfallen. Die Silberne gesellte sich zu Evil, die neben Lennox und Tikani hockte. Nervös half die junge Drachin, Ciara zu versorgen, dabei huschten ihre Augen immer wieder zu dem weiß-grünen Heiler. 

Ciaras verschleierter Blick machte Skyla Sorgen. Um sie herum hatte sich eine kleine Blutlache gebildet, in der sich die Lichter der Feuer spiegelten. Skyla schaute hinüber zu Onyx. Arkady und er saßen in einer der Ecken und die Drachin sprach leise auf ihn ein. Ein paar Gesprächsfetzen konnte die Silberne jedoch verstehen. Immer noch wütend knurrte der Krieger: "Wir könnten die Beiden auch jetzt einfach töten und dann zu den Boten fliegen. Würde niemand bemerken." Zum Glück redete Arkady ihm den Vorschlag schnell wieder aus. 

Skyla schenkte ihre Aufmerksamkeit wieder Tikani, Evil, Ciara und Lennox. Mit geübten Bewegungen versuchten Tikani und der junge Heiler das Blut, das immer noch aus den Wunden der verletzen Drachin strömte, einzudämmen. "Onyx hat ihr sehr viele Schuppen herausgerissen und darunter mehrere verwundbare Stellen getroffen. Sie verliert eindeutig zu viel Blut. Lennox, kannst du bitte mal draußen nach irgendetwas suchen, was die Blutungen stillen könnte?", erklärte Tikani gerade. 

Lennox nickte und stand auf. "Bin gleich wieder da", murmelte er. "Ich komm mit!", rief Evil sofort und erhob sich auch. Als Skyla, Tikani und Lennox sie verwundert anschauten, fügte sie hinzu: "Ähm...ich denke mal, wie brauchen recht viel Zeug und alleine kriegt mal das nicht getragen. Außerdem ist die Chance, sich im Labyrinth zu verlaufen, geringer wenn man zu zweit ist. Obwohl - ich hab ja gar keinen Orientierungssinn...Ich komm trotzdem mit!" Evil lachte leise auf. 

"Wir gehen dann mal...", unterbrach Lennox die unangenehme Stille, die für ein paar Augenblicke geherrscht hatte, nur unterbrochen von den kläglichen Lauten Ciaras und dem Geflüster auf der anderen Seite des Raums. Die zwei verschwanden in dem engen Gang. Tikani seufzte. "Hoffen wir mal, dass sie schnell zurückkommen.", murmelte sie. "Zum Glück hat Onyx sie nicht am Hals erwischt."

Skyla warf einen kurzen Blick auf den Anführer des Blutstammes. Er war immer noch in eine Diskussion mit seiner Gefährtin vertieft und schien nicht einzusehen, warum er sich bei Ciara entschuldigen sollte. Anscheinend war es Onyx egal, wie viele Drachen umkommen mussten, um sein Ziel zu erreichen. 

Tikani presste ihre flachen, breiten Tatzen auf eine klaffende Wunde an Ciaras Schulter, um die Blutung zu mildern. Als die lederne Haut auf die türkisenen Schuppen auftraf, wimmerte die Drachin leise. Die Heilerin tat Skyla leid. Sie wusste dass sie den Smaragd brauchten - dass sie dafür kämpfen mussten - aber nur wenn es unvermeidbar war. Die Silberne schaute sich um. Der grüne Kristall lag nur einige Meter entfernt von ihr auf dem Boden. Sie könnten ihn sich einfach schnappen und weiter zu den Boten reisen. Ciara allein zurücklassen, Evil suchen und Tikani beim Lilienstamm und ihrer Familie leben lassen. 

Onyx würde das vermutlich so machen. Er würde Ciara hier sterben lassen. Ihm wäre es egal, ob Tikani mitkommt. Er würde einfach weitereisen.

Aber sie war nicht wie Onyx. Sie wollte nicht wie der Weiße sein. Sie würde keinen unschuldigen oder hilflosen Drachen sterben lassen, egal ob es sie von ihrem Ziel wegführen würde oder nicht.

(1329 Wörter)

Heyy ihr Backfischs! Ähhh ja...sorry dass nix mehr gekommen ist :(

Das Ende ist auch ein wenig weird, aber ich dachte mir dass ich wenigstens etwas hochlade, bevor ich zwei Wochen lang weg bin :3

Hoffe es hat euch gefallen, voted doch gerne und gebt (subjektives) Feedback, über Kritik freue ich mich natürlich auch :)

Eure Skylaaa <3


Dragonhearted - die sechs KristalleМесто, где живут истории. Откройте их для себя