Kapitel 21

19 5 21
                                    

Als Skyla aus dem Tunnellabyrinth trat, überwältigte sie beinahe die frische Waldluft, die dort draußen herrschte. Im Gegensatz zu dem stickigen Zeug im Tempel, dass duch die Lungen der Silbernen geströmt war, fühlte es sich im Grünen plötzlich an wie in einer anderen Welt.

Sie blinzelte. Hinter ihr kletterten gerade Evil, Tikani und Arkady zwischen den Felsbrocken aus der Dunkelheit hervor. Auch die drei stoppten überrascht am Ausgang und atmeten tief durch. "Woah", kam es von Evil. Doch die junge Drachin schien etwas anderes bemerkt zu haben. "Wonach- wonach riecht es hier?". Sie reckte ihre schmale, spitze Schnauze in die Luft und schnupperte. 

Übermütig lief Evil in die Richtung, aus der der Geruch anscheinend kam. Als das Gebüsch vor ihr raschelte, schreckte sie jedoch ein wenig zurück. 

Eine Weiße, große Kreatur zwängte sich mit einem toten Pavian im Maul aus dem Dickicht hervor. Evils Augen leuchteten auf. "Essen!", rief sie begeistert und sprang auf Onyx zu. Der große Drache legte die Beute unsanft in die Mitte der Tempellichtung. So wie es aussah, hatte Onyx noch ein wenig mit dem Säuger gespielt bevor er ihn schlussendlich getötet hatte. Er war voller kleiner Wunden, die nicht unbedingt nötig gewesen wären. Anscheinend schien der Weiße Spaß daran zu haben, seine Beute zu quälen.  

 Evil stürzte auf den Affen zu, doch  Skyla hielt sie mit dem Schwanz zurück. "Lass Onyx erstmal etwas essen. Ich weiß, du hast Hunger. Aber er hat die Beute schließlich erlegt." 

Mit einem Blick, der anscheinend so etwas wie Dankbarkeit zeigen sollte, nickte Onyx der Silbernen zu. Oh, der Herr zeigt mal emotionen. Und ist sogar nett, schoss es Skyla durch den Kopf. Aber das Dankbarsein müssen wir nochmal üben.

Der Weiße hockte sich mit dem Pavian auf einen der auf dem Platz verstreuten Steine, während es sich die Anderen auch auf der Lichtung bequem machten. Alle, außer Tikani.


Die Heilerin hatte sich gar nicht erst hingelegt, sondern verkündete nun: "Ich werde mir auch Etwas zu Essen beschaffen." Verwirrt entgegnete Skyla: "Aber Onyx hat doch gerade gejagt Tikani. Der Affe ist zwar nicht gerade groß, aber es ist genug Fleisch für uns alle da."

Doch Tikani lehnte strikt ab. "Bin gleich wieder da.", murmelte sie nur noch, bevor sie im dichten Urwald verschwand. 

"Ich versteh' diese Heiler nicht. Die spinnen doch.", murrte Onyx kopfschüttelnd. Wenn der Anführer des Blutstammes hungrig war, war er noch unausstehlicher als er sowieso schon war. Arkady lachte leise. "Lass sie doch so leben wie sie wollen, mein Lieber." 

Genau. Mach du wie du denkst und lass die anderen mal ihr Ding machen.

Evil fügte hinzu: "Arkady hat Recht. Außerdem, was hast du gegen Tiki? Sie ist echt nett!"

"Du hast ihr schon einen Spitznamen gegeben?", hakte Arkady erstaunt nach. "Ähhm...klar.", lachte Evil ein wenig nervös. "Für dich habe ich ja auch schon lange einen." Skyla und die orangefarbene Drachin prusteten los. Die Silberne war sich selbst nicht ganz sicher, warum sie lachten, doch Evil hatte dies so lustig gesagt. Währenddessen riss Onyx, emotionslos wie immer, weiter Fleischstücke aus der Beute. 

Als der Anführer seine Mahlzeit beendet hatte, war Tikani immer noch nicht zurückgekehrt. Die Sonne verschwand schon langsam hinter den großen Bäumen und der Schnee glitzerte golden. 

Wir müssen echt lang im Tempel gewesen sein. Es war erst kurz nach Sonnenhoch, als wir vom Lilienstamm losgeflogen sind.

Doch plötzlich sprang die Silberne panisch auf. "Onyx! Wo ist der Kristall?"


Der Weiße schaute von der Beute auf, die er gerade vor seine Gefährtin gelegt hatte. "Drachenmist.", fluchte er. Nun auch besorgt fragte Arkady: "Du hast ihn doch nicht etwa verloren, oder?" 

Dragonhearted - die sechs KristalleWhere stories live. Discover now