Kapitel 14

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Die Drei schauten sich verwirrt an. Arkady löste sich aus der Hilfestellung und flog mit schnellen Flügelschlägen nach Nordosten. Es sah für Skyla ganz so aus, als wüsste die Drachin genau, wo sie hinwollte. Onyx war seiner Gefährtin schon hinterhergestürzt und redete leise auf sie ein.

Doch Arkady schien wie in einer Trance zu sein. Sie schien niemanden überhaupt im Geringsten zu bemerken, denn selbst als Evil wie eine nervige Stechmücke um ihren Kopf schwirrte, flog die Drachin einfach geradeaus weiter.

Nach einiger Zeit, sie hatten sich schon weit von ihrer eigentlichen Route entfernt, änderte Arkady die Richtung und zog die Flügel an. Sie steuerte auf einen recht großen Kreis aus Bäumen zu, die so etwas wie einen Ring bildeten. Skyla, die Onyx überholt hatte, ging ebenfalls in den Sturzflug und jagte der orangenen Drachin hinterher. Doch kurz bevor die Silberne Arkady im Fall eingeholt hatte, breitete diese panisch die Flügel aus und jaulte auf. Sie fiel noch einige Baumlängen, bis sie durch die Äste brach und unsanft auf dem schneebedeckten Boden aufkam. Schnee wirbelte umher, als sie aufprallte. Die Äste hatten ihren Fall wenigstens etwas abgebremst.

"Arkady!", rief Onyx ängstlich und landete so schnell wie es ging neben seiner Gefährtin. Er rannte zu ihr und stolperte dabei zweimal über seine eigenen Pfoten. Skyla und Evil erreichten einen Moment später auch den Boden. Onyx ging um Arkady herum und beschnupperte sie besorgt. Als sie die Augen öffnete, atmete er erleichtert auf. Skyla trat neben den Anführer und fragte: "Geht es dir gut, Arkady?" Diese nickte ein wenig benommen und rappelte sich auf. Verdattert wollte sie wissen: "W-was ist passiert?"

Evil hockte sich neben die auf dem Boden liegende Drachin. "Du...bist abgestürzt.", schlussfolgerte sie dramatisch, woraufhin Arkady auflachte.

"Das weiß ich ja. Aber ich kann mich nicht daran erinnern, wie wir hierhin gekommen sind...Das letzte, was ich mitbekommen habe war, dass mir schwindelig wurde." "Das ist eigenartig...du bist wie in eine Trance gefallen und hast gemurmelt, dass du wüsstest wo etwas oder jemand wäre, und dass du wüsstest, was du machen müsstest.", erklärte Skyla. Die Drachin ihr gegenüber sagte nichts und legte nachdenklich den Kopf schief. Dann leuchteten ihre gelben Augen plötzlich auf. "Ich weiß, was los war! Der Kristall...ähh...der Rubin-"

"Was ist damit?", wollte Onyx ruhig wissen. Skyla peitschte aufgeregt mit dem Schwanz. Bitte lass sie wissen wo der Kristall ist!

Arkady drehte sich um die eigene Achse und schaute sich um.

"Der Rubin ist hier."











;^)

Ungläubig starrten die drei Arkady an. "Bist du dir sicher?"

"Relativ. Es hatt sich angefühlt, als würde ich von diesem Ort angezogen worden. Ich hatte, kurz bevor ich in Trance gefallen bin, ein Bild im Kopf. So etwas wie eine Vision. Ich- Ich war auf diesere Lichtung hier. Und der Felsen dort-", sie deutete mit der Flügelspitze in die Mitte der Lichtung auf einen eckigen, recht großen Stein, "-war gespalten. Mitten im Fels, eingeschlossen, war etwas rot Schimmerndes."

Noch bevor Arkady fertiggesprochen hatte, war Skyla auf den rauen Stein zugegangen. Evil folgte ihr und umkreiste ihn neugierig. Der Fels war mit Moos und Flechten bewachsen und verwittert. Er war recht groß und reichte der Silbernen bis zur Schulter. Sie stellte sich auf die Hinterbeine und zog sich auf den Stein, um ihn besser untersuchen zu können.

Es war keine große Spalte oder Ähnliches zu sehen, in dem der Kristall womöglich feststecken könnte. Nur kleine, dünne Risse durchzogen ihn. Frustriert schlug Skyla mit der Schwanzspitze gegen den Felsen.

Sie waren dem Rubin ganz nah, er war nur noch wenige Meter von ihnen entfernt, doch sie konnten ihn nicht erreichen.

Onyx trat neben die Silberne, nachdem sie wieder heruntergesprungen war. "Wie geht es Arkady?", fragte Skyla ohne den Blick vom Stein abzuwenden. "Sie ist wieder munter. Seit sie in Trance verfallen ist, kann sie sich an nichts mehr erinnern. Evil erklärt ihr gerade alles." Nun wandte sie ihren Blick doch ab und schaute hinter sich, wo Arkady hockte und die dunkelgraue Drachin aufgeregt auf sie einredete.

Der Weiße schaute sich das Gestein ebenfalls genau an. "Es sieht nicht so aus, als könnten wir ihn irgendwie aufbrechen.", meinte er. Skyla stimmte zu. "Denkst du, dein Feuer ist stark genug, um den Stein zu schmelzen?", wollte sie nachdenklich wissen. Der Drache ihr gegenüber richtete sich auf, sah sie mit funkelnden Augen an und antwortete: "Natürlich. Was denkst du denn?"

Er trat einige Schritte zurück und Skyla machte ihm Platz. Zuerst ließ Onyx einige Rauchwölkchen in die Luft steigen, bevor er noch einmal tief durchatmete, Er riss sein Maul auf und eine helle, große Flamme schoss aus seinem Rachen heraus. Man konnte sehen, wie viel Kraft es die Echse kostete, das Feuer so lang zu halten.

Doch auch nach einigen Augenblicken hatte sich augenscheinlich nicht viel getan. Der Weiße stoppte und keuchte atemlos: "Ich kann nicht mehr. Die Kälte..." Evil trat neben den großen Drachen. "Oh, ist das etwa zu anstrengend für den großen Onyx?", neckte sie ihn. Dieser schnaubte nur abfällig und wollte stattdessen von Onyx wissen: "Warum probierst du es nicht selbst mal?"

Unwohl räusperte sich die Silberne und murmelte: "Ich habe mein Feuer noch nicht." Bedrückt schaute sie auf den Boden. "Heather sagt, es würde bald kommen." "Wenigstens zeigst du schon Vorzeichen!", beschwerte sich Evil lautstark. "Bei mir zeigt sich ja noch gar nichts!"

"Soll ich es vielleicht mal versuchen?", unterbrach Arkady die anderen ruhig. Skyla blickte die schmale Drachin an. Ihre gelben Augen strahlten eine zuversichtliche Wärme aus. Die Silberne nickte. "Fühlst du dich denn so gut, dass du es probieren willst?"

Als sie nickte, trat Evil beiseite und Arkady stellte sich vor den Felsen. Die Drachin entspannte sich, während Skyla nervös hin und herging.

Dann holte Arkady tief Luft. Das Feuer, das aus ihrem Maul flammte, war blau, weiß und hellgelb, an den Spitzen züngelten die Farben orange und rot. Es hieß, je weißer die Flamme, desto stärker der Drache. Die Flamme traf mit ihrem heißesten Teil auf das Gestein. Langsam aber stetig wärmte sich der Felsen immer weiter auf, bis er irgendwann rot glühte und brüchig wurde. Die kleinen Risse des Felsens brachen auf und der Stein explodierte. Skyla hielt sich die Flügel schützend vor den Kopf, um sich vor den umherfliegenden Gesteinsbrocken zu schützen. Rauch stieg auf und vernebelte die Sicht. Hustend wehte Evil den Rauch mit ihren Flügeln weg.

Das einzige, was noch an der Stelle des ehemaligen Felsens lag, war ein glänzend roter, faustgroßer Kristall.


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Dragonhearted - die sechs KristalleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt